Herne. . Etwa 80 Herner haben über die Möglichkeit eines Stadtwalds auf der Zechenbrache General Blumenthal in Wanne-Süd diskutiert. Das sind die Ideen.

Der Raum platzte aus allen Nähten, rund 80 Bürger waren der Einladung Heinrich Kills gefolgt, der am Donnerstagabend in der Gaststätte „Meistertrunk“ seine Idee vorstellte, auf dem Gelände der ehemaligen Zeche General Blumenthal einen Stadtwald anzulegen.

Das etwa 80 Hektar große Areal liegt bereits seit einiger Zeit brach. Die Stadtverwaltung plant dort Gewerbe anzusiedeln. Ein Vorhaben, das Kill sauer aufstößt. Der Rechtsanwalt ist in der Nähe der Zeche, unweit des ehemaligen Kohlekraftwerks Shamrock aufgewachsen, weswegen ihm die Zukunft des Gebiets besonders am Herzen liege, wie er betont. Seine Kritik an den Plänen der Stadt begründet er mit einer Klimaanalyse der Stadt Herne aus dem vergangenen Jahr, in der von einer weiteren Bebauung auf Wanner Stadtgebiet abgeraten werde. Um die schlechte Luftqualität zu verbessern, sollten Freiflächen stattdessen begrünt werden, so das Ergebnis der Studie. So könnten, insbesondere in Ballungsräumen wie Wanne, Stickoxide aus der Luft gefiltert werden.

Das stillgelegte Kraftwerk Shamrock. Es soll im Zuge der Erschließung des Blumenthal-Geländes abgerissen werden, doch die Kosten dafür liegen in zweistelliger Millionenhöhe.
Das stillgelegte Kraftwerk Shamrock. Es soll im Zuge der Erschließung des Blumenthal-Geländes abgerissen werden, doch die Kosten dafür liegen in zweistelliger Millionenhöhe. © Blossey

Für Kill ein klares Argument für einen Stadtwald: „Aus der Klimaanalyse geht eindeutig hervor, dass eine Bebauung des Geländes die ohnehin ausbaufähige Klimabilanz der Stadt erheblich verschlechtern würde.“ Für ihn liegen die Vorteile einer möglichen Aufforstung der Brachfläche auf der Hand. Ein Stadtwald sei nicht nur kostengünstiger als eine Bebauung, sondern böte auch einen Mehrwert an Lebensqualität: „Wenn man diese Fläche aufforsten würde, könnte man einen echten Hotspot schaffen, der die verschiedenen Grünflächen in Herne und Wanne verbindet.“

Keine Front gegen die Stadt

Derselben Meinung ist Klaudia Scholz, Vertreterin der Herner Linken im Umweltausschuss: „Uns wurden drei Studien zur Verfügung gestellt, die allesamt von einer weiteren Bebauung abraten. Herne hat schon jetzt deutschlandweit die höchste Rate an Krebserkrankungen, die erwiesenermaßen auch auf die schlechte Luftqualität zurückzuführen sind.“

Klaudia Scholz engagiert sich für die Schaffung eines Stadtwalds.
Klaudia Scholz engagiert sich für die Schaffung eines Stadtwalds. © Ingo Otto

Gemeinsam kamen Kill und Scholz deshalb auf die Idee, eine Bürgerinitiative zu gründen, die sich für einen Stadtwald stark macht. In den kommenden vier bis sechs Wochen wolle man gemeinsam mit Anwohnern und interessierten Bürgern Ideen entwickeln, wie man sich für dieses Vorhaben einsetzen könne. Was beide betonen: Es gehe nicht darum, eine Front gegen die Stadtverwaltung zu bilden, viel mehr wolle man sich noch intensiver mit der Thematik auseinandersetzen, um an einer gemeinsamen Lösung zu arbeiten. „Wenn die Stadt ihr endgültiges Konzept vorstellt, möchten wir vorbereitet sein. Es geht darum, dass so ein Projekt nicht über die Köpfe der betroffenen Anwohner hinweg beschlossen wird“, so Scholz. Dafür wolle man in den nächsten Wochen beispielsweise Ortsbegehungen und Expertenrunden organisieren, zu denen auch Oberbürgermeister Dudda eingeladen werden solle.

Unter den anwesenden Bürgern stieß die Idee auf Zustimmung. Ein Großteil trug sich in Unterschriftenlisten ein, um weiterhin über den Fortschritt informiert zu werden. So auch Ruth Gerth, die sich bereits für vergleichbare Projekte einsetzt: „Ich halte das für eine ganz tolle Idee. Wir müssen uns engagieren, um in der Bevölkerung das Bewusstsein für den Umweltschutz zu stärken. Meiner Meinung nach ist es nicht dienlich, den Klimaschutz gegen mögliche Arbeitsplätze, die eine Bebauung schaffen würde, aufzuwiegen.“

Auch Klaudia Scholz zeigte sich begeistert von der Resonanz: „Wir hatten schon Angst, dass keiner kommen würde, dann hätten wir die Idee eingestampft. Dass aber schon beim ersten Treffen heute so viele Leute da waren, zeigt uns, dass das Interesse da ist. Ich bin optimistisch, dass es jetzt weitergeht.“

Stadt: Vernetzung von Grünflächen steht im Fokus

Die Stadt hat im vergangenen Oktober den offiziellen Startschuss zur Entwicklung des Geländes gegeben.

Eine Botschaft: Neben der Ansiedlung von kleineren Gewerbebetrieben steht eine Vernetzung von Grünflächen sowie eine fahrrad- und fußgängerfreundliche Gestaltung im Fokus der Entwicklung.

Der OB stellte Blumenthal vor wenigen Tagen bei der Immobilienmesse Mipim in Cannes vor.