Herne. . Umweltschützer des BUND führen zu Plätzen in Herne, wo Schotter und Kies statt Pflanzen das Bild bestimmen und üben scharfe Kritik.
„Unter tonnenschweren Steinen erlischt das Leben“, sagt Hiltrud Buddemeier. Der 78-jährigen BUND-Vorsitzenden und dem 61-jährigen BUND-Mitglied Ruth Gerth fallen unisono nur ein einziger Ausdruck ein, als sie die Steinwüste rund um die Akademie in Sodingen unter die Lupe nehmen: „Grauenhaft.“ Dieses Gelände sei das krasseste Beispiel in der Stadt, „das hier ist so etwas von unökologisch, das geht gar nicht“, kritisiert Hiltrud Buddemeier. Insekten und Vögel hätten hier keine Chance, außerdem seien Schotterflächen wie die an der Akademie ganz übel für das Stadtklima.
Ungünstig fürs Stadtklima
Die Umweltschützer, in diesem Fall auch Klimaschützer, machen sich Sorgen um Klimaveränderungen in Herne durch die Vernichtung von atmendem, lebendem Boden. „Viele Steine gibt es und wenig Grün“, meint das Frauenduo.
Nicht nur auf öffentlichen Flächen, sondern gerade auch in privaten Gärten und Vorgärten seien Steine im Vormarsch: „In manchen Herner Straßen scheint es ansteckend zu sein. Die Vorgärten werden zu Steinwüsten, in denen einige kümmerliche Gräser ihr Dasein fristen“, meinen die Naturschützerinnen. Ganz schlimm finden sie die in Stahldrähte „eingekerkerten“ Steine, wie sie es ausdrücken. Diese sogenannten Gabionen trügen ebenfalls dazu bei, dass sich die Stadt noch mehr aufheize. Das fehlende Grün könne weder Feuchtigkeit aufnehmen noch abgeben.
Ein Trugschluss vieler Gartenbesitzer, aber auch öffentlicher Gartenflächen wie der Stadt Herne sei es, dass die Schotterflächen leichter zu pflegen seien: „Nach einer gewissen Zeit wachsen auch hier Pflanzen und Kräuter. Dann geht Stadtgrün dort mit Flammenwerfern vor.“ Das Stadtklima verschlechtere sich durch diese Art von Gestaltung. Die Steine erhitzten sich am Tag und gäben die Wärme nachts wieder ab. „Steine verdunsten keine Feuchtigkeit, geben keinen Schatten, keinen Windschutz, produzieren keinen Sauerstoff. Vögel und Insekten finden ernährungslose Einöden vor“, erläutert Hiltrud Buddemeier weiter.
Auch jeder Vorgarten habe Auswirkungen auf das Stadtklima. Weitere öffentliche Flächen, die „versteinert“ seien, seien am Denkmal an der Holsterhauser Straße zu finden, an der VHS an der Wilhelmstraße, an der Kleingartenanlage Eickeler Straße und am Neumarkt in Herne Mitte, wo man im Zuge des Umbaus Pflanzenbeete mit Schotterflächen angelegt habe.
Politik gegen Steine-Trend
Dreiviertel aller neu angelegten Vorgärten würden mittlerweile dem Steine-Trend zum Opfer fallen. In Dortmund und Essen gebe es bereits Ratsbeschlüsse gegen die Versteinerung von (Grün-)Flächen. Es gehe schließlich auch anders, sagen die BUND-Vertreterinnen und verweisen auf die Beete an der Bebelstraße in Herne-Mitte und auf den Kreisverkehr an der Wilhelmstraße in Wanne.