Herne. . „Glück gehabt!“ Auf diesen kurzen Nenner bringt Thomas Müller seine Gefühle. Er ist einer jener rund 430 Herner, die bei Opel in Bochum arbeiten. Müller hat Glück, weil er ab 1. Januar in Werk 3 anfangen kann, im Ersatzteillager.

„Glück gehabt!“ Auf diesen kurzen Nenner bringt Thomas Müller seine Gefühle. Er ist einer jener rund 430 Herner, die bei Opel in Bochum arbeiten - und für die der letzte Arbeitstag nach der beschlossenen Schließung des Werks nun immer näher rückt und damit sehr konkret wird. Müller hat Glück, weil er ab 1. Januar in Werk 3 anfangen kann, im Ersatzteillager. Die Zusage auf seine Bewerbung kam am Samstag vergangener Woche.

„Die Erleichterung war schon sehr groß“, gesteht Müller. Es gibt eine Bestandsgarantie bis zum Jahr 2020, das heißt: Fünf Jahre fast das gleiche Gehalt, fünf Jahre fast die gleichen Rentenansprüche. Die Erleichterung mag aber auch deshalb so groß gewesen sein, weil Müller sich selbst als „opel-bekloppt“ bezeichnet. Er machte bei einem Opel-Haus seinen Kfz-Mechaniker, fuhr immer Opel und fing vor 25 Jahren im Bochumer Werk an. Im Februar feierte Müller also sein „Silberjubiläum“ - unter den gegebenen Umständen alles andere als ein Feiertag. Das Unternehmen „spendierte“ eine Urkunde, ein Foto und drei Tage Sonderurlaub.

Sicherer Job der Ehefrau gab Halt

Müller arbeitete zuletzt in der Arbeitsvorbereitung. Sein Team steckte auf Außenspiegel die Kappen in der richtigen Farbe, damit die Spiegel am Band nur noch eingebaut werden müssen. Weil sich Müller einer - geplanten - Operation am Knie unterziehen musste, hatte er schon sein persönliches Erlebnis mit dem Opel-Aus - das auch nach seiner Auffassung völlig unnötig ist. „Der Zafira ist das einzige Auto, mit dem Opel Geld verdient“, betont er. Am 19. September räumte Müller seinen Arbeitsplatz. „Ein komisches Gefühl“ sei es gewesen, den Spind auszuräumen. Das Radio, der Kaffeebecher - die letzten zehn Jahre seien an ihm vorübergezogen. Wenn er wieder ohne Krücken laufen könne, werde er die alten Kollegen womöglich nochmal besuchen.

Bei den Gesprächen mit ihnen in den vergangenen Wochen meinte Müller, ein klein wenig Neid wahrgenommen zu haben. Denn auch diese Wahrheit gehört zu Müllers Situation. Als das Aus für das Werk endgültig feststand, rechneten er und seine Frau die Finanzen durch. Das Ergebnis: Im ungünstigsten Fall hätte seine Frau mit ihrem sicheren Job die Familie - der Sohn wird 14 Jahre - ernähren können. Es gähnte also kein finanzielles Loch, wie es vielleicht bei Alleinverdienern mit einem nicht abgezahlten Haus der Fall ist. Wobei als erstes Netz sowieso die Opel-Transfergesellschaft dient.

Doch der hätte Müller sowieso nicht vertraut. Er hätte sich Arbeit gesucht. „Ich wäre nicht zu Hause geblieben.“ Er misstraut der Einschätzung, dass Opelaner als Facharbeiter gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben. Es werde nicht so einfach schon irgendeine neue Stelle kommen. Und deshalb sagt es so bestimmt: „Glück gehabt.“