Herne. . Vom Hochbunker bis zum Hallenbad: Die Stadt besitzt verschiedenste leer stehende Immobilien. Politiker sind darüber zum Teil ganz froh.
Seit zehn Jahren steht es nun leer: das ehemalige Stadtarchiv an der Eickeler Straße. Mit einem Zaun gesichert, wird das Grundstück drumherum zurzeit besonders an Markttagen als Parkplatz genutzt. Ansonsten tut sich dort nichts. Kein schöner Anblick am Rande des Eickeler Ortskerns. Interessenten, die das marode Gebäude abreißen und die Fläche bebauen wollten, hat es nach Auskunft der Stadt schon gegeben. Doch das Problem ist die Nähe zum Evonik-Werk, wodurch die sehr strengen Schutzbestimmungen der Seveso III-Richtlinie gelten. Es müsse deshalb in jedem Einzelfall geprüft werden, was dort wie möglich sei – wie es zum Beispiel auch beim benachbarten Edeka-Markt geschehen sei, so Stadtsprecher Christoph Hüsken auf Anfrage der WAZ.
Funktion von Landmarken
Das alte Stadtarchiv ist nicht die einzige leer stehende Immobilie der Stadt. Das Spektrum reicht dabei vom Hochbunker am Hauptbahnhof Wanne-Eickel über diverse Schulgebäude bis zum ehemaligen Katasteramt in Eickel und dem ehemaligen Hallenbad Am Solbad in Eickel. Die Nutzungsperspektiven seien dabei sehr unterschiedlich, so Christoph Hüsken. „Der Gasometer auf dem Hiberniagelände nahe Decathlon und der Hochbunker am Wanner Hauptbahnhof haben eher die Funktion von Landmarken.“ Eine Folgenutzung oder eine Vermarktung seien für diese beiden Gebäude eher unwahrscheinlich.
Anders dagegen das ehemalige Katasteramt: Das Gebäude samt Grundstück soll verkauft werden; die evangelische Kirchengemeinde Eickel möchte ebenfalls ihr danebenliegendes Gemeindehaus veräußern, so dass dort ein neuer Komplex entstehen könnte. Pläne hat es dazu schon gegeben. Nach den Sommerferien will die Stadt mit einem Dossier in die Vermarktung gehen, so Christoph Hüsken. Verkaufen möchte die Stadt auch Gebäude und Grund des Spielezentrums an der Jean-Vogel-Straße – sobald es nach dem Umbau in die Hauptschule Hölkeskampring umgezogen ist.
Bei vielen der leer stehenden städtischen Gebäude handelt es sich um Schulen – für die es unterschiedliche Überlegungen gibt. So soll die Dependance der Josefschule an der Karlstraße zur Neubebauung mit Wohnungen verkauft werden; bereits veräußert ist die ehemalige Zweigstelle des Berufskollegs an der Manteuffelstraße.
Ausweichquartier für VHS
Vorbereitet wird von der Stadt zurzeit auch der Verkauf der ehemaligen Kindertagesstätte an der Michaelstraße ein Bickern; die Kita ist bekanntlich Ende 2016 in die ehemalige Königin-Luisen-Schule umgezogen. Untergebracht ist in dem denkmalgeschützten Gebäude auch die städtische Familien- und Erziehungsberatungsstelle.
Für weitere leer stehende Schulgebäude gibt es zumindest vorerst neue Nutzungen: So wird die ehemalige Grundschule James-Krüss – die Schule ist mit der Grundschule Flottmannstraße zur Kolibri-Schule fusioniert – noch bis 2019 Ausweichstandort für die VHS sein, so lange im Kulturzentrum, dem Herner Standort der VHS, noch Brandschutzmaßnahmen laufen.
Politiker froh über Raumpuffer
Thomas Reinke (Grüne), Vorsitzender des Immobilienausschusses und Manuela Lukas, Sprecherin der SPD in dem Gremium, sind über weitere leer stehende Schulen wie die am „Drögenkamp“, die Astrid-Lindgren-Schule (Hedwigstraße) und die Janoschschule (Bismarckstraße) geradezu froh: Wegen der großen Zahl an Seiteneinsteigern und des Ausbaus des Offenen Ganztags würden mehr Räume gebraucht, und im Zuge der Schulmodernisierungen sei damit zu rechnen, dass Klassen, Stufen oder auch Schulen vorübergehend umziehen müssten. Thomas Reinke warnt generell davor, alles zu veräußern, wobei es ihm weniger um die Gebäude als um die Flächen gehe: „Wer weiß, wozu wir sie in Zukunft noch brauchen.“
Wirtschaftlichkeit im Blick behalten
Wichtig sei es, bei allem die Wirtschaftlichkeit im Auge zu behalten, betont Manuela Lukas und weist auf die Immobilienflächenkonferenz hin, in der Fachämter übergreifend prüfen, was mit den einzelnen Immobilien möglich ist. „Die Immobilien insgesamt, auch die, die in Betrieb sind, machen im städtischen Haushalt nach dem Personal die größten Kosten aus.“ Die leer stehenden Gebäude bereiteten ihr da keine schlaflosen Nächte. Sowohl Reinke als auch Lukas begrüßen die künftige Nutzung der Görresschule in Röhlinghausen durch die Fachhochschule für öffentliche Verwaltung Gelsenkirchen. Zwiespältig sehen sie einen möglichen Denkmalschutz für das alte Hallenbad in Eickel: „Ich habe da keine Idee“, so Reinke. Manuela Lukas ist etwas optimistischer: „Wenn es einen Investor gibt, der daraus was macht, fände ich das klasse.“