Herne. . 2013 schien der Abriss der Königin-Luisen-Schule besiegelt. Am Montag feierte die Stadt Wiedereröffnung. Kosten des Umbaus: 7,1 Millionen Euro.

  • Stadt feiert nach aufwendigem Umbau die Wiederöffnung der Königin-Luisen-Schule in Bickern
  • Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes kostete mit 7,1 Millionen Euro deutlich mehr als geplant
  • Kita Michaelstraße und Schul- und Familienberatungsstelle sind neue Nutzer der alten Hauptschule

„Der Abriss der Königin-Luisen-Schule ist besiegelt“ – so berichtete die WAZ im Dezember 2013. Knapp 40 Monate später und nach einer 7,1 Millionen Euro teuren Sanierung hat die Stadt am Montag mit großem Bahnhof in dem denkmalgeschützten Gebäude an der Wilhelmstraße 88 Wiedereröffnung gefeiert. „Heute ist ein sehr besonderer Tag“, sagte Michael von der Mühlen, Staatssekretär im NRW-Bauministerium und Ehrengast. Das Land hatte bekanntlich Ende 2014 mit einer „für die Stadt überraschenden Förderzusage“ (OB Dudda) für die Wende gesorgt.

Das Dachgeschoss der ehemaligen Volks- und Hauptschule wurde für die Schul- und Familienberatungsstelle erstmals ausgebaut.
Das Dachgeschoss der ehemaligen Volks- und Hauptschule wurde für die Schul- und Familienberatungsstelle erstmals ausgebaut. © Jürgen Theobald

Nach dem offiziellen Teil im benachbarten Pluto-Zentrum konnten sich die geladenen Gäste bei einer Führung durch die Bickerner Schule vom Gelingen des Umbaus überzeugen. Die Kita Michaelstraße war mit ihren sechs Gruppen schon im November eingezogen, in der vergangenen Woche folgte die bisher an der Wanner Ludwigstraße angesiedelte Schul- und Familienberatungsstelle.

Dachgeschoss wurde ausgebaut

Das Dachgeschoss der ehemaligen Volks- und Hauptschule wurde für die Schul- und Familienberatungsstelle erstmals ausgebaut.
Das Dachgeschoss der ehemaligen Volks- und Hauptschule wurde für die Schul- und Familienberatungsstelle erstmals ausgebaut. © Jürgen Theobald

Große Herausforderungen stellten nicht zuletzt der kindgerechte Umbau des Denkmals (wir berichteten) und der erstmalige Ausbau des Dachgeschosses dar, das nun auch wie der zweite Stock von den Beratungsstellen belegt wird. Hinter dem Gebäude wurde ein gläserner Anbau mit Aufzug errichtet.

Michael Schulz (Gebäudemanagement) informierte über Geschichte und Umbau des Hauses, Annette Frenzke-Kulbach (Jugendverwaltung) über die künftige Nutzung. OB Dudda betonte, dass die Sanierung ein gutes Zeichen dafür sei, das Herne trotz der Haushaltslage wichtige und notwendige Maßnahmen angehe. Die neue Nutzung sei eine bedeutende Investition in ein zukunftsorientiertes Herne sowie ein starkes Signal für den Bezirk Wanne.

3800 Quadratmeter Nutzfläche

Die Sanierung habe aber „die eine oder andere Überraschung“ bereit gehalten, sagte Dudda unter Verweis auf statische und bauliche Probleme. Die von der Politik harsch kritisierten hausgemachten Pannen verschwieg er allerdings. So waren unter anderem bei der Kostenplanung die Kücheneinrichtung für die Kita und die Telefonanlage fürs gesamte Haus „vergessen“ worden.

Unterm Strich war die Sanierung rund 1,1 Millionen Euro teurer als veranschlagt. 4,2 der 7,1 Millionen Euro trägt das Land, 2,9 Millionen Euro die Stadt. Weitere Zahlen: Der Kita und den Beratungsstellen stehen jeweils 1900 Quadratmeter Nutzfläche zur Verfügung. 80 Firmen waren am Umbau beteiligt; Aufträge an Herner Unternehmen hatten ein Volumen von 2,1 Millionen Euro.

Keine Einladung für Wanne-Eickeler Gesellschaft

Unter den rund 60 Eröffnungsgästen waren vor allem Vertreter aus Politik und Verwaltung. Die Gesellschaft für Heimatkunde Wanne-Eickel hatte dagegen keine Einladung von der Stadt erhalten. Die Gesellschaft und insbesondere ihr Mitglied Günter Varney hatten 2013/14 den Protest gegen den vom städtischen Gebäudemanagement bereits vorgeschlagenen Abriss der Schule organisiert.

„Wir freuen uns, dass die Königin-Luisen-Schule erhalten bleibt und auf diese Weise genutzt wird“, erklärte Frank Sichau, Vorsitzender der Gesellschaft, am Montag auf Anfrage.

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Bei dem offiziellen Teil im Pluto-Stadtteilzentrum beleuchtete die Stadt die Geschichte der ehemaligen Volksschule an der Wilhelmstraße.
Bei dem offiziellen Teil im Pluto-Stadtteilzentrum beleuchtete die Stadt die Geschichte der ehemaligen Volksschule an der Wilhelmstraße. © Jürgen Theobald

Die Königin-Luisen-Schule wurde 1910 erbaut, im 100. Todesjahr der Preußenkönigin Luise. Sie war zunächst eine evangelische Volksschule.

Ende des 2. Weltkriegs wurde die Frauenklinik des St. Joseph-Krankenhauses vorübergehend in die Schule verlagert; der Musiksaal diente als Kreißsaal.

1968 wurde die Schule Gemeinschaftshauptschule. Die Eintragung in die Denkmalliste erfolgte 1990. Die letzten Schüler zogen im Sommer 2013 zur Gustav-Adolf-Schule um.

Bürger wie Günter Varney und die Gesellschaft für Heimatkunde liefen Sturm gegen den drohenden Abriss. 2014 signalisierte das Land überraschend, den Umbau zur Jugendhilfeeinrichtung zu fördern.

KOMMENTAR

Mit dem Umbau der Königin-Luisen-Schule hat die Stadt einen Volltreffer gelandet – für die Nutzer, den Denkmalschutz, den Ortsteil und seine Menschen. Ein Abriss dieses stadtteilprägenden Gebäudes wäre eine Schande gewesen. Nicht auszudenken, wenn das Land nicht doch noch die Fördertöpfe geöffnet hätte.

Dass die Stadt am Montag unrühmliche Begleiterscheinungen der Sanierung weitgehend ausklammerte – geschenkt. Dass allerdings Bürger beziehungsweise die Gesellschaft für Heimatkunde, die sich für den Erhalt dieses Schmuckstücks stark gemacht hatte, nicht mal eine Einladung zur Eröffnung erhielt, ist schlechter Stil.