Nach dem Umzug von der Eickeler Straße in das Kulturzentrum ist Manfred Hildebrandt um das Stadtarchiv nicht mehr bange. "Hier wurde alles getan, was möglich ist", sagt er. "Wir sind sicher."

Sieht das Archiv im Kulturzentrum gut aufgehoben: Manfred Hildebrandt. Allein wegen des Gewichts des Archivbestandes waren im KuZ besondere Vorkehrungen nötig. Fotos: WAZ, Archiv
Sieht das Archiv im Kulturzentrum gut aufgehoben: Manfred Hildebrandt. Allein wegen des Gewichts des Archivbestandes waren im KuZ besondere Vorkehrungen nötig. Fotos: WAZ, Archiv © Winfried Labus

Urkunden, Dokumente, Akten, Zeitungsbände, Adressbücher, Stadtpläne, Fotos, Plakate, Nachlässe und vieles mehr: Ein Stadtarchiv ist das Gedächtnis einer Kommune. Was dort aufbewahrt wird, ist unersetzlich, der materielle Wert fällt fast weniger ins Gewicht als der ideelle und kulturhistorische. Auch wenn nicht gerade in unmittelbarer Nähe eine neue U-Bahn gebaut wird: Manch ein Archivar im Land wird nach dem Zusammenbruch des Historischen Stadtarchivs in Köln auch einen besorgten Blick auf Böden und Wände seiner Einrichtung geworfen haben.

Manfred Hildebrandt, Leiter des Herner Stadtarchivs, hat das einige Jahre lang getan. Das Domizil in der 130 Jahre alten Johannesschule in Eickel platzte nicht nur aus allen Fugen: Der Holzfußboden ächzte unter dem enormen Gewicht der Archivalien und schlug Wellen. Als Feuerwehr, Statiker und Ordnungsamt zu dem Schluss kamen, die Situation sei buchstäblich nicht mehr tragbar und ein Umzug fällig, waren die Mitarbeiter erleichtert: "Endlich können wir guten Gewissens zur Arbeit gehen und müssen nicht befürchten, beim nächsten Schritt zwei Stockwerke tief durch die Decke zu fallen", sagte Hildebrandt damals.

Seit dem Frühjahr 2008 logiert das Stadtarchiv Herne nun in der ersten Etage des Kulturzentrums am Willi-Pohlmann-Platz, ein großer Teil der nicht ständig benötigten Archivalien ist im Keller untergebracht. "Das Gebäudemanagement hat wirklich alles getan, damit wir unsere Bestände sicher aufbewahren können", betont Manfred Hildebrandt. Dazu waren einige unerwartete Vorkehrungen nötig, die den Umzugstermin verzögerten: Der Sockel des KuZ musste an einigen Stellen verstärkt werden, um die Lasten von Archivalien und Regalsystemen tragen zu können, es wurde ein Versorgungsschacht entdeckt, zu dem Abstand zu halten war, erinnert sich Horst Tschöke, Leiter des Gebäudemanagements. "Es ist hier getan worden, was eben möglich war", bestätigt Hildebrandt, "vom Brandschutz bis zum Einbau eines Warnsystems vor Wassereinbrüchen".

Auf einige Stücke gebe das Archiv trotzdem besonders Acht und manches sei auch versichert: "Aber letztlich - was nutzt eine Versicherung. Sie kann die 1000 Jahre alte Urkunde nicht wieder zurückbringen", so Hildebrandt. Und: "Wie lässt sich ein ideeller Wert überhaupt in eine Geldsumme umrechnen?"

Wenn sich auch ein letztes Restrisiko nie ausschließen lässt - für sein neues Stadtarchiv im Kulturzentrum ist Manfred Hildebrandt beruhigt: "Wir sind sicher."