Wanne-Eickel. . In absehbarer Zeit sollen das Vermessungs- und Katasteramt und das benachbarte Gemeindehaus der evangelischen Johanneskirche abgerissen werden.
Gesprochen wird darüber in Eickel schon seit Jahren, jetzt wird es konkret: Auf absehbare Zeit soll das Gebäude an der Richard-Wagner-Straße 10, in dem das Vermessungs- und Katasteramt unterbracht sind, abgerissen werden und Platz machen für ein Wohnprojekt. Mehr noch: Auch das benachbarte Gemeindehaus und der Saal der evangelischen Kirchengemeinde Eickel soll zu diesem Zweck weichen. Stadt und Kirche ziehen dabei an einem Strang.
Und das ist gut so, denn: Die beiden Grundstücke liegen in Eickel an einer absolut exponierten Stelle, wie ein Eingangstor zum Zentrum, in direkter Nachbarschaft von Johanneskirche und Eickel-Center. Aus Südosten fährt man direkt darauf zu. Sowohl Stadt als auch Kirchengemeinde sind sich dieser Tatsache sehr wohl bewusst und sich einig, dass dort kein 0815-Gebäudekomplex entstehen soll: „Wir haben eine Verantwortung dem Stadtteil gegenüber, über unsere eigene Interessenlage hinaus“, formuliert das Pfarrer Jörg Zogass. Achim Wixforth, Leiter des Fachbereichs Stadtplanung und Bauordnung, sieht das genauso: „Wir möchten, dass dort etwas Beispielhaftes entsteht“, betont er. Deshalb sollen erste Entwürfe und Pläne auch im eigenen Fachbereich entwickelt werden; durch Kontakte zu Hochschulen sollen Ideen von außen dazukommen.
Verwaltungsgebäude völlig „unzeitgemäß“, Gemeindehaus zu teuer
Die Motive für einen Abriss der beiden Gebäude sind ähnlich: Die Räume des städtischen Amtes „sind absolut nicht mehr zeitgemäß“, so Wixforth. Zudem gibt es bekanntlich Pläne der Stadt, die technischen Fachbereiche an einem Ort zu konzentrieren. Die evangelische Kirchengemeinde ächzt unter den immensen Unterhaltungskosten vor allem für die Heizung für Gemeindehaus und -saal: „Das können wir kaum noch finanzieren“, so Zogass. Eine Sanierung aber ebenso wenig: Nur für den Saal beliefen sich die Kosten auf 465 000 Euro. Voraussetzung für die Finanzierung eines Neubaus, eventuell auf der Fläche neben der Kirche, sei der Verkauf des Grundstücks an der Richard-Wagner-Straße. Gemeinsam mit dem benachbarten Grundstück der Stadt sei eine Vermarktung sicher am sinnvollsten. Um möglichst schnell die hohen Unterhaltungskosten des Gemeindehauses zu sparen, wäre Jörg Zogass ein schneller Verkauf am liebsten - aber das hängt auch davon ab, wie schnell das Vermessungs- und Katasteramt neue Räume beziehen kann.
Entstehen soll dort dann stattdessen ein 3,5 geschossiges, barrierefreies Gebäude für alle Generationen, mit einer Mischung aus Eigentums- und Mietwohnungen, so Achim Wixforth. Gedacht sei auch an Angebote zum Beispiel der Kirchengemeinde, die von den Bewohnern des Umfeldes genutzt werden können oder an einen Saal, den die Gemeinde wiederum nutzen könnte: „Das wird ein sehr reizvolles Projekt“, ist sich Wixforth sicher.
Sitzungsort für den Rat der Stadt Wanne-Eickel
Die Politik hat grünes Licht gegeben, die Abrisspläne auf den Weg zu bringen. Mancher alteingesessene Wanne-Eickeler wird das wahrscheinlich zumindest mit Bedauern sehen. Das Gebäude des Vermessungs- und Katasteramtes ist nicht irgendeines - dort tagte bis zur Städteehe mit Herne am 1. Januar 1975 der Rat der Stadt Wanne-Eickel.
Eingeweiht als evangelische Lutherschule wahrscheinlich im März 1876, traf sich dort bereits 1912 die Eickeler Gemeindevertretung. Die Wanner Zeitung schrieb zur Einweihung: „Der Saal ist seiner Bestimmung würdig.“ Die Hülsmann-Brauerei stiftete zur Feier das Bier. Mit der Politik zog dort auch die Verwaltung ein. Nachdem sich Wanne und Eickel am 1. April 1926 zur Stadt Wanne-Eickel zusammenschlossen, wurde aus dem bisherigen Amtshaus Wanne das Rathaus Wanne-Eickel. Die erste Sitzung fand dort am 1. Juni 1926 im Sitzungssaal statt. Es zeigte sich aber sofort: Der Saal war viel zu klein. Die zweite Sitzung am 11. Juni 1926 wurde dann schon im Sitzungssaal des Verwaltungsgebäudes an der Richard-Wagner-Straße 10, der damaligen Bismarckstraße 10, abgehalten. In der öffentlichen Einladung dazu war vom „Rathaus 2“ die Rede. Im Zweiten Weltkrieg wurde das repräsentative Gebäude beschädigt; 1950 wurde es in einer schlichteren Form wieder als Verwaltungsgebäude aufgebaut. quelle: Stadtarchiv He