Herne. . Anfang der 1940er-Jahre gebaut, erinnert der Hochbunker an NS-Zeit und den Zweiten Weltkrieg. Auch architektonisch hat er einige Besonderheiten.

  • Hochbunker wurde zwischen 1940 und 1943 am heutigen Heinz-Rühmann-Platz gebaut
  • Er diente dem Schutz von Zivilisten im Bahnhofsbereich und sein Obergeschoss der Luftbeobachtung
  • Untere Denkmalbehörde hat den Bunker als wissenschaftlich und städtebaulich bedeutsam eingestuft

Der Hochbunker am Wanne-Eickeler Hauptbahnhof soll unter Denkmalschutz gestellt werden. Was ihn als Denkmal wertvoll macht, erfuhren die Mitglieder des Kulturausschusses in ihrer jüngsten Sitzung. Susan Kowalski von der Unteren Denkmalbehörde erstattete ihnen Bericht.

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe habe den Bunker im vergangenen Jahr begangen, teilte Susan Kowalski den Kulturpolitikern mit. Bedeutsam sei der Bunker für die Stadt Herne als Zeugnis des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs. Zu seiner Baugeschichte sei nichts zu ermitteln. Es sei aber anzunehmen, dass der Bunker dem Schutz von Zivilisten im Bahnhofsbereich dienen sollte und sein Obergeschoss der Luftbeobachtung.

Aufwändige Gestaltung war nur bis 1942 üblich

So aufwändig gestaltet worden wie dieser Bunker seien die Luftschutzanlagen nur bis etwa 1942, erklärte Kowalski. Danach habe man keine solchen Außenverkleidungen mehr angebracht, weil kriegswichtige Materialien und Baukapazitäten rationiert wurden. Bunker wurden nicht selten durch Zwangsarbeiter gebaut. In Herne wurden ab 1941 angeforderte, aber freiwillige 132 „Arbeiter-Gäste“ aus dem bis 1943 noch verbündeten Italien eingesetzt.

Die Form des Bunkers werten Denkmalschützer als Zeugnis der NS-Propaganda. Als getarnter romanischer Wehrturm sollte der Bunker durch seine Monumentalität die Bevölkerung beruhigen und die Kriegsbedrohung verharmlosen, heißt es in der Begründung.

Wissenschaftliche und städtebauliche Argumente

Der Malakowturm der Zeche Unser Fritz - die Formen ähneln sich.
Der Malakowturm der Zeche Unser Fritz - die Formen ähneln sich. © Ralph Bodemer

Für eine Erhaltung sprechen nach Überzeugung der Denkmalschützer sowohl wissenschaftliche als auch städtebauliche Gründe. Städtebaulich gilt der Hochbunkers als interessant, weil er den Vorplatz des Hauptbahnhofes Wanne-Eickel mit prägt und an ein Stück Herner Geschichte weithin sichtbar erinnert. Das architektonisch Besondere: Die Form des mittelalterlichen Wachturmes mit dem Formvokabular der Romanik diente zur Tarnung gegenüber Angriffen aus der Luft. Gleichzeitig erinnere der Bunker an die Malakowtürme des Bergbaus, konkret an den Turm der Zeche „Unser Fritz I/IV“. Für die Geschichtsforschung ist auch die Nachnutzung des Bunkers interessant. In den 1950er-Jahren wurden die Bunker unter dem Eindruck des „Kalten Krieges“ reaktiviert, so anscheinend auch dieser.

Politiker regen eine kulturelle Nutzung an

Apropos Nutzung: Momentan beherbergt der Bunker nach Kenntnis der Berichterstatterin nur Antennenanlagen. Er gehört der Stadt Herne. Da könne man sich doch mal Gedanken machen, was damit geschehen solle, regte Peter Worbs (SPD) an, der sich einen Musikbunker aber auch eine andere Nutzung vorstellen kann. „Ein genutztes Gebäude hält länger“ ist auch Kai Gera (SPD) überzeugt.

Einen unmittelbaren Vorteil für den Eigentümer durch die Eintragung in die Denkmalliste gibt es übrigens nicht, wie Susan Kowalski auf Nachfrage erklärte. „Das Denkmal wird dann für die Nachwelt erhalten.“

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Der Bunker wurde vermutlich in der Kriegszeit zwischen 1940 und 1943 aus Beton gebaut.

Er steht auf einer circa 100 Quadratmeter großen, quadratischen Fläche, ist etwa 28 Meter hoch und hat ein Kellergeschoss und sechs Stockwerke.

Fast das gesamte Bauwerk ist mit Natursteinplatten verkleidet. Rundbogengesimse und Scheingalerien gliedern die Fassaden.

Das Obergeschoss ist etwas eingezogen und mit einem Vollwalmdach gedeckt.