Ein Dieselfahrverbot in Herne hätte wohl dramatische Auswirkungen auf viele Unternehmen. Das offenbart ein Blick auf den Elektro-Betrieb Sprick.

  • Inhaber Rüdiger Sprick sieht Existenz gefährdet, weil seine Mitarbeiter nicht mehr zu den Kunden kämen
  • Keines seiner Fahrzeuge ist älter als vier Jahre, eine Erneuerung der Flotte würde eine Million Euro kosten
  • Sprick sieht sein Unternehmen als Teil der Energiewende, weil es die Struktur für E-Mobilität aufbaue

Gilt für Dieselfahrzeuge in Zukunft ein Fahrverbot in Herne? Diese Frage steht im Raum, seit bekannt geworden ist, dass die Deutsche Umwelthilfe (DUH) neben anderen Städten auch für Herne Verfahren zur Sicherstellung der Einhaltung der Grenzwerte für Stickstoffdioxid einleiten will. Die DUH fordert bereits fürs kommende Jahr saubere Luft für alle Städte, die die Grenzwerte um zehn Prozent überschreiten. Dazu zählt Herne.

Die Auswirkungen eines Dieselfahrverbots wären dramatisch, aber auch teilweise absurd, wie das Beispiel von Elektro Sprick aus Herne-Süd offenbart. Inhaber Rüdiger Sprick wird im Gespräch mit der WAZ-Redaktion deutlich: „Dann ist die Existenz des Unternehmens gefährdet.“ Der Kundendienst seines Unternehmens betreut unter anderem rund 3500 Wohnungen, nicht nur in Herne. Mit einem Fahrverbot kämen seine Mitarbeiter nicht mehr zu den Kunden, könnten also auch keine Umsätze und Gewinne erwirtschaften. Konsequenz: Er könne den Laden zumachen, so Sprick.

Flotten-Erneuerung wegen Umeltzone Ruhrgebiet

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Was ihn besonders ärgert: Er habe mit Einführung der Umweltzone Ruhrgebiet zum Jahr 2012 nach und nach die 16 Fahrzeuge des Betriebs erneuert. Eins erfüllt die Euronorm 6 (und wäre nicht betroffen), vier die Euronorm 5, die restlichen die 4er-Norm. „Wir haben in dem guten Glauben gehandelt, dass das reicht. Keins unserer Fahrzeuge ist älter als vier Jahre“, so Sprick.

Allein für einen Hubsteiger habe er eine sechsstellige Summe investieren müssen. Für eine Erneuerung der Flotte - die Sprick als Verbrennen von Kapital bezeichnet - müsste er rund eine halbe Million Euro investieren. Unmöglich bei den geringen Margen im Elektrohandwerk. Dass die Fahrzeuge mit Diesel fahren, sei eine Kostenfrage. Ein Diesel sei gegenüber einem Benziner rund zwei Euro günstiger auf 100 Kilometer. Er fühlt sich als Opfer der Machenschaften der Autohersteller.

Betrieb sieht sich als Teil der Energiewende

Elektro Sprick war ein Teilnehmer des Pilotprojekts „Helfi“.
Elektro Sprick war ein Teilnehmer des Pilotprojekts „Helfi“. © Jürgen Theobald

Gut möglich, dass es trotz eines Dieselfahrverbots Ausnahmegenehmigungen gibt, doch Sprick kleidet die allgemeine Unsicherheit in folgende Fragen: Wer bekommt so eine Ausnahmegenehmigung? Für welche Stadt gilt sie?

Was er als perfide empfindet: Sein Unternehmen mit 31 Mitarbeitern sei ja wichtiger Teil der Energiewende. Es rüste Beleuchtungen auf die sparsamere LED-Technik um, installiere Ladestationen für die Elektro-Mobilität - in Herne unter anderem bei Reifen Stiebling und dem Neubauprojekt Strünkeder Höfe.

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„Wir versuchen dafür zu sorgen, dass weniger Energie verbraucht wird.“ Auch am eigenen Firmensitz hat er den Verbrauch fossiler Brennstoffe auf Null gedrosselt. Für Fahrten innerhalb Hernes nutzt Sprick ein E-Bike, schon in der Vergangenheit hat er die Radvariante ausprobiert. Sein Unternehmen war Teil des Herner Pilotprojekts für Lastenfahrräder. Auch wenn sich diese Lösung für seinen Betrieb als nicht praktikabel herausgestellt habe, sei es ein toller Versuch gewesen.

>> DIESELGIPFEL MIT VIELEN BETEILIGTEN

Vor dem Hintergrund der Diskussion um mögliche Fahrverbote , die Herne unbedingt vermeiden will, veranstaltet die Stadt am Freitag einen eigenen Dieselgipfel.

  • OB Frank Dudda und Karlheinz Friedrichs als zuständiger Dezernent werden die Sach- und Rechtslage erläutern und darüber sprechen, was in Herne bereits zur Luftreinhaltung getan wird. Auch Maßnahmen und Planungen zum Einsatz schadstoffarmer Fahrzeuge werden ein Thema sein.

  • Eingeladen sind sämtliche städtischen Tochterunternehmen, die zum Teil über große Fahrzeugflotten verfügen. Auch die IHK, die Kreishandwerkerschaft, die Herner Taxi-Unternehmen sowie Caritas, Diakonie und ASB nehmen teil.

  • Die WAZ wird über die Ergebnisse berichten.