Herne. . Das Herner Unternehmen Reifen Stiebling treibt die Elektromobilität nach vorne. Mit vier neuen Fahrzeugen und einer Stromtankstelle.
- Reifen Stiebling möchte im Markt, der gerade in Bewegung ist, seine Position finden
- Erste Erfahrungen mit dem kleinen Renault Twizy waren „ernüchternd“
- Im August wird entschieden, ob und wie Stiebling das Mobilitätskonzept weiterführt
Der Durchbruch des Elektroautos ist seit den 70er-Jahren mehrfach vorhergesagt worden - und die Experten lagen bislang jedes Mal daneben. Die Bundesregierung wird - wenn nicht noch etwas völlig Unvorhergesehenes geschieht - ihr Ziel weit verfehlen, bis zum Jahr 2020 eine Million Elektrofahrzeuge auf Deutschlands Straßen zu bringen. Ein Unternehmen, das die Elektromobilität vorantreibt, ist der Herner Reifenhändler Stiebling.
„Die Autonation Deutschland befindet sich in einer Phase der Orientierung über Sinn und Nutzen der E-Mobilität. Der Markt ist in Bewegung, und wir bewegen uns mit“, so Firmenchef Christian Stiebling.
Grobmaschiges E-Tankstellen-Netz
Vor wenigen Tagen hat das Unternehmen am Hauptsitz an der Jean-Vogel-Straße eine Stromtankstelle in Betrieb genommen - und damit den bislang wenigen Maschen im Stadtgebiet (Stadtwerke, Lidl, Zurbrüggen) eine weitere hinzugefügt. An dieser Ladestation können alle vollelektrischen Autos aufgetankt werden, nicht nur die unserer Kunden“, so Stiebling.
Zusätzlich vergrößert Stiebling seine Elektro-Flotte auf nun elf Fahrzeuge. Das Unternehmen hat vier Renault Zoes in Betrieb genommen, die Kunden nutzen können, solange ihr Auto in einer der Stiebling-Filialen zum Reifenwechsel oder zur Reparatur steht.
Twizys waren den Kunden zu spartanisch
Allerdings räumt Stiebling ein, dass es durchaus Probleme bereitet, Verbraucher von Elektroautos zu überzeugen. So hätten viele Kunden die Renault Twizys, die ihnen seit Mai 2014 zur Verfügung gestanden haben, auf dem Parkplatz stehen lassen. Stiebling zeigt sich über diesen Versuch „ernüchtert“. Es dürfte mehrere Gründe für diese Zurückhaltung geben: Einerseits ist der Renault Twizy im Vergleich zu anderen Autos recht spartanisch ausgerüstet, also kein gleichwertiger Autoersatz, andererseits spielt in den Köpfen der deutschen Autofahrer nach wie vor die Frage der Reichweite eine Rolle - nicht nur bei den Stiebling-Twizys. In den Niederlanden sei man weiter. Nun will das Unternehmen die Resonanz auf die neuen - vollwertigen- Elektro-Fahrzeuge abwarten und im August entscheiden, ob man und wie man das firmeneigene Mobilitätskonzept fortführt.
Werkstatt-Branche verändert sich
Die Positionierung im Markt spiegelt sich auch im Alltagsgeschäft. Elektromobile verlangen bei der Wartung nach einem besonderen Handling - das Unternehmen hat seine Mitarbeiter für die Besonderheiten der verschiedenen Modelle aufwändig geschult. Sollten sich die „Stromer“ irgendwann doch durchsetzen und die Mehrheit auf deutschen Straßen bilden, wird das erhebliche Auswirkungen haben, denn Elektromotoren verfügen über deutlich weniger Komponenten. Stiebling: „Der Markt der Kfz-Werkstätten wird sich verändern.“