Heiligenhaus. . Die Studenten am Campus Velbert/Heiligenhaus schicken eine selbst gebaute Bodenstation ins All. 600 Kilometer weit werden die Satelliten um die Erde kreisen. Anhand von Bildern wollen die Forscher dann das Wachstum von Saatgut nachvollziehen, um so eine bessere Vorhersage für Ernten zu machen.

Am Campus horchen sie ins All. Allerdings nicht auf der Suche nach extraterrestrischen Lebensformen, sondern für einen praktischen Nutzen auf der heimischen Erde: Was die Antenne am Höseler Platz aus dem Weltraum angelt, soll auf irdischen Feldern für eine bessere Ernte sorgen.

Was bringen die Weltraumdaten für die Feld-Forschung? Mithilfe von Satelliten lässt sich das Wachstum des Saatguts anhand von Bildern nachvollziehen. Aber, erklärt Prof. Marco Schmidt vom Campus Velbert/Heiligenhaus der Hochschule Bochum: „Wolken und Ähnliches verhindern die Überwachung der Felder.“ Durch einen grauen Schleier blickt auch ein Satellit nicht durch. Mehrere hingegen können aussagekräftige Bilder liefern: Dazu werden die unscharfen Bilder verschiedener Satelliten übereinandergelegt. Allerdings nicht von Hand; der Computer rechnet ihre Daten zusammen. Hier kommt Schmidt ins Spiel: „Mein Ziel ist, die Algorithmen zu verbessern, um diese Daten zusammenzurechnen.“ Aus den Daten lassen sich so Schlüsse darüber ziehen, ob auf einem Feld Wassermangel herrscht oder wie sich die Ernte insgesamt entwickelt.

Satelliten sind 600 Kilometer weit im Weltraum

Die Grundlage für diese Forschung haben Schmidts Studenten in diesem Semester gelegt: Für ihre eigene Bodenstation haben sie unter anderem die Steuerung selbst gebaut. Eine komplexe Aufgabe, denn das Programm muss zunächst berechnen, wo sich ein Satellit befindet, und diese Daten dann so umrechnen, dass es die Antenne in die entsprechende Richtung drehen und schwenken kann. Und das vollautomatisch, schließlich will niemand wie bei einem früheren Projekt Marco Schmidt nachts um ein Uhr von Hand die Antenne richtig ausrichten.

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600 Kilometer weit im Universum kreisen die Satelliten um die Erde, deren Daten Schmidt ausliest. In einem früheren Projekt an der Universität Würzburg hat er an drei Satelliten mitgearbeitet, die jetzt im Orbit ihre Bahnen ziehen. Ihre Daten lesen er und seine Studenten nun aus; die Uni Würzburg ist Partner bei diesem Forschungsprojekt.

Raumfahrt alltäglich

Auch wenn sie ins All zielt: Für Schmidt ist seine Forschung alles andere als abgehoben. „Vielen Leuten ist nicht bewusst, wie alltäglich die Raumfahrt in unserem Leben ist“, sagt er und führt Satelliten-Fernsehen und Navigationsgeräte als Beispiele an. „Ich bringe Studenten bei, dass die Raumfahrt keine extraterrestrische Wissenschaft ist.“ Etwas Informatik, Mechanik, Elektrotechnik, mehr brauche es nicht.

Testweise haben Schmidt und sein Nachwuchs in Sachen Raumfahrttechnik schon Daten ausgelesen, im Oktober soll das Projekt richtig losgehen. Dann wird die Antenne, die noch in einem Labor im Campus schlummert, draußen ihre Fühler nach Satelliten ausstrecken. Steht der Neubau der Hochschule, soll sie dauerhaft auf dessen Dach stationiert werden. Dann wird der Ausblick der Hochschule ins All für alle sichtbar.