Bochum. Nach 17 Jahren Weltraumschlaf reichten die Kapazitäten der Nasa zur Rettung der Sonde “ISEE 3“ nicht aus. Eine Spezialantenne des Radar-Doms in Stiepel kann als einzige die Daten der Weltraumsonde empfangen. Das sogenannte Hornstrahler-Empfangsgerät soll die Sonde vor dem Absturz bewahren.

„Heute Nacht wird sich entscheiden, ob es klappt, die Raumsonde ,ISEE 3’ wieder in Betrieb zu nehmen. Fakt ist, wenn die Triebwerke nicht gezündet werden können und die Bahnkorrektur nicht funktionieren sollte, wird die Sonde am 10. August auf dem Mond abstürzen.“

Diese wissenschaftlichen Daten hat Thilo Elsner, Leiter der Sternwarte Bochum, mit einem 10-köpfigen Team aus Ingenieuren, Wissenschaftlern und Raumfahrtenthusiasten mittels der Technik der Sternwarte an der Blankensteiner Straße ausgewertet. Es geht um die US-Raumsonde ISEE3, die 1978 von der Erde gestartet ist und zu welcher 1996 letztmalig Kontakt bestand – dann war sie „von den Amerikanern in den Schlafmodus versetzt worden“, wie Elsner es ausdrückt.

Sternwarte hat Kontakt zur Weltraumsonde aufgenommen

Nach 17 Jahren Sonnenumkreisung soll ISEE3 wieder aufgeweckt und in eine sichere Umlaufbahn der Erde gebracht werden, um zukünftig wieder wissenschaftliche Daten zu senden. Daran ist die Sternwarte Bochum unmittelbar beteiligt, hat sozusagen von der Nasa selbst den Auftrag bekommen, zu der Sonde Kontakt aufzunehmen. „Wir sind stolz, einen wissenschaftlichen Beitrag zu so einem internationalen Projekt im All leisten zu können“, freut sich Elsner. Der Radar-Dom in Stiepel ist zwar auf dem neuesten Stand der Technik, stammt aber bereits aus dem Jahr 1967. Genau das kommt der Sternwarte jetzt zugute, denn sie verfügt über eine Technik, die die Nasa schon lange nicht mehr hat.

Über die Sternwarte Bochum

Der Radar-Dom ist der Sternwarte ist 40 Meter hoch und hat einen Spiegel mit 20 Metern Durchmesser. Die Anlage ist aus dem Jahr 1967.

Seit den 60ern untersuchte die Sternwarte astronomische Objekte wie z.B. Sonne und Mond, Planeten und Raumsonden und lieferte der Nasa täglich digitale Daten.

Daten zum Weltraumwetter dienen z.B. bei Sonneneruptionen als Frühwarnsysteme, so dass auf der Erde Sicherheitsmaßnahmen getroffen werden können.

Einzigartige Antenne in Bochum

„Die US-Sonde sendet auf einer niedrigeren Frequenz als heute üblich. Die Antenne der Nasa in Puerto Rico kann wohl Daten (also Befehle) an die Sonde senden, aber nicht gleichzeitig in anderer Frequenz Daten empfangen, ist dann quasi blind“, erklärt Elsner. Die Sternwarte jedoch verfügt über ältere Empfangstechniken, ein sogenanntes Hornstrahler-Empfangsgerät. Dieses wurde in den Brennpunkt der Parabolantenne in Stiepel eingesetzt, mit der die Daten der Sonde in Bochum nun empfangen und ausgewertet werden können.

Manöver zum Zünden der Triebwerke steht bevor

Mittels dieser Technik habe die Sternwarte auch bereits Anfang März ISEE3 überhaupt wiedergefunden und dies der Nasa gemeldet. Das Manöver zum Wiedereinschalten der Triebwerke von Puerto Rico aus sollte gestern zwischen 18 und 23 Uhr Unserer Ortszeit stattfinden. Und das nur dann dank des Hornstrahlers und der Antenne der Sternwarte, weil nur sie die Daten der Sonde empfangen und herausfinden kann, wann sie sich wo in dem berechneten Zeitfenster befindet.