Heiligenhaus. Digitale Verschreibungen in Heiligenhaus: Der Alltag kehrt zurück, doch Fragen bleiben.

Husten, Schnupfen, Fieber: Die Krankheitswelle rund um Karneval ist wieder abgeebbt. Viele haben in dieser Zeit zum ersten Mal erlebt, dass sie nun gar kein ausgedrucktes rosa Rezept mehr vom Arzt erhalten, sollten sie Antibiotika oder sonstige verschreibungspflichtige Medikamente verordnet bekommen haben. „Ist auf der Karte drauf“, heißt es spätestens seit Anfang des Jahres mit dem E-Rezept. Und so kommen Ärzte, Apotheker und Kunden damit klar.

Apothekerin Astrid Rüngeler-Janski und Apotheker Dr. Peter Rüngeler sind nun seit drei Jahren mit ihrer Löwen-Apotheke am Rathausplatz.
Apothekerin Astrid Rüngeler-Janski und Apotheker Dr. Peter Rüngeler sind nun seit drei Jahren mit ihrer Löwen-Apotheke am Rathausplatz. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Peter Rüngeler, der mit seiner Schwester Astrid Rüngeler-Janski die Löwen-Apotheke am Rathaus betreibt, muss schmunzeln, wenn er berichtet, zu welchen denn vielleicht auch lustigen Momenten es gekommen ist, seitdem es Rezepte nur noch digital gibt. „Wir hatten oftmals ältere Kundinnen und Kunden hier, die meinten: ‚Mein Arzt hat Ihnen irgendwie mein Rezept geschickt‘; da haben wir dann kurz überlegt, denn es kam ja auch schon mal vor, dass Rezepte als Brief oder Fax kommen. Wir haben dann aber mal vorsichtig gefragt, ob wir vielleicht mal die Krankenkarte einlesen können.“ Und siehe da, dort war es dann auch drauf – zumindest größtenteils.

Kaum Zeit zur Vorbereitung für Heiligenhauser Apotheker

Denn immer wieder komme es auch dazu, dass Rezepte vom Arzt noch nicht freigeschaltet waren oder die Technik nicht einwandfrei funktionierte. „Akute Medikation wird meistens sofort freigeben, damit der Patient die Medizin auch sofort nehmen kann“, berichtet Rüngeler. Da Ärzte jedoch jedes einzelne Rezept mit ihrem Ausweis am PC – an einem Terminal mit Pin –bestätigen müssen, würden viele nicht akute Medikation gesammelt zur Mittagszeit freischalten, so Rüngelers Beobachtung. Das bestätigt auch eine in Heiligenhaus praktizierende Ärztin; alles andere würde den Praxisablauf erheblich verzögern, berichtet sie, da verschiedene Klicks nötig seien.

Arzt sollte bei Bedarf um direkte Freischaltung gebeten werden

Doch was passiert, wenn der Kunde nun in der Apotheke steht, das Rezept aber noch nicht freigeschaltet ist? Dann wird telefonisch zu den Ärzten Kontakt aufgenommen, „wir fragen die Kunden dann, ob sie vielleicht kurz noch was in der Stadt zu erledigen haben, bis das Rezept da ist.“ Wer sein Rezept unmittelbar nach dem Arztbesuch einlösen will, der sollte dies noch in der Praxis klären, rät Rüngeler. Doch eigentlich habe bislang alles recht gut geklappt, „die meisten Anfangsprobleme sind gelöst und mittlerweile läuft alles viel flüssiger und auch fast alle Ärzte machen jetzt mit“. Gesetzlich vorgeschrieben ist es zumindest seit dem 1. Januar.

Peter Rüngeler hat Tipps, wie man sein E-Rezept direkt freischalten lassen kann.
Peter Rüngeler hat Tipps, wie man sein E-Rezept direkt freischalten lassen kann. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Groß vorbereiten auf den Start der digitalen Rezepte konnte sich Rüngeler nicht, „wir mussten ja alles selber schultern, die Anschaffung der Technik, es muss ja an jeder Kasse ein Terminal sein, dann die Schulung der Mitarbeiter und dass alles so weit läuft.“ Verschiedene Möglichkeiten für Technik und Software seien auf dem Markt, eine finanzielle Unterstützung habe es zwar gegeben, doch Ärzte und Apotheker mussten dann eben für sich schauen, wie sie im Alltag mit der Umsetzung klarkommen.

Rezept ist nun einfacher über das Telefon möglich

Den größten Vorteil des E-Rezepts sieht Peter Rüngeler vor allem darin, dass pro Quartal nur einmal die Krankenkassenkarte bei einem Arzt eingelesen werden muss und dann weitere Rezepte telefonisch verschrieben werden können, ohne das erneut der Arzt aufgesucht werden muss: „Viele Kundinnen und Kunden berichten, dass sie das zu schätzen wissen“, weiß Rüngeler. Was der größte Nachteil des digitalen Rezepts sei? „Wenn die Technik streikt, dann geht nichts mehr. Das war früher anders, wir könnten dann zwar nicht sofort den Lagerbestand einsehen oder Nachbestellungen ordern, aber zumindest die Kunden bedienen.“ Hier, so Rüngeler, müsse noch eine Lösung gefunden werden, „es kann ja auch sein, dass ein Bagger in der Nachbarschaft mal eine Leitung beschädigt, was dann?“

Wie man sehen kann, was auf dem Rezept steht

Einige Kunden würden auch bedauern, dass sie nun nicht mehr sehen können, was verschrieben wurde, „hier ist dann vielleicht schon mal was aufgefallen oder man konnte sehen, dass man vielleicht etwas vergessen hat.“ Doch auch jetzt sei es natürlich weiter möglich, Änderungen vorzunehmen, „das ist nun leicht aufwendiger geworden. Früher haben wir Änderungen einfach auf dem Rezept notiert, jetzt müssen wir unseren Ausweis einlesen und dokumentieren, warum etwas geändert wurde. Das ersetzt sozusagen die Signatur.“ Wer immer noch unbedingt ausgedruckt haben möchte, was der Arzt ihm verschreibt, der könne dies aber nach wie vor erbitten, „da ist dann auch ein QR-Code drauf, den wir auslesen können“.

Übrigens: E-Rezepte gibt es ausschließlich für verschreibungspflichtige Medikamente. Die grünen Rezepte gibt es nach wie vor als Zettel, ähnlich sehe das auch bei manchen verschreibungspflichtigen Hilfsmitteln aus; hier wünscht sich Rüngeler noch eine bessere Systematik.

Kaum noch Lieferprobleme

Während Fiebersäfte und Flüssigantibiotika für Kinder in den letzten Jahren oftmals Mangelware waren, habe sich das Problem mittlerweile größtenteils gelegt, berichtet Peter Rüngeler.

So sei Antibiotika eigentlich mittlerweile immer vorrätig und auch andere Engpässe würden abebben.