Essen. Seit Jahresanfang verschreiben Ärztinnen und Ärzte Medikamente per E-Rezept. In NRW gibt es Startschwierigkeiten - aber nicht überall
Mitten in der aktuellen Infektionswelle ist das E-Rezept mit einigen Schwierigkeiten an den Start gegangen. Hausarztpraxen berichten von Serverproblemen und Techniksorgen. Manches Mal dauere es mehrere Minuten, bis ein digitales Rezept abgeschickt worden sei, sagt eine Sprecherin des Hausärzteverbands Nordrhein.
„Die Technik läuft noch nicht reibungslos“, so die Sprecherin. „Es gibt Übertragungsfehler, Systemabbrüche und je nach Standort und Internetzugang auch Netzabbrüche während des Hochladens. Dann muss man warten.“ Ein erhebliches Problem sei derzeit, dass Patientinnen und Patienten zur Apotheke laufen, bevor das E-Rezept digital über die Krankenkassenkarte abzurufen ist. „Die Übertragung findet im Moment nur einmal am Tag statt. Der Bund hat da Besserung zugesagt, die es auch dringend braucht.“
E-Rezept vor Ort: Patienten haben viele Fragen
In Hausarztpraxen vor Ort wird ein zum Teil hoher Beratungsbedarf dokumentiert. Der Aufwand sei für die Angestellten in den ersten Tagen enorm, berichtet ein Mediziner aus dem Ruhrgebiet. „Ich gehe davon aus, dass sich das reduzieren wird. Der Start ist insgesamt besser gelaufen als erwartet.“ Ein Hausarzt aus Dortmund kritisiert, dass vorab Informationen zu den technischen Voraussetzungen nur dürftig geflossen seien. Vereinzelt geben Praxen an, Rezepte auszudrucken.
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Auch der Apothekerverband Nordrhein bemängelt Startschwierigkeiten. Jedes fünfte vorgelegte E-Rezept habe laut einer Verbandsumfrage in den ersten Tagen erhebliche Probleme verursacht. In vielen Fällen seien die E-Rezepte nicht korrekt in der Arztpraxis ausgestellt worden – Hausärzte weisen die Kritik mit Verweis auf eigene technische Probleme zurück.
Hausarzt aus Dortmund: E-Rezept sollte ausgebaut werden
Zufriedener lautete die Bilanz im westfälischen Teil von NRW. Dort waren Praxen und Apotheken bereits 2022 Modellregion für das E-Rezept, entsprechend geübter verlief der Jahreswechsel in Sachen Digitalisierung. Es laufe insgesamt gut, sagt Lars Rettstadt, niedergelassener Hausarzt aus Dortmund. Das E-Rezept sei eine Verbesserung, wenn man es in den digitalen Praxisalltag einbaue und im Umgang geübter sei - hohen Beratungsaufwand sieht er nicht.
„Gerade bei chronisch erkrankten Patienten bietet es viele Erleichterungen, weil sie nicht mehr für jedes Rezept in die Praxis kommen müssen“, so Rettstadt. Besser werden müsse allerdings die Kommunikation mit den Altenheimen. Auch wirbt Rettstadt, der ebenfalls Vorsitzender des Hausärzteverbands Westfalen-Lippe ist, das E-Rezept zügig auszubauen. „Bislang gilt es weder für Privatpatienten noch für Betäubungsmittel. Beides sollte aus meiner persönlichen Sicht schnell folgen, weil es Patienten und den Praxen Wege und Arbeit abnimmt.“ Wichtig sei dazu aber, dass das System sicher und stabil laufe. Auch in den Apotheken in Westfalen-Lippe ist von technischen Probleme die Rede, die weitgehend nicht im Bereich der Apotheken liegen.
Seit Jahresanfang stellen Vertragsärzte für verschreibungspflichtige Arzneimittel ein elektronisches Rezept aus. Dieses Rezept wird rein digital erstellt, unterschrieben und verschlüsselt an einen zentralen Server geschickt. Versicherte können es per App, mit einem Papierausdruck oder mit ihrer Krankenkassenkarte in der Apotheke einlösen.