Velbert. Das E-Rezept ist seit Januar Pflicht. Wo es gut läuft, warum es Schwierigkeiten gibt und wie es den Apothekern mit der Umstellung geht.

Das rosafarbene Rezept ist Geschichte. Zumindest theoretisch. Denn auch in Velbert gilt seit Januar: Jedes Rezept, dass ein Arzt ausstellt, sollte ein E-Rezept sein.

Nicht immer ist das die beste Lösung für den Patienten, denn wie bei jeder Umstellung finden sich auch hier einige Kinderkrankheiten.

Start vom E-Rezept in Velbert einigermaßen gelungen

Recht zufrieden zeigt sich Patrick Fitzon von der Schlotschmet-Apothekte: „Im Groben und Ganzen läuft es ganz gut. Die Hälfte aller Papierrezepte sind weg“, resümiert er nach etwas mehr als einem halben Monat nach dem Start. „Manchmal hapert es noch an der technischen Umsetzung, da bricht mal die Datenautobahn zusammen oder es gibt Übertragungsschwierigkeiten.“ Mal fehlt auch noch die Signatur des Arztes. Alles in allem empfindet er das aber als „Standardprobleme, es sind eben Kinderkrankheiten, ein großes Chaos gab es nicht.“

Jochen Pfeifer von der Adler-Apotheke zeigt sich ein wenig verhaltener. „Das E-Rezept funktioniert langsam. Es hat noch so seine Kinderkrankheiten.“ Wichtig ist ihm „dass die Patienten optimal versorgt sind. Da arbeiten wir eng mit den Ärzten zusammen.“

Mit dem Scanner können ausgedruckte E-Rezepte eingelesen werden.
Mit dem Scanner können ausgedruckte E-Rezepte eingelesen werden. © Nordhausen | Marco Kneise

Zum Start gab es beim E-Rezept in Velbert einige Problemfälle

Gerade zum Start des E-Rezeptes gab es viele Problemfälle. „Da waren Rezepte noch nicht signiert oder es gab Störungen“, das konnte zu Verzögerungen führen. Doch „wir haben intern Lösungen gefunden.“ Eines der Probleme sei derzeit, dass es häufiger zu Formfehlern komme. „Ärzte müssen beispielsweise ihre Berufsbezeichnung eingetragen haben.“

Das sei nicht immer der Fall. Die Patienten bekämen so zwar ihre Medikamente, aber es könne passieren, dass Krankenkassen dadurch nicht bezahlen. Eine so genannte Retaxation. Denn „es gibt Verträge zwischen Apothekern und Krankenkassen und auch Vorschriften, wie E-Rezepte auszusehen haben.“ Pfeifer aber erklärt: „Da ist man schon dabei eine Lösung zu suchen. Und die AOK hat beispielsweise schon gesagt, dass die nicht regressieren werden.

Wichtig ist dem erfahrenen Apotheker, dass die Patienten wissen. „Ein E-Rezept bedeutet nicht, dass es automatisch ausgestellt wird. Einmal im Quartal muss die Karte beim Arzt eingelesen werden.“ Dann können aber Folgerezepte per Mail oder Telefon bestellt werden, „sofern der Arzt den Patienten nicht sehen will.“ Das sei ein großer Vorteil. Aber „um das Rezept einzulösen, muss der Patient die Versichertenkarte dabei haben. „ Alternativ kann der Arzt das E-Rezept auch ausdrucken. Auslesbar sei dieser ausschließlich von Ärzten und Apothekern.

Rezepte rechtzeitig bestellen, um Lieferschwierigkeiten zu umgehen

Schwierigkeiten gibt es da derzeit bei Seniorenheimen oder Pflegediensten, weil die Karten der Patienten eingesammelt werden müssen. „Aber auch da ist man bereits dran, das System zu vereinfachen“. Und noch etwas ist dem Apotheker wichtig: „Auch bei regelmäßig wiederholenden Rezepten gibt es die noch nicht automatisch. Wer also neue Medikamente benötigt, der muss sich selbstständig beim Arzt melden.“

Damit verbunden hat er eine große Bitte: „Nicht bis zur letzten Tablette warten. Wir haben derzeit bei einigen Medikamenten Lieferschwierigkeiten. Mit ein bisschen Vorlauf können wir diese aber auch beschaffen, rechtzeitig bestellen verschafft uns Luft.“

Über die Gesundheitskarte können Apotheker nun das E-Rezept auslesen.
Über die Gesundheitskarte können Apotheker nun das E-Rezept auslesen. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Gesetz vom E-Rezept sei nicht zu Ende gedacht

Eine weitere Velberter Apothekerin betrachtet den Start des E-Rezeptes als „durchwachsen“. Vielen Patienten fiele schwer, dass sie nicht mehr sehen, welche Medikamente sie verschrieben bekommen. Zudem „ist es gefühlt so, dass sich die Regierung erst im Nachhinein um viele Dinge kümmert.“ Da fehlen Chargenbezeichnungen, Seriennummern müssen nachgereicht werden. „Das war beim rosa Rezept nie nötig und macht viel Arbeit“, sagt sie.

„Das Gesetz ist nicht zu Ende gedacht“, moniert die Apothekerin. „Für die Heimversorgung verpacken wir nach Medikationsplänen die Medizin oft direkt in Blister, dafür gibt es aber keine Abrechnungsmöglichkeit, das ist eine Gesetzeslücke, die noch nicht geregelt ist.“ Das Geld für diese ausgeteilten Medikamente, „hoffe ich, dass ich es bekomme.“

Abweichungen von Verschreibung kaum noch möglich

Doch da gibt es noch mehr Probleme: „Die Telematik stürzt häufig ab, dann können Ärzte keine Rezepte ausstellen und wenn die Ärzte etwas falsch ausstellen, haben wir keine Möglichkeiten mehr das zu ändern.“ Denn früher, bei dem rosa Rezept, „konnten wir Begründungen aufschreiben.“ Auch sonst sei es bedeutend schwieriger geworden, dem Patienten entgegenzukommen. „Wenn wir beispielsweise nur eine kleinere Packung eines Medikamentes vorrätig haben, können wir diese nicht mehr ausgeben.“

Und auch bei der Abgabe von alternativen Medikamenten wird es schwer: „Einfach ein ‚nicht lieferbar‘ reicht da nicht. Gefühlt müssen wir dann 5000 Begründungen notieren und Rücksprache mit dem Arzt halten. Aber der hat für sowas ja gar keine Zeit.“ Praktisch findet sie: „Die Gesundheitskarten müssen nun nur noch einmal im Quartal eingelesen werden. Die Nachfolgerezepte können auf die Karten geschickt werden. Viele Ärzte finden das nicht gut. Denn für jeden Besuch eines Patienten bekommen sie 16 Euro. Das fällt damit ja weg.“