Heiligenhaus. Gisela und Gerd Fischdick sowie ihre Mieter haben nach dem Großbrand am Samstagabend in Isenbügel ihr Zuhause verloren. Wie es vor Ort aussieht.
Gisela und Gerd Fischdick stehen am Sonntagmorgen vor ihrer Wohnungstür. Ein Polizeisiegel verriegelt den Eingang. Sie blicken nach oben: Hier, wo gestern noch alles in Ordnung war, ist nur noch Schutt und Asche erkennbar. Als die Sirenen in Heiligenhaus am Samstagabend gegen 19 Uhr heulten, flossen die Tränen in Isenbügel bereits: Hier, auf dem Gretchens Hof an der Langenbügeler Straße brannte es in voller Ausdehnung. Der Großeinsatz der Feuerwehr dauerte bis tief in die Nacht – bewohnbar ist hier nun erstmal nichts mehr.
Die 82-Jährige kann es noch immer nicht glauben, „es ging alles so schnell, Gerd rief plötzlich, ich soll einen Eimer Wasser holen.“ Doch da sei es schon zu spät gewesen, weiß der 76-Jährige am Morgen nach dem Brand. „Ich war draußen und hörte es knistern. Als ich nach oben sah, hab ich schon die Flammen gesehen.“ Schnell sei er nach oben gerannt, „hätte ich es 15 Minuten vorher entdeckt, vielleicht hätte ich noch was tun können.“ Doch der eine Eimer Wasser, er habe gar nichts mehr bringen können, „wir sind nur noch raus und haben uns in Sicherheit gebracht.“
Herausforderung für die Heiligenhauser Feuerwehr
So idyllisch der Hof gelegen ist, wo viele Isenbügeler Eier kaufen oder griechische hausgemachte Spezialitäten und sich Schafe und Ziege mit den Kindern angucken – für die Einsatzkräfte war das eine Herausforderung. Bis es mit den eigentlichen Löscharbeiten losgehen konnte, musste die Feuerwehr erst einmal die Wasserversorgung von der Langenbügeler Straße die lange Einfahrt zum Hof hin herstellen und insgesamt eine rund 200 Meter lange Schlauchleitung zum nächsten Hydranten legen.
Das Feuer war laut Feuerwehrchef Jan Heinisch im Obergeschoss des hinteren Gebäudes ausgebrochen, Personen wurden zunächst noch im Gebäude vermutet. Als die ersten Kräfte an der Einsatzstelle eintrafen, war der Feuerschein bereits von weitem sichtbar und es drang dichter Rauch aus dem Dachstuhl des Gebäudes. „Glücklicherweise waren keine Personen mehr im Gebäude, sodass wir uns komplett auf die Brandbekämpfung konzentrieren konnten“, so Einsatzleiter Glenn Klar.
Feuer breitete sich auch auf das Nebengebäude aus
Das Feuer breitete sich schnell bis in den Dachstuhl aus und griff laut Feuerwehr dann auch auf den vorderen Gebäudetrakt über. Dann galt es sicherzustellen, dass sich das Feuer nicht über das komplette Dach des Gebäudes ausbreitet. „Wir haben mit dem Löschwasser unserer Fahrzeugtanks eine Riegelstellung vorgenommen und parallel begonnen, eine Wasserversorgung zu legen, was jedoch sehr mühsam war“, so Einsatzleiter Glenn Klar.
Aus dem Korb der Drehleiter sowie zeitweise mehreren Löschrohren hätten die Einsatzkräfte das Feuer bekämpft. Nach kurzer Zeit habe die Feuerwehr dann einen weiteren Löschzug zur Unterstützung von der Feuerwehr Velbert angefordert. Ein weiteres Löschfahrzeug der Feuerwehr Ratingen stand auf der Feuer- und Rettungswache Heiligenhaus für einen eventuellen parallelen Einsatz bereit. Um 0.30 Uhr in der Nacht meldete die Feuerwehr dann: „Feuer aus“, etwa eine Stunde später konnten die Einsatzkräfte nach Abschluss aller Aufräumarbeiten einrücken.
Ehepaar steht erstmal vor dem Nichts
Das Gebäude ist bis auf weiteres nicht bewohnbar, weder für das Ehepaar Fischdick, noch für ihre Mieter im vorderen Gebäudeteil. „Wir können mit unseren Hunden Zeus und Elena jetzt erstmal und vorübergehend bei Freunden unterkommen. Das ist auch wichtig, weil wir ja unsere ganzen Hoftiere weiterpflegen müssen täglich“, so Gerd Fischdick und blickt auf die Hühner, Schafe und Ziegen. Er denkt schon direkt ans Anpacken: „Jetzt ist es wichtig, die Brandursache und die Versicherung zu klären, bis dahin wissen wir nicht, wie alles weitergeht.“
Gisela Fischdick ist immer noch ganz angetan von der spontanen Hilfe der Nachbarn, „die waren alle so toll und lieb und haben uns erstmal das Nötigste zusammengesucht. Ich hatte ja nur eine Jogginghose an“, kommen der sonst so toughen Frau die Tränen. Was sie am Ende noch haben werden, ob es Kleidung, Einrichtung oder was auch immer ist, sei derzeit noch vollkommen unklar, „momentan ist es nichts als das, was wir anhaben."
Stadt und Bürger wollen helfen
„Wie können wir helfen“, fragen direkt auch viele Nutzerinnen und Nutzer in sozialen Netzwerken – und auch die Stadt Heiligenhaus signalisiert Unterstützung. „Schrecklich, was dort passiert ist, aber ich war erstmal sehr erleichtert, zu hören, dass es keinen Personenschaden gibt“, sagt Bürgermeister Michael Beck. Er lobt die eigene Feuerwehr für den Einsatz und bedankt sich „für die nachbarschaftliche Unterstützung der Feuerwehren Velbert und Ratingen.“ Die Stadt werde auf das Ehepaar zukommen, „wir wollen nachhören, ob wir irgendwie helfen können. Ein Brand ist ja schon immer schlimm genug, aber sowas vor Weihnachten, das tut mir persönlich für alle Beteiligten sehr leid.“
Wenn auch Sie in einer Form dem Ehepaar helfen wollen, schicken Sie eine Mail an redaktion.heiligenhaus@waz.de. Wir leiten alles weiter.