Den zweiten hat Gerhard Fischdick noch in Arbeit. Der 62-Jährige baut sich einen Katamaran.

Nur mit Hilfe eines Freundes konnte Gerhard Fischdick das Boot aus der Scheune herausbugsieren. Foto: WAZ, Detlev Kreimeier
Nur mit Hilfe eines Freundes konnte Gerhard Fischdick das Boot aus der Scheune herausbugsieren. Foto: WAZ, Detlev Kreimeier © WAZ

Das Spülbecken ist installiert, der Klapptisch nebenan funktioniert einwandfrei und die Bank davor lädt bereits zum Sitzen ein. „Ein bisschen Komfort unter Deck muss schon sein”, sagt Gerhard Fischdick, „wir sind schließlich mehrere Monate auf See!” Gedanklich ist der Heiligenhauser bereits dort, schippert mit seiner Frau auf dem Katamaran in der Ägäis von Hafen zu Hafen.

Doch bis zur Verwirklichung dieses wunderbaren Urlaubstraums liegt noch viel, viel Arbeit vor ihm. Abgesehen von dem aufwändigen Innenausbau benötigt der im heimischen Schuppen stehende Rumpf noch mehrere Epoxidharz-Schichten (und dazwischen jeweils Schleifvorgänge). Danach erst kann der Zweikomponenten-Decklack aufgetragen werden, um die Oberfläche endgültig zu versiegeln.

Gerhard Fischdick Iin seiner senbügeler Werkstatt.Foto: WAZ, Detlev Kreimeier
Gerhard Fischdick Iin seiner senbügeler Werkstatt.Foto: WAZ, Detlev Kreimeier © WAZ

Den hat der andere Rumpf – ein Katamaran besitzt ja bekanntlich zwei davon – bereits bekommen. Jener steht seit dieser Woche nunmehr draußen auf der Wiese an der Langenbügeler Straße. Zwei Mann brauchte es, ihn aus der Werkstatt zu schieben. In etlichen Stunden entstand der zehn Meter lange Schiffskörper, stetig rund geformt durch Querlattung von Sperrholzplatten. Gerhard Fischdick schaut ihn an, ist noch nicht zufrieden: „Da muss ich noch mal drüber”, meint er, streicht mit der Hand über den Lack. „Hier wird der Navigationsbereich untergebracht.”

Sich den Wind auf hoher See um die Nase wehen zu lassen, das faszinierte den 62-Jährigen von jeher. Auch Frau Gisela ist von dem Hobby begeistert, hat ebenfalls einen entsprechenden Segelbootführerschein. Auf dem griechischen Festland gehört dem Ehepaar seit Jahren ein kleines Ferienhäuschen. Von dort aus startet man immer wieder zu Touren mit gemieteten Booten.

Ein eigenes zu besitzen, ja, es sogar selbst zu bauen, dieser Gedanke treibt den gelernten Schlosser seit Mitte der 1990er Jahre um. „Es gibt keine deutsche Literatur für Selbstbauer”, musste er dabei feststellen. Mit Hilfe englischsprachiger Ingenieursanleitungen näherte er sich der schwierigen Konstruktion eines Mehrrumpfers.

Stunde um Stunde verbringt er seitdem nach der Arbeit im Schuppen – was seine Ehefrau im Laufe der Jahre schon Nerven kostete. „Immer die Abende allein zu verbringen, das ist nicht schön”, findet sie und drängt seit längerem auf die Fertigstellung des Projektes. Denn durchgängig daran werkeln, das eigentlich kann Fischdick erst, seitdem er seine Duisburger Firma an den Nachwuchs übergeben hat. Wenn nicht gerade wieder etwas im Haus zu tun ist. . .

Aus Polynesien

Ein Katamaran

besitzt zwei Rümpfe, die über ein Tragdeck verbunden sind. Das Wort ist vom Tamilischen abgeleitet, was so viel wie „Boot aus zusammengebundenen Baumstämmen” bedeutet. Polynesische Fischer benutzten diese Art Boote. Im Gegensatz zu Einrumpfschiffen sind Katamarane sehr breit und liegen dadurch stabil auf dem Wasser. Sie zeichnen sich durch geringes Gewicht aus.

Fischdicks wohnen seit 1993 in Isenbügel, „im Haus von Tante Grete, das kennen hier alle”, erzählt Gisela Fischdick lachend. Die gelernte Näherin hat mit Ziegen, Hühnern, Schafen und zwei Hunden auf der 30 000 qm großen Fläche „gut zu tun”. Zum Ausgleich hält sich die 68-Jährige mit Joggen fit, ist sogar schon bei Marathons gestartet. Den Innenraum des Katamarans hat sie versprochen mit Kissen und Gardinen zu verschönern. Wenn er denn mal fertig wird.

Fünf bis acht Jahre Bauzeit hatte Fischdick geplant, dass es schon über zehn Jahre sind, wurmt ihn selbst. „Das muss jetzt was werden. Wir wollen das Schiff ja auch noch nutzen können.” Sagt's und greift beflügelt zum Schleifgerät.