Heiligenhaus. 79 und 78 Jahre alt sind Elke und Jürgen W. aus Heiligenhaus: Bei dem Wohnungsbrand an der Rheinlandstraße haben sie all ihr Hab und Gut verloren.

Und plötzlich haben sie nichts mehr: Noch immer geschockt stehen Elke und Jürgen W. an der Rheinlandstraße und blicken hinauf, dorthin, wo sie die letzten Jahrzehnte verbracht haben – und auch noch viele weitere Jahre leben wollten. Doch das wird nicht mehr möglich sein: Ein technischer Defekt an der Sauna in ihrem Bad löste einen Großbrand aus, wie er in Heiligenhaus nicht oft vorkommt. Doch nicht nur alle Erinnerungen sind weg, auch fast das gesamte Hab und Gut – mit Spendenaktionen wollen viele Heiligenhauser den Senioren nun helfen.

79 und 78 Jahre alt sind Elke und Jürgen W., „wir haben doch mit sowas nicht gerechnet, aber man rechnet ja wahrscheinlich nie damit, dass so etwas einem selbst mal passiert“, finden sie kaum Worte für das, was vor zwei Wochen geschehen ist. Es war am Montagmorgen, 9. Januar, zwischen 10 und 11 Uhr. „Wir wollten noch ein Paket holen, weshalb wir zum Glück halbwegs angezogen waren und auch unsere Portemonnaies mit Ausweisen dabei hatten“, berichtet Jürgen W.. Dann habe es „irgendwo gepiept, aber ich konnte das erst gar nicht ausmachen, was denn jetzt piept, und bin auf Suche gegangen.“

Heiligenhauser Ehepaar kann sich noch gerade eben aus Brandwohnung retten

Die Feuerwehr Heiligenhaus löschte mit Unterstützung eines Löschzugs aus Velbert den Wohnungsbrand an der Rheinlandstraße.
Die Feuerwehr Heiligenhaus löschte mit Unterstützung eines Löschzugs aus Velbert den Wohnungsbrand an der Rheinlandstraße. © FUNKE Foto Services | Ulrich Bangert

Er geht ins Schlafzimmer der großen Dachgeschosswohnung, „da habe ich schon dicke, schwarze Wolken aus dem Bad kommen sehen. Als wir die Badezimmertür öffneten, kam uns der ganze heiße Rauch entgegen.“ Erst kurz unter Schock hätten sie da gestanden, bis sie begriffen: Es brennt! „Wir haben uns in letzter Sekunde in Sicherheit bringen können und sind aus der Wohnung raus“, berichtet Elke W., doch in der Lage, selber die Feuerwehr anzurufen, seien sie da gar nicht gewesen, „das haben liebe Freunde von uns gemacht, die gegenüber an der Kettwiger Straße wohnen, die den Rauch aus unserer Wohnung haben kommen sehen.“

Die darauf folgenden Minuten, sie werden von dem Ehepaar kaum wahrgenommen – von den Löscharbeiten bekommen sie wenig mit, „wir wurden direkt ganz lieb versorgt von den Mitarbeitern im Rettungsdienst, man hat sich ganz toll und liebevoll um uns gekümmert“, berichtet Elke W. mit Tränen in den Augen. Die fließen derzeit noch oft, „auch wenn wir uns sagen, wir haben immer noch uns und wir können das gemeinsam überstehen, viele Freunde von uns sind leider schon verwitwet. Aber wir haben das überlebt, das ist die Hauptsache, man darf auch nicht zu viel hinterfragen oder den ganzen Sachen hinterhertrauern, aber traurig sein darf man auch.“

Ehepaar aus Heiligenhaus erfährt nach Brand nun viel Menschlichkeit

„Wir haben immer noch uns und wir können das gemeinsam überstehen“, sagt das Ehepaar W. aus Heiligenhaus – und will nun nach vorne statt zurückblicken.
„Wir haben immer noch uns und wir können das gemeinsam überstehen“, sagt das Ehepaar W. aus Heiligenhaus – und will nun nach vorne statt zurückblicken. © Katrin Schmidt

Doch auch total bewegt seien sie von „der Menschlichkeit, die wir derzeit erleben dürfen. Alle wollen helfen, unsere Freunde und Bekannten, unsere Familie“, zeigt sich das Ehepaar gerührt, „man gibt uns aber nicht nur einfach Klamotten, sondern man merkt, dass sie liebevoll ausgesucht sind, uns die Menschen eine Freude machen wollen in dem Leid, manche Sachen sind besser als die, die wir vorher hatten, wie die Jacke hier von meinem Sohn“, zeigt Jürgen W. Doch was nun vor allem fehle, sei eben Geld – denn es ist fast nichts mehr da, „außer ein wenig Geschirr können wir nichts mehr retten, weder Möbel noch Klamotten, wir müssen alles von Grund auf neu kaufen.“

„Wir haben nichts mehr, außer uns und unseren Lieben – aber vor allem brauchen wir eine neue Wohnung. Wir haben nun vorerst eine Unterkunft bei einer Freundin gefunden, die in Amerika ist, aber die kommt am Mittwoch wieder. Dann sind wir wieder obdachlos“, macht Elke W. deutlich. Deshalb sei man derzeit vor allem fokussiert auf die Wohnungssuche. Wie sehr die Menschen mitfühlen mit dem Ehepaar, zeigt sich schnell: Ins Gespräch mit dieser Zeitung vertieft werden sie angesprochen, wo sie sich melden könnten für eine Wohnung, „Danke, wir versuchen es“, schreibt Elke W. schnell alles auf.

Hoffen auf baldige Wohnungslösung

So viel Menschlichkeit sie erfahren haben, ein wenig mehr Unterstützung seitens der Stadt hätte sich das Paar schon gewünscht: „Keiner hat uns gefragt, ob es uns gut geht, das finden wir schon verwunderlich.“ Auf der Suche nach einer Wohnung habe man auch hier im Sozialamt nachgefragt, „außerdem würden wir gerne zur Entsorgung einen großen Container aufstellen, doch das wird uns nicht erlaubt, weil der Container ein paar Zentimeter in den Straßenbereich hineinragen würde. Das könnte man doch mit einer Barke sichern“, wundert sich Jürgen W. Doch davon lassen sie sich nicht unterkriegen; „wir werden jetzt versuchen, nach vorne zu blicken und nicht zurück“.

>>> So kann man dem Ehepaar helfen

  • Wer dem Ehepaar helfen möchte: Die Heiligenhauserin Elena Eischeid hat eine Paypal-Spendenaktion ins Leben gerufen. Zu finden ist diese dort unter dem Begriff „Hilfe für das ausgebrannte Ehepaar in Heiligenhaus“.
  • Auch Samiha Haddouch vom Golden Café an der Rheinlandstraße 24 möchte dem Ehepaar helfen: „Ich werde am Freitag, 27. Januar, Kuchen backen und die Einnahmen dem Ehepaar spenden.“ Ein Spendentopf stehe dafür bereits bereit, „denn ich wurde schon oft angesprochen, die Leute wollen gerne ein wenig helfen.“