Heiligenhaus. Da wurde gefeiert in der Heiligenhauser Oberilp: Das Kinder- und Jugendhaus hat Generationen geprägt. Wann die große Feier mit Ehemaligen steigt.

Multikulti seit Beginn: In der Oberilp wird Integration gelebt, seit es den Ortsteil gibt. Menschen unterschiedlicher Kulturen leben hier im Westen der Stadt, aus so vielen unterschiedlichen Nationalitäten, so dass der Platz im Zentrum irgendwann den Namen Europaplatz erhielt. Ein Brennpunkt war die Ilp einst – das ist lange her, doch das Spielhaus ist weiterhin der soziale Ankerpunkt im Stadtteil. Und das seit fünf Jahrzehnten.

Christoph Meschede leitet das Spielhaus Oberilp in Heiligenhaus.
Christoph Meschede leitet das Spielhaus Oberilp in Heiligenhaus. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Es waren nicht nur bauliche Maßnahmen, wie der Abriss der heruntergekommenen Hochhäuser Rhönstraße 10-12, die aus dem ehemaligen „Tal der fliegenden Messer“ einen friedlichen, familiär geprägten Stadtteil werden ließen: Ohne Sozialarbeit wäre man hier sicher nicht so schnell so weit gekommen. Das berichtete Sozialdezernent Thomas Langmesser zu seinem Abschied, und das weiß auch der langjährige Leiter des Spielhauses Oberilp, Christoph Meschede: Wie viele Kinder er in den letzten Jahrzehnten bis ins Erwachsenenalter hinein begleitet hat, ist schwer zu schätzen, mittlerweile kommen sogar die Kinder der Kinder, die er hat aufwachsen sehen.

Heiligenhauser Pädagogen beschäftigen sich auch mit Konflikten

Doch wie hat sich die Arbeit im Spielhaus und vor allem wie haben sich die Jugendlichen in den Jahrzehnten vielleicht verändert? „Ich bin ein Fan davon, Dinge offen anzusprechen, und dazu gehört auch, dass wir in unserem Alltag eben erleben, Integration ist nicht immer ganz so einfach. Sie ist vielschichtig. Es reicht nicht aus, Deutsch zu sprechen und einen Beruf zu haben, viele kochen in ihrem Kreis noch immer ihr eigenes Süppchen“, ist Meschede ehrlich. Somit käme es auch immer wieder zu Konflikten, „wir haben größtenteils muslimische Kundschaft hier, da führen wir Erzieherinnen und Erzieher dann auch schon mal Diskussionen, weil viele nur das aktuelle Geschehen sehen und bewerten, aber nicht den historischen Hintergrund haben.“

Das Spielhaus Oberilp ist immer wieder erweitert worden.
Das Spielhaus Oberilp ist immer wieder erweitert worden. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Ob es der derzeitige Nahostkonflikt sei oder andere Krisen, „bei uns landen Dinge auf dem Tisch, die mit unserer eigentlichen Arbeit nichts zu tun haben“, so Meschede. Er hatte vor Jahren auch ganz konkret auch die Probleme mit bulgarischen Jugendlichen hingewiesen, „da muss ich sagen, hat es sich total entspannt.“ Das liege auch daran, dass viele Familien weggezogen seien, „und dann muss man sich auch auf uns und andere einlassen, aber das klappt gut.“

Familiär geprägte Arbeit im Spielhaus Oberilp

Ins Spielhaus kämen vor allem Kinder und Jugendliche, und auch Erwachsene, aus der unmittelbaren Umgebung, „aber es kommt auch schon mal vor, dass Kinder aus anderen Stadtteilen kommen“, freut er sich, dass die Arbeit geschätzt wird. „Die Arbeit hier macht sehr viel Spaß, sie ist familiär geprägt, weil alles doch überschaubar ist“, sagt Meschede. „Ob Kinder, Jugendliche oder Erwachsene, sie kommen wieder – und das ist doch eine schöne Bestätigung für unsere Arbeit.“

Jeder ist willkommen im Heiligenhauser Spielhaus – denn hier wird eben nicht nur gespielt, sondern viel pädagogische Arbeit geleistet.
Jeder ist willkommen im Heiligenhauser Spielhaus – denn hier wird eben nicht nur gespielt, sondern viel pädagogische Arbeit geleistet. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Angefangen, kann sich Meschede erinnern, habe alles „als betreuter Abenteuerspielplatz, da gab es dann einen Unterstand. Ende der 60er, Anfang der 70er hat sich Notwendigkeit ergeben, das Angebot auf Hausaufgabenbetreuung oder einen Spielbereich zu erweitern, weil immer mehr Familien hier hingezogen sind.“ Das Spielhaus erhielt den ersten Bau und im Laufe der Jahrzehnte immer weitere Anbauten, „das erkennt man auch an den unterschiedlichen Fliesenarten“, so Meschede. Der ehemalige Kulturamtsleiter Reinhard Schneider sei in der Anfangszeit vor Ort gewesen, als das Spielhaus noch viel überschaubarer gewesen sei als jetzt: „Aber das genau macht das Spielhaus aus. Das Beschauliche hat auch was Schönes, keiner geht hier verloren. Und wir sind auch sehr glücklich über unseren Außenbereich.“

Kinder haben nicht mehr die Geduld für Gesellschaftsspiele

Eine Aktionswoche zum 50-Jährigen hat es bereits gegeben, eine weitere Feier soll im Frühjahr stattfinden.
Eine Aktionswoche zum 50-Jährigen hat es bereits gegeben, eine weitere Feier soll im Frühjahr stattfinden. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Langeweile, die komme im Spielhaus nicht auf – auch wenn sich im Alltag eines geändert habe, „vor allem das Freizeit- und Spielverhalten. Früher hatten wir einen Schrank voll mit Spielen, da gab es jemanden, der nur da war, um diese auszugeben. Heute haben die Kinder nach fünf Minuten keine Lust mehr auf Gesellschaftsspiele.“ Es sei eben das digitale Zeitalter, „viele bringen ihr Handy mit, was auch schade ist, ich erinnere mich, dass früher Spiele einen ganzen Nachmittag geprägt haben. Aber manche Kinder können sich nicht mehr einlassen auf Spiele, oder auch nicht auf Spaziergänge oder Fahrradtouren.“ Fürs Digitale seien nun die jüngeren Mitarbeitenden verantwortlich, „ich bin Erlebnispädagoge und über 60, die da in dem Bereich fit sind, sollen das gerne übernehmen“, berichtet er lachend.

Das 50-jährige Jubiläum wurde nun über mehrere Tage mit einigen Aktionen gefeiert, doch eine Feier soll es noch im Frühjahr geben, wenn das Wetter besser werde und man den Außenbereich nutzen könnte: Dann sollen auch ehemaligen Besucherinnen und Besucher und Mitarbeitende kommen.