Heiligenhaus. . Am Spielhaus gab es ein Wiedersehen der Sprösslinge der ersten Bewohner. Dabei schwelgten die Teilnehmer in alten Erinnerungen.

Eigentlich wollte sich Susy Meusel mit Margit Körner nur zum Kaffee treffen. Man wollte über die Kindheit in der Oberilp plaudern, jenem Stadtteil, dessen Bau vor 50 Jahren so langsam begann und der für so manche Schlagzeile sorgte. „Ich hatte dazu was auf Facebook gepostet, es entstand die Idee, dass man sich auf dem Edeka-Platz trifft. Für uns heißt der heutige Europaplatz immer noch so“, sagt Susy Meusel und erinnert an den Supermarkt, der bis zu seiner Schließung so eine Art Zentrum in der Oberilp war. Am Samstag gab es dann auch das Wiedersehen mit einem kleinen Fest.

Spielhaus war der Anziehungspunkt

Die Heiligenhauserin und viele andere in ihrem Alter besuchten regelmäßig das dortige Spielhaus, das in den 70-ern eröffnet wurde. Damals tanzten die Mädchen Gummitwist und die Jungs kickerten. Das Interesse der Kinder aus der ersten Generation an einem Wiedersehen war riesig, innerhalb einer Woche wurde das Spielhaus zum Treffpunkt der ehemaligen Oberilper „Blagen“ klar gemacht.

Das Spielhaus hatte seine Anziehungskraft bis in die benachbarte Unterilp, was nicht allen dortigen Eltern recht war. Ellen Plinzki, die heute im Westerwald lebt, wohnte damals in der Unterilp. „Meine Mutter schimpfte, wenn ich ins Spielhaus ging, schließlich lag das in ‘Klein-Chicago’ oder dem ‘Tal der fliegenden Messer’. Ich habe das aber nie so gesehen.“ Freitags war immer Disco: „Da habe ich meine Jeans immer nass angezogen, damit ich einen knackigen Hintern hatte“, verrät die gestandene Frau ihre geheimen Tricks als Teenagerin.

Heute gehen die Kinder gerne ins Spielhaus

Trotz des schlechten Images des Stadtteils fühlten sich die Mädchen und Jungen im Spielhaus pudelwohl, was zu einem guten Teil der Verdienst der ersten Sozialarbeiter Brigitte Gilles und Hüseyin Kukuoglu war, der von den Anwesenden regelrecht gefeiert wurde. „Der war unser Ziehvater“, erinnert sich Julio Gomez und bescheinigt ihm eine gute Arbeit: „Aus uns allen ist was Vernünftiges geworden, keiner ist im Gefängnis gelandet.“

Susy Meusel gibt zu, dass sie als Mädchen immer zu den älteren Jungs aufgeschaut hatte. „Türken, Spanier, Griechen, Deutsche, wir haben uns alle gut vertragen“, so die Organisatorin des Treffens, das irgendwann wiederholt werden soll. „Wer einmal im Spielhaus war, kommt gerne wieder“, meint Julio Gomez und stellt fest, dass die Kinder der ersten Stammgäste das Spielhaus heute genauso gerne besuchen wie einst deren Eltern.

>>> VIELE FAMILIEN LEBTEN SCHON IMMER IN DER OBERILP

  • Als junger Stadtteil entstand die Oberilp Ende der 60er Jahre – ab wann man offiziell als Stadtteil gestartet ist, versucht derzeit der Bürgerverein zu recherchieren, um ein mögliches Jubiläum feiern zu können.
  • Von Anfang an war die Oberilp nicht nur multikulturell, hier lebten auch schon immer besonders Familien. Viele Kinder sind in dem Stadtteil groß geworden und haben rund um den ehemaligen Edeka-Platz auf den Bolz- und Spielplätzen getobt.
  • Aufgrund der vielen Kulturen in dem Stadtteil erhielt der Europaplatz seinen Namen.