Heiligenhaus. Ist das Heiligenhauser Haus Selbeck tatsächlich eine Luxusunterkunft? Nein, kommentiert WAZ-Redakteurin Katrin Schmidt die derzeitige Situation.
Hunger in Afrika, Krieg in der Ukraine und im Nahen Osten – es gibt leider für viele Menschen auf dieser Welt Gründe, ihre Heimat verlassen zu müssen. Was das wirklich bedeutet, seine Heimat aufzugeben – das weiß ich nicht, zum Glück, das wissen viele von uns nicht, aber vielleicht der ein oder andere ältere Leser, der auch nach Heiligenhaus gekommen ist, weil es dort, wo er vorher mit seiner Familie lebte, Krieg oder keine Arbeit gab.
Und auch damals war es für sie nicht einfach: Nicht mit offenen Armen wurden sie in Heljens aufgenommen, untergebracht in allen möglichen freien Unterkünften, manch Augenzeuge berichtet noch heute von schlimmen, verletzenden zwischenmenschlichen Erfahrungen, die nie vergessen werden können.
Heiligenhauser diskutieren in Sozialen Netzen: Wohin mit den Asylsuchenden?
Ja, es sind immer wieder neue Herausforderungen, denen wir uns als Gesellschaft stellen müssen. Wo sollen die Geflüchteten Platz finden, wenn die Wohnungssuche eh schon kompliziert ist? Die Anwohner rund ums Haus Selbeck starten eine Petition, sie wollen lieber ein Ärztehaus. Der Stadtsportverband fordert die Stadt auf, Turnhallen nicht als Unterkunft zu benutzen. „Platz nutzen für die hier lebenden Menschen und gerade für Ältere“, schreien da viele in Sozialen Netzwerken.
Was soll die Stadt denn machen, wenn die zugewiesenen Menschen plötzlich vor der Tür stehen? Das Haus Selbeck ist sicherlich keine Luxusunterkunft. Es handelt sich um einen Neubau, ja – aber hier sollte eine Beatmungsklinik entstehen. Die Zimmer sind sporadisch eingerichtet, es gibt gar keine Wohnungen, die einzelnen Räume werden mit jeweils drei Personen belegt. Wollen die, die jetzt meckern, dort einziehen, wo es kaum Privatsphäre gibt und immer mit der Angst im Nacken, nicht zu wissen, wie es weitergeht?
Statt Angst vor Konflikten den Kontakt suchen
Ja, es gibt leider auch Menschen, die das Solidarische ausnutzen, die andere Ziele verfolgen. Die auch kein Bleiberecht kriegen sollten. Das klären Behörden und Richter. Aber woher kommt die Angst vor möglichen Konflikten? Statt mit Vorbehalt sollte man vielleicht mal auf diese Menschen zugehen, vielleicht reicht schon ein Lächeln und nettes Wort – und das Bewusstsein: Es lässt sich schon ganz gut meckern, wenn man in Frieden in den eigenen, warmen vier Wänden leben kann.