Heiligenhaus. Immer mehr Zuweisungen Asylsuchender auch in Heiligenhaus: erste Familie im Haus Selbeck eingezogen. Stadtsportverband sorgt sich um Turnhallen.
Die städtischen Unterkünfte zur Unterbringung von Geflüchteten sind voll: Das teilte die Verwaltung den Mitgliedern des Ausschusses für Soziales, Integration und Ehrenamt auf der letzten Sitzung mit. Mehr Menschen als laut Quote nötig sind schon da, weitere werden kommen – und die ersten Familien sind auch im Haus Selbeck eingezogen.
Kritik an der Kommunikation der Verwaltung zur Unterbringung von Geflüchteten im Haus Selbeck hatte es in den letzten Wochen immer wieder gegeben, ob von Ratsfraktionen oder von den Anwohnern, die auch gleich eine Petition an den Start gebracht haben. Dort wird von der Belegung beider Häuser und einer Aufnahme von 150 Menschen „gewarnt“ – obwohl Sozialdezernentin Meike Legut immer wieder betonte: „Wir wollen nur in einem Haus maximal 75 Personen unterbringen.“ Und das, betont sie, soll auch so bleiben: Die erste Familie ist nun eingezogen, weitere werden in dieser Woche erwartet.
Heiligenhaus wird noch weitere Flüchtlinge aufnehmen müssen
Erwartet werden auch weiterhin Asylsuchende, „die Landeszuweisungen ändern sich wöchentlich“, kommentiert Legut die Tabelle, die sie den Ausschussmitgliedern vorgelegt hat, „die Zahlen sind vom 4. Oktober und quasi komplett überholt.“ Genutzt werden derzeit die Harzstraße 9 (154 Plätze), Ludgerusstraße 5 (72), Rhönstraße (18), Werkerhofplatz (41) und noch viele weitere Wohnungen stadtweit (122) zur Unterbringung von Asylsuchenenden. 195 Personen davon sind anerkannte Geflüchtete, bei 146 läuft derzeit das Verfahren, geduldet sind 55. Platz gibt es insgesamt für 437 Menschen, freie Plätze nur noch wenige. „Wir halten immer Augen und Ohren offen für mögliche Alternativen, die Menschen unterzubringen“, versichert Legut.
Die Stadt Heiligenhaus habe vier Häuser sowie 78 Wohnungen für Flüchtlinge angemietet. Die Unterkunft Tüschener Straße 7 ist Ende September 2023 geräumt worden, so dass als Gemeinschaftsunterkunft nur noch die Ludgerusstraße zur Verfügung steht. Dass auch die Karl-Heinz-Klein-Halle wieder als Unterbringungsoption gehandhabt wird, dagegen spricht sich nun der Stadtsportverband in einem offenen Brief aus: „Sporthallen sind grundsätzlich als Flüchtlingsunterkunft abzulehnen. Die Auswirkungen des fehlenden beziehungsweise stark eingeschränkten Schulsports werden von Kinderärzten, Pädagogen etc. vielfach beklagt.“
Stadtsportverband appelliert: Keine Sporthallen zur Unterbringung nutzen
Auch habe das Vereinsleben bereits durch die Corona-Pandemie und die bereits hergerichtete kleine Halle als Notunterkunft extrem gelitten: „Das gesellschaftliche Engagement der Vereine sollte nicht unterschätzt werden. Sport ist nicht nur Spiel und Spaß. Sportvereine leisten einen erheblichen Beitrag zur Gesundheitsvorsorge.“ Und auch die Pflege sozialer Kontakte habe einen enormen Stellenwert. Deswegen fordert der Stadtsportverband, alternative Unterbringungsmöglichkeiten zu suchen und auf die Nutzung von Sporthallen zu verzichten. Das kann Meike Legut nachvollziehen, „wir wollen auch in erster Linie versuchen, darauf zu verzichten, im Zweifel können wir als Kommune aber nicht anders handeln, wenn wir Zuweisungen vom Land erhalten“, bittet sie um Verständnis.
Laut Bezirksregierung Arnsberg werde der Flüchtlingszustrom zunehmen und die nach Deutschland einreisenden Flüchtlinge würden nicht über die Landeseinrichtungen, sondern direkt an die Städte weitergeleitet. Wie es weitergeht, das kann derzeit noch keiner genau sagen. Wie es künftig besser, auch in der Kommunikation mit Anwohnern, laufen kann, das prüfe die Verwaltung derzeit: „Wir haben den letzten Sozialausschuss unterbrochen für Fragen von Anwohnern und Petitionstellern. Wir werden Anregungen und Unmut mitnehmen und prüfen.“
>>> Geld vom Land
- 669.650,82 Euro, teilen die Landtagsabgeordneten Jan Heinisch (CDU) und Ina Besche-Krastl (Grüne) mit, gibt es aktuell vom Land NRW für die Stadt Heiligenhaus zur Aufnahme, Unterbringung und Versorgung geflüchteter Menschen.
- Die ausgezahlte Summe setzt sich zu einem Teil aus weitergeleiteten Bundesmitteln (215 Millionen Euro) und zu einem Teil aus Mitteln aus dem Sondervermögen des Landes “Bewältigung der Krisensituation in Folge des russischen Angriffskriegs” (593 Millionen Euro) zusammen.