Heiligenhaus. Die Probleme beim Weiterbau der A44 wirken sich auf den Verkehr rund um Heiligenhaus aus, findet die CDU. Fraktion hat Pläne für die Zukunft.
Mehr als zweieinhalb Jahre ist es her, als die Heiligenhauser bei der Kommunalwahl ihr Kreuz setzten. Zeit, zurück und nach vorne zu blicken: Was ist geschehen, was wollen die Parteien noch erreichen bis zur nächsten Wahl? Im Auftakt der Sommerinterviews starten wir mit der CDU und somit der größten Fraktion. WAZ-Redakteurin Katrin Schmidt im Interview mit Fraktionschef Ralf Herre und Fraktionssprecher Stefan Propach.
Herr Herre, die Hälfte der Wahlzeit ist um, wie sieht es derzeit in Heiligenhaus aus?
Ralf Herre: Man setzt sich ja mal zusammen und überlegt, was fällt einem auf, was wollten wir vor der Wahl, was haben wir erreicht, was ist richtig und wo müssen wir womöglich nachjustieren? Und da fällt uns auf, die verkehrliche Situation verschlechtert sich. Die A44 ist für unsere Infrastruktur essenziell! Die Straßen sind voll. Wenn Radfahrer, vor allem im Bereich der oberen Hauptstraße, unterwegs sind, kommt es zu Problemen. Da kann zwar auch ein gegenläufiger Südring helfen, den wir für sinnvoll erachten, aber es zeigt einfach, dass sich die Situation insgesamt nur dann entspannen kann und wir den Verkehr nur aus der Stadt bekommen, wenn die A44 endlich kommt. Das zeigt, wie fragil unser Verkehrssystem ist.
Stefan Propach: Die A44 ist ein enorm wichtiger Wirtschaftsfaktor für Heiligenhaus. Die erste Frage möglicher Investoren im Innovationspark ist immer, wie da der Stand der Dinge ist. Da sind manche auch schon abgesprungen. Für das Industriegebiet ist der Weiterbau enorm wichtig, vor allem in Richtung Düsseldorf. Auch für die vielen Pendler, die sich durch Homberg quälen täglich.
Herre: Es ist auch für die Bevölkerung wichtig, die Idee, die in Heiligenhaus steckt, ist ja, dass es so gemütlich und im Grünen ist, wir uns vom Standort als Stadt aber auch interessant machen. Wenn wir jetzt mehr Unternehmen in den Innovationspark holen, könnte man auch die Arbeit in Heiligenhaus lassen und müsste nicht mehr so viel pendeln.
Wie kann sich die Stadt denn weiter interessant machen, auch für die Bevölkerung?
Herre: Da spielen die Bereiche Wohnen und Freizeitstandort eine große Rolle. Wir haben viele tolle Vereine und Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren, wir haben viele Sportmöglichkeiten, das ist alles wichtig. Dann wollen wir eine digitale Verwaltung, um Behördengänge zu vereinfachen. Die Themen Nachhaltigkeit, Umwelt und Natur werden durch so engagierte Menschen wie unseren Förster Hannes Johannsen toll begleitet und sorgen, wie im Paradies und in der Abtsküche mit dem Stauteich, auch für viele Tagestouristen. Wir wollen nach wie vor ja auch eine südliche Fahrradachse vorantreiben – aber auch die mittlere Achse muss noch besser werden für Fahrradfahrer.
Propach: Man muss einfach sehen und neu entdecken, was in den letzten Jahren alles so passiert ist, auch gerade in der Innenstadt, sie hat ein Aufhübschen widerfahren und vieles kommt ja noch. Das Thema Gastronomie ist uns auch wichtig, wir hoffen, dass wir bald auch eine Lösung beim Pavillon haben.
Herre: Man muss auch mal betonen: Heiligenhaus hat kaum Leerstände in der Innenstadt. Das sieht in vielen Kreisstädten anders aus. Es gibt hier ein großes Angebot, auch wenn viele meckern, genauso viele nutzen es auch.
Welche Themen stehen noch auf der Agenda?
Herre: Wir müssen auch die Themen Wohnentwicklung und Schienenanbindung weiter angehen, wir brauchen mehr Kitas und die Schulen müssen ausgebaut und das Schulkonzept weiter entwickelt werden. Wir müssen für den Generationenstandort noch einiges tun.
Propach: Aktuell ist auch das Thema Innenstadtparken wieder eins, da müssen wir noch mal ran, da gibt es Optimierungsbedarf. Außerdem wollen wir wieder einen hauptamtlichen Seniorenbeauftragten, um Ältere nach der Pandemie wieder abzuholen. Der Rat hat zudem vor Jahren den Leitbildprozess Heiligenhauser Ansichten auf den Weg gebracht. Hier wollen wir ansetzen und überlegen, Werkstattverfahren mit Bürgern zu machen. Man hat ja bei der öffentlichen Veranstaltung zum Stauteich gesehen, dass das Interesse da ist, so fühlt sich der Bürger vielleicht auch mehr mitgenommen. Aber das geht eben nicht immer so, mache Dinge müssen auch nicht-öffentlich geschehen
Es hagelt auch schon mal Kritik an der CDU für Entscheidungen. Wie sieht es mit der Zusammenarbeit mit den anderen Ratsfraktionen aus?
Herre: Nachdem es im ersten Jahr zum Stillstand kam, hat sich doch wieder eine bürgerliche Mehrheit gefunden. Wir konnten viele gute Projekte durchbringen, die die Stadt auch voranbringen. Entscheidungen sind vielfach einstimmig gefallen. Wir wollen uns auch nicht zerreißen untereinander, sondern für den Bürger Politik machen. Man merkt, glaube ich, dass die CDU der Treiber in der Stadt ist, deswegen sehen wir auch positiv auf die nächste Kommunalwahl.
Propach: Für einiges hagelte es auch Kritik, manche reden gewisse Dinge auch schlecht, aber manchmal muss man entscheiden und einfach mal machen. Nur das bringt nach vorne.
Herre: Man muss nicht immer kleinklein denken. Das gilt zum Beispiel auch für den Dirt Bike Park. Klar, könnte man den auch kleiner machen, aber er wird auch Menschen in die Stadt holen. Wenn Leute von außerhalb kommen, sind sie voll des Lobes für Heiligenhaus. Die Stadt hat sich entwickelt – und nur, weil man manchmal auch groß gedacht hat, think big. Genau das hat uns bislang auch weitergebracht, auch wenn wir dafür häufig Kritik erhalten haben, war das langfristig genau richtig. Als Stadt muss man immer ein Zusatzangebot schaffen, im eigenen Saft schmoren reicht da nicht aus. Wir als Politik müssen den Schritt vorwagen.
Gibt es Entscheidungen in der letzten Zeit, die Sie bereuen oder weiter angehen wollen?
Herre: Wir hätten den Pavillon auf dem Rathausplatz direkt öffentlich ausschreiben sollen. Das, was wir nun gemacht haben. Das hätte uns Ärger erspart und wäre der richtige Weg gewesen – aber im Nachhinein ist man oft schlauer.
Propach: Sicherheit und Ordnung ist noch ein Thema für uns. Die Stadt muss sauberer werden, die Mülleimer öfter geleert werden und der kommunale Ordnungsdienst weiter verstärkt werden, damit noch besser aufgepasst wird. Auch bei der Feuerwehr und den Technischen Betrieben ist noch einiges zu tun: Die neue Wehrleitung hat schon viel Gutes gemacht, bei den Technischen Betrieben wurde investiert, nun geht es um die Erweiterung – wir müssen die Wehr zukunftsfähig aufstellen.