Heiligenhaus. Der Wasserverband will den Pegel im Abtskücher Stauteich um einen Meter absenken. Nun gab es Infos zu den Plänen und möglichen Folgen.
Was genau mit dem Stauteich passiert, wohin der Rinderbach umgeleitet wird und welche Folgen die Aufgabe der Kläranlage, die in der Verantwortung des Ruhrverbands liegt, haben wird – all das interessiert die Heiligenhauser Bürgerinnen und Bürger brennend.
In Facebook-Gruppen wurde zuletzt von einem „Todesurteil“ für viele dort lebende Tiere geschrieben, wenn die Pläne umgesetzt werden, während Experten relativieren – und die Vorteile der Maßnahme in den Fokus rücken.
Dementsprechend groß war das Interesse an einem Vortrag von Vertretern des Bergisch-Rheinischen Wasserverbands (BRW), die am Dienstagabend in der städtischen Aula auch zahlreiche Fragen beantworteten.
Mehr Stauvolumen und geringere Tiefe am Heiligenhauser Stauteich
Geschäftsführer Engin Alparslan, Christoph Nietfeld als Fachbereichsleiter Gewässer und weitere Kollegen informierten dabei ausführlich über die kommenden Bauvorhaben und Ziele des BRW: „Als Schutz gegen Hochwasser wird das Stauvolumen des Teichs erhöht, dafür wird der Stauteich um einen Meter abgesenkt. Gleichzeitig wird dadurch die Biotopfunktion verbessert, es kommen Lebensräume hinzu, die wir so noch nicht haben“, erklärte Nietfeld.
Weitere heimische Tierarten sollen sich am Stauteich in Heiligenhaus ansiedeln
Denn in den ökologisch wertvollen Flachwasserzonen und dem Schilfgürtel, die durch die 0,6 Hektar weniger Teichfläche entstehen beziehungsweise angelegt werden, könnten sich mehr und bisher dort nicht heimische Tierarten ansiedeln, prognostizieren die BRW-Experten. Der Rinderbach wird fortan um den Abtskücher Teich herumgeführt und fließt dann dort, wo bereits jetzt in den regenreichen Monaten ein Bächlein zu sehen ist – und im Anschluss direkt ins Paradies.
Wordenbecker Bach speist den Teich künftig mit Wasser
Der Wordenbecker Bach dient laut BRW zukünftig der Speisung des Teichs mit Wasser. Da das Heiligenhauser Abwasser zukünftig in Essen-Kettwig mitbehandelt wird, wo noch Kapazitäten frei sind, fließt dementsprechend weniger Wasser in den Stauteich, „wenn man die Wasserqualität betrachtet, ist das aber sogar ein ökologischer Vorteil“, so die Vertreter des Bergisch-Rheinischen Wasserverbands. Zum Großteil fließe eben derzeit gereinigtes Abwasser in den Teich, aufgrund dessen unter anderem die Richtwerte für Stickstoff und Phosphor überschritten werden.
Geringe Regenmengen sorgen für wenig Wasser in Bächen
„Aufgrund der Verkleinerung des Volumens geschieht der Austausch des Wassers zudem zukünftig etwas schneller.“ Was viele Bürger besorgt, ist der Wassermangel in den Sommermonaten. Bereits jetzt ist der Rinderbach trockengefallen, der Wordenbecker Bach führt nur noch sehr wenig Wasser. „Ich kann aber kein Wasser herzaubern“, machte Alparslan deutlich, „es regnet nun mal nicht.“
Gerade unter den heutigen Rahmenbedingungen gebe es aber keine andere Möglichkeit als die geplanten Baumaßnahmen, da ein größerer Teich natürlich noch schneller trockenfallen würde. Zudem dürfe man den Fokus nicht nur auf die warmen Monate richten. „Der Abstand des Teichs zu den Wanderwegen wird größer“, beantworteten die Experten eine Frage aus dem Publikum, „an manchen Stellen sind das nur vier bis fünf Meter, an anderen vielleicht zehn bis 15 Meter.“
Wasserverband verspricht eine „ökologische Baubegleitung“
Auf die Tierwelt im und um den Teich werde geachtet: „Es gibt eine ökologische Baubegleitung. Wenn für den Damm, der in Richtung Abtskücher Straße errichtet wird, Bäume gefällt werden müssen, werden die zunächst auf Bruthöhlen für Fledermäuse untersucht. Der Bewuchs am Teich wird nur da entnommen, wo gebaut wird.“ Auch für Fische sei die zukünftige Tiefe des Teichs, der im übrigen ein künstlich angelegtes Gewässer ist, ausreichend. „Allerdings“, so gaben die Experten zu bedenken, „leben derzeit auch etliche Tierarten im und am Teich, die dort eigentlich nicht hingehören und nach Beendigung der Maßnahmen nicht wieder eingesetzt werden dürfen.“
>>> Die weiteren Schritte
Der Baubeginn ist für Anfang 2024 geplant, zur Naherholung werden aber immer Teile des Gewässers zugänglich sein.
Ein weiterer Infoabend mit dem Ruhrverband soll nach den Sommerferien folgen.