Heiligenhaus. Im Heiligenhauser Hefelmann-Park steht nun ein Stahlgerüst: Hier entsteht jedoch kein neues Haus, die Skulptur soll an die Geschichte erinnern.
Und plötzlich steht da ein Stahlgerüst im Hefelmann-Park, mitten auf der Wiese. Bereits einige Heiligenhauserinnen und Heiligenhauser fragten sich in den letzten Wochen: Was hat es damit auf sich? Mit diesem Bau ist der Umbau des Bereichs beendet, heißt es nun aus der Stadtverwaltung – und hier entsteht kein neues Gebäude, das Gerüst ist Kunst und soll an das alte Haus Hefelmann erinnern. In Sozialen Medien äußern nun einige Kritik.
„Ist das Kunst oder kann das weg?“ oder „Mal wieder ein tolles Beispiel für Steuergelderverschwendung“, kommentieren da Heiligenhauser bei Facebook die Bekanntmachung der Stadt über die neue Skulptur. „Zum Gedenken an das Haus Hefelmann erfolgt im Hefelmann-Park in Heiligenhaus die Errichtung einer Stahlskulptur „Haus Hefelmann“ am ursprünglichen Standort der historischen Fachwerk-Hofstelle aus dem Jahre 1526“, heißt es vom Technischen Beigeordneten Andreas Sauerwein dazu in einer Pressemitteilung.
Heiligenhauser Projekt wird gefördert durch NRW-Landesmittel
Gefördert sei das Projekt durch Mittel des Heimat-Fonds des Landes, so entstehe ein „Denkmal für das Denkmal“: Die Umrisse des Kottens der Hofstelle Hefelmann würden durch die Stahlkonstruktion plastisch nachgebildet und so werde das Haus Hefelmann als Silhouette in den Park gezeichnet. „Damit wird das Ensemble, noch bestehend aus dem erhalten gebliebenen Fachwerk-Wirtschaftsgebäude und dem wiederentdeckten und neu aufgemauerten Brunnen, auf künstlerische Art wieder komplettiert“, teilt Sauerwein weiter dazu mit.
Das sei jedoch keine aktuelle Entscheidung, „bereits bei der Gestaltung des Hefelmann-Parks wurde mittels der Pflanzung der frühere Standort des Hauses Hefelmann akzentuiert“. Die Bepflanzung werde zukünftig unter und umrahmend um die Stahlkonstruktion wachsen.
Die Geschichte des Hauses Hefelmann
Das Haus Hefelmann war über zehn Generationen im Besitz der Familie Hefelmann. Wilhelm Hefelmann (1861 bis 1944), von Beruf Bäckermeister, habe als Heiligenhauser Original mit seinen zahlreichen in Heljenser Mundart verfassten Geschichten viel dazu beigetragen, die heimatliche Mundart für die Nachwelt zu erhalten, berichtet Sauerwein weiter. In der Nacht vom 22. auf den 23. Juni 1998 zerstörte ein Brand ein Stück Geschichte mitten in Heiligenhaus: Das Haus Hefelmann ging in Flammen auf. Das Fachwerkhaus, das seit 1987 unter Denkmalschutz stand, war nicht mehr zu retten. In der Ruine saß der Hausschwamm. Der unbewohnte Kotten, der 1526 erstmals Erwähnung fand, wurde 2001 schließlich abgerissen.
Erinnerung an Judenverfolgung
Im Dritten Reich wohnte im Haus Hefelmann zeitweise das jüdische Ehepaar Hildegard und Siegmund Oss mit ihrem Sohn Günter. Die Familie Oss wurde Opfer des nationalsozialistischen Rassenwahns und 1942 im KZ Izbica ermordet. „Die Bedeutung des Hauses Hefelmann für die Judenverfolgungen in Heiligenhaus werde dadurch in Erinnerung gebracht, dass im Sommer 2021 im heutigen Hefelmann-Park vor dem einstigen Wohnhaus für die Mitglieder der Familie Oss drei Stolpersteine verlegt wurden“, so Sauerwein. Die Stolpersteine, ein Projekt des Kölner Künstlers Günther Demnig, erinnern in ganz Deutschland und Europa an Ort und Stelle an das furchtbare Schicksal der ermordeten jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger.
>>>Brandstiftung als Ursache
Brandstiftung wird als Ursache für das zerstörerische Feuer im Juni 1998 angenommen.
Löschwasser beschleunigte damals den Verfall des Gebäudes, das nicht mehr zu retten war.