Heiligenhaus. Fieber- und Schmerzsäfte für Kinder sind knapp, auch andere Medizin ist derzeit häufig Mangelware. Das leisten Heiligenhauser Apotheker.

Es gibt so einige Medikamente, die derzeit nicht problemlos in der Apotheke zu bekommen sind: Fiebersäfte für Kinder zum Beispiel, aber auch Zäpfchen, Hustenlöser oder vereinzelte Blutdruckmedikamente. Der Heiligenhauser Apotheker Peter Rüngeler erzählt, woran das liegt, welche Lösungen es gibt und wie das apothekeneigene Labor dabei helfen kann, Kranke zu versorgen.

Es komme eigentlich täglich vor, so Rüngeler, dass Patienten mit einem Rezept die Löwen-Apotheke betreten, das nicht so einfach einzulösen ist. Denn einige Medikamente, die Ärzte verschreiben, sind entweder gar nicht oder nur in geringen Mengen lieferbar. „Das prägende Thema sind da die Fieber- und Schmerzsäfte für Kinder. Aber auch einige Nasensprays sind knapp, einige Zeit waren Elektrolyte nicht gut lieferbar, bei Hustenblockern oder -lösern muss man ebenfalls schauen.“

Heiligenhauser Apotheker erklärt Lieferengpässe für Produkte wie Paracetamol

Es habe sich, das möchte Peter Rüngeler betonen, aber bisher eigentlich immer eine Lösung gefunden, um dem Patienten zu helfen. „Manchmal kann man etwas über die Dosierung ausgleichen, da müssen dann zwei niedriger dosierte Tabletten genommen werden statt der einen gewohnten, höher dosierten. Manchmal gibt es einen ähnlichen Wirkstoff, der genauso gut hilft.“ Aus diesem Ausweichen ergäben sich aber möglicherweise neue Schwierigkeiten, so der Apotheker, der auch ein Beispiel parat hat: „Es gibt nur noch einen deutschen Hersteller für Paracetamolsäfte für Kinder, letztes Jahr waren es noch zwei. Wenn der Probleme bekommt, weichen die Eltern auf Zäpfchen oder Ibuprofen-Säfte aus, was dann wiederum dort zu Engpässen führt.“

Täglich wird unter anderem Fiebersaft hergestellt in der Löwen-Apotheke.
Täglich wird unter anderem Fiebersaft hergestellt in der Löwen-Apotheke. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Überhaupt seien die Gründe für Lieferengpässe vielfältig, manchmal fehle der Rohstoff, manchmal die Verpackungseinheit, oft sei ganz unklar, woran es liege. Dass gängige, patentfreie Medikamente von vergleichsweise wenigen Herstellern produziert würden, liege auch daran, dass sich damit aufgrund des vorgeschriebenen Festbetrags nur wenig Gewinn machen ließe.

Alle Apotheken müssen ein Labor vorweisen

Glücklicherweise können in Apotheken aber auch selbst Medikamente hergestellt werden, nach den Vorschriften der Apothekenbetriebsordnung sei jede Apotheke dazu verpflichtet, ein Labor in den Betriebsräumen vorzuweisen. „In unserem Labor ist dann eben auch Platz für die Rezeptur, das heißt, für die patientenindividuelle Anfertigung von Arzneimitteln. Jeden Tag ist dort eine Mitarbeiterin damit beschäftigt, Fiebersäfte herzustellen“, sagt Rüngeler und zeigt auf ein paar bereits abgefüllte Flaschen mit dem begehrten Saft. „Dafür werden Tabletten mit dem entsprechenden Wirkstoff suspendiert, in eine Suspensionsgrundlage eingearbeitet und aromatisiert. Das geschieht rein manuell und für jede Flasche einzeln.“

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Die Kunden seien froh, wenn sie versorgt würden – „die Fiebermittel werden ja auch am gleichen Tag benötigt und nicht irgendwann.“ Probleme mit der Lieferkette, die gebe es definitiv. „Aber das ist nicht das Problem der Kunden. Für die finden wir eine Lösung.“ Wichtig sei ihm, dass die Politik erkenne, dass die Herstellung von Medikamenten wieder nach Europa verlagert werden müsse, um auch im Falle einer wirtschaftlichen Krise verlässlich produzieren zu können.

Es wird weiter gemischt

In den nächsten Wochen werde sich an den Lieferschwierigkeiten kaum etwas ändern, so Rüngeler. Seine Mitarbeiter werden also weiterhin Säfte selber herstellen, ganz nach der ursprünglichen Bedeutung von „recipe“: „Man nehme“ heißt es dann nicht nur in der heimischen Küche, sondern auch im Apotheken-Labor.