Heiligenhaus. Die Apfelernte fällt in diesem Jahr gut aus. Wer aus seinem Obst Saft machen möchte, kommt zum Hof Dalbeck nach Heiligenhaus: Was hier entsteht.

Rot, Gelb, Grün liegen die Äpfel in einem Silo, das als vorübergehendes Lager dient. Süßlicher Geruch liegt in der Luft und die letzten Wespen des Sommers erfreuen sich an den reifen Früchten, die auf dem Hof Dalbeck am Mühlenweg 18 in Heiligenhaus lagern. Seit Anfang August öffnet die Lohnmosterei ihre Pforten und nimmt Obst von Privatpersonen an, das im Garten, auf Streuobstwiesen und auf Balkons fleißig geerntet und auf den Hof gebracht – in der Hoffnung, möglichst viel Apfelsaft dafür zu bekommen.

Die Äpfel werden zunächst von Thomas Dalbeck gewogen, bevor sie dann verarbeitet werden.
Die Äpfel werden zunächst von Thomas Dalbeck gewogen, bevor sie dann verarbeitet werden. © FUNKE Foto Services | Judith Michaelis

Thomas Dalbeck führt die Mosterei bereits in dritter Generation und erklärt, wie das Konzept funktioniert: Die angelieferten Äpfel werden auf einer großen Waage gewogen. Der Durchschnitt aus einem Hausgarten liege bei ungefähr 50 Kilogramm, viele Kunden kommen mehrmals und brächten bis zu 150 Kilogramm Obst von einem Baum, erzählt Dalbeck. Anschließend kommen die Äpfel in eine Rinne, die mit Wasser gefüllt ist, somit werden sie ein erstes Mal gewaschen und die Würmer lösen sich heraus.

Wie in Heiligenhaus trüber von klarem Saft getrennt wird

Dann werden sie noch einmal gründlich gewaschen und mit Schale und Stiel geschreddert. Dieses Mus läuft dann so lange über bänderbespannte Walzen, bis aller Saft abgetropft ist. Der Saft kommt dann in einen Tank und wird auf 80 Grad erhitzt, um haltbar zu sein. Über Nacht setzt sich dann der klare vom trüben Saft ab und kann separat abgefüllt werden. Dies geschieht in einer anderen Halle, wo mehrere Hundert Flaschen gleichzeitig gespült, abgefüllt, etikettiert und zugeschraubt werden, bevor sie fertig für den Verkauf sind.

Früchte aus der Umgebung werden zu leckerem, hochwertigen Saft: Dalbeck hat einen guten Ruf im Bereich Rhein-Ruhr.
Früchte aus der Umgebung werden zu leckerem, hochwertigen Saft: Dalbeck hat einen guten Ruf im Bereich Rhein-Ruhr. © FUNKE Foto Services | Judith Michaelis

„Pro Flasche müssen sie eine Verarbeitungsgebühr von 70 Cent bezahlen, sonst kostet die Flasche 1,15 Euro. Da hat man dann 45 Cent an einer Flasche gespart“, erklärt der Hofbetreiber. Viele der Leute, die kommen, sind Kunden, die Äpfel aus ihrem Hausgarten bringen. Es kämen aber auch neue Gesichter von weiter her, die die Aktion als Ausflug mit den Enkelkindern gestalten, berichtet Dalbeck.

Gute Ernte, aber fehlende Erntehelfer

„Das fing ja ursprünglich nach dem Krieg an“, berichtet Dalbeck von den Anfängen der Apfelsaft-Aktion. Die Nachkriegsgeneration habe das Angebot auch gut angenommen, meint er. Mittlerweile sei es für die jüngere Generation eher Neuland, aber würde trotzdem gut angenommen werden. Gerade auch in der Coronazeit haben sich die Leute mehr zuhause aufgehalten, sich mehr um den Garten gekümmert und mehr Saft getrunken, meint er. Dadurch konnte das Angebot, was sowieso mit Abstand möglich ist, und im Freien stattfindet, in der Pandemie weitergeführt werden.

Der Saft wird direkt abgefüllt, 70 Cent zahlen die Kunden, die ihr Obst hier hinbringen, pro Flasche.
Der Saft wird direkt abgefüllt, 70 Cent zahlen die Kunden, die ihr Obst hier hinbringen, pro Flasche. © FUNKE Foto Services | Judith Michaelis

Aktuell sei jedoch aufgefallen, dass die Menschen durch die Inflation leider auch an den 70 Cent pro 0,75 Liter Flasche Saft sparen würden, dadurch komme es vor, dass Äpfel liegenblieben. „Dieses Jahr hängen eigentlich viele Äpfel an den Bäumen, aber die Leute, die sie sammeln müssten, fehlen“, erzählt Dalbeck. Nach der eher schlechten Ernte von letztem Herbst gebe es eigentlich Anlass zur Freude, doch teilweise seien die Kapazitäten zur Ernte und Verarbeitung der Früchte gar nicht da, bedauert er.

Äpfel bringen erstaunlichen Ertrag

Das Lager ist immer gefüllt bei Thomas Dalbeck: Vor Ort kann man aus den vielen verschiedenen Sorten auswählen. Der Apfelsaft gehört zu den Verkaufsschlagern, aber auch die Rhabarberschorle, der Birnensaft, O-Saft, Multisaft und vieles mehr gibt es hier.
Das Lager ist immer gefüllt bei Thomas Dalbeck: Vor Ort kann man aus den vielen verschiedenen Sorten auswählen. Der Apfelsaft gehört zu den Verkaufsschlagern, aber auch die Rhabarberschorle, der Birnensaft, O-Saft, Multisaft und vieles mehr gibt es hier. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Dabei ist der Ertrag erstaunlich: Aus 100 Kilogramm Äpfeln lassen sich 65 bis 70 Liter Saft herstellen, umgerechnet mache das 80 Flaschen. Diese Menge müssten auch nicht vom Kunden aufgekauft werden, sondern komme ins Lager und später in den Einzelhandel. Da der Hof mit solchen Mengen Saft umgehe, sei der Saft, den man direkt bei der Apfelabgabe mitnimmt, nicht der aus den eigenen Äpfeln. „Das kann ich einfach nicht garantieren, dass ich die Flaschen wiederfinde“, lächelt Dalbeck.

>>> Hier kann man sein Obst hinbringen

  • Die Apfelreste, die bei der Produktion anfallen, müssen kostspielig entsorgt werden und eignen sich nicht als Viehfutter, teilweise aber als Stoff für Biogas.
  • Apfelsaft ist ein regionales und saisonales Produkt, weshalb der Preis günstiger ist als der für Orangensaft, welcher von Importen abhängig ist.
  • Die sogenannte Lohnmosterei nimmt noch bis zum 27. Oktober Äpfel, Birnen und Rhabarber während der Öffnungszeiten (Montag bis Freitag 8 bis 18 Uhr, Samstag 8 bis 13 Uhr) am Mühlenweg 18 in Heiligenhaus an.
  • Auch kann man vor Ort natürlich die vielen unterschiedlichen Säfte, die es von Dalbeck gibt, erwerben, sowie weitere regionale Spezialitäten im Hofladen. Weitere Infos unter dalbeck-fruchtsaft.de, info@dalbeck-fruchtsaft.de oder 02056 69219.