Heiligenhaus. .

Welche kleine Stadt kann schon von sich behaupten, eine eigene Süßmosterei zu haben? Es können nicht sonderlich viele sein. Heiligenhaus ist eine der glücklichen Kommunen.

Die Süßmosterei Dalbeck ist bekannt für ihre Säfte. Doch in diesem Jahr gibt es ein Problem mit den Äpfeln: Die Ernte fiel deutlich magerer aus.

„Ich bin ein wenig überfordert damit, dass es so leer ist“, scherzt Julia Dalbeck und guckt sich um. Normalerweise stehen die Autos an Samstagen nämlich Schlange auf dem Hof der Süßmosterei. Kistenweise stapeln sich die Äpfel sonst in den Autos der Kleingärtner und Obstbaumbesitzer. Doch weil die diesjährige Apfelernte so schlecht ausfiel, rollt nur hin und wieder mal ein Pkw auf den Parkplatz, um gerade mal zwei oder drei Kisten auszuladen. „So ist halt die Natur“, bemerkt Julia Dalbeck achselzuckend, „da kann man nie so richtig wissen, wie es wird.“ Dass die Ernte so mager ausfällt, damit hatten Dalbecks aber auch nicht gerechnet: ein Viertel weniger als in normalen Jahren. „Das ist schon eine ganze Menge“, so Dalbeck.

Aber woran liegt es, dass Boskoop, Gala & Co. 2010 nicht so richtig wollen? „Die Äpfel wachsen bei einem ex-trem trockenen Sommer nicht so gut. Darum sind die, die wir bekommen, auch so klein“, erklärt Julia Dalbeck das Klima-Problem. Der Baum brauche das wenige Wasser, das er aufnimmt, selbst und werfe daher die Äpfel ab. „Auch Frost, der in die Blüte haut, kann schuld sein.“ Die Erntezeit dauert etwa von Mitte August bis Ende Oktober. Und da sich der August nicht gerade von seiner besten Seite gezeigt hat, haben besonders die frühen Apfelsorten gelitten. „Da haben wir fast gar kein Obst bekommen“, erinnert sich Julia Dalbeck. Bei den „Spätzündern“ sieht es schon ein bisschen besser aus.

Dass dem Familienbetrieb aber der Saft ausgeht, darüber macht sich hier niemand sorgen. Immerhin braucht die Süßmosterei 15 Kilo des Paradiesobstes, um 12 Flaschen Saft zu machen. „Wenn die Äpfel knapp werden sollten, kann ich immer noch einen anderen Betrieb anrufen und fragen, ob die noch welche haben“, sagt Dalbeck. Man helfe sich immer gegenseitig aus. In Nord- und Süddeutschland sehe es nicht ganz so mager mit der Apfelernte aus. „Plantagenobst wollen wir aber nicht. Die Betriebe, mit denen wir arbeiten, fahren dieselbe Schiene wie wir – keine gespritzten Äpfel.“ Das heißt: Kleingärtner und alle Leute, die einen Apfelbaum im Garten haben, können ihr Obst vorbei bringen. „Deshalb ist unser Saft auch aus ganz vielen Sorten gemischt, jede Flasche sieht anders aus“, erklärt Dalbeck stolz. „Und genau das wollen die Kunden.“

Sonst füllt der Familienbetrieb im Winter rund vier bis fünf mal die Woche Apfelsaft ab, aber in diesem Jahr werden die Pressen wohl nur zwei mal in der Woche angeschmissen. Die Prognosen für die nächste Erntezeit stehen Laut Gärtner-Weisheit nicht schlecht: „Man sagt, die Bäume tragen ein übers andere Jahr gut.“ Hoffen wir, dass der Wettergott diese Weisheit auch kennt.