Heiligenhaus. Das Heiligenhauser Stadtfest wird wohl auch 2021 nicht stattfinden. Club und Kulturbüro stecken dennoch nicht den Kopf in den Sand.
Aufgeben ist keine Option - das ist definitiv das Leitmotto der Heiligenhauser Kultur. Lockdown, alles zu - und das in einer Stadt, in der sonst unter anderem am beliebten Mittwochabend regelmäßig hochkarätige Konzerte oder sonstige Veranstaltungen stattfinden. Wie Club-Chefin Edelgard Eichberg sowie Jürgen Weger und Veronika Kautz vom Kulturbüro mit dem Lockdown umgehen.
Ein Jahr ohne das beliebte Stadtfest? Das konnte sich vor der Pandemie sicher kein Heiligenhauser vorstellen. "Wir auch nicht", blicken Veronika Kautz und Jürgen Weger auf das Jahr 2020 zurück. "Wir hatten natürlich alles geplant, auch Ab in die Mitte und die weiteren Highlights des Jahres, aber es war natürlich unmöglich, das durchzuführen." Skeptisch blickt Kautz auch auf das Jahr 2021: "Wir haben alles grob geplant, und auch das Stadtfest steht. Eine richtige Planung ist aber nicht möglich, aber wir überlegen, was irgendwie machbar wäre." Weger ergänzt: "Selbst wenn bis Fronleichnam alle geimpft wären, wird es sicher noch starke Auflagen geben, die ein Fest, wie wir es kennen, unmöglich machen würden."
Kreativität ist nun besonders gefordert
Die oberste Priorität, erklärt Kautz, sei derzeit bei allen Veranstaltungsüberlegungen die Sicherheit, aber man bemühe sich, sobald etwas möglich sei, auch etwas möglich zu machen. "Wir werden geleitet von Hoffnung, denn uns fehlt das kulturelle Leben sehr. Im Kopf haben wir viele Ideen, was wir vielleicht alternativ anbieten können", so Kautz. Die Kreativität sei seit dem letzten Jahr noch einmal anders angeregt worden und Sachen entstanden, über die man sonst nie nachgedacht hätte, "wie zum Beispiel das große Videoprojekt als kleiner Ersatz für den Weihnachtsmarkt."
Was trotz Lockdowns bleibe, sei der Kontakt zu den Künstlern, die auch sonst regelmäßig nach Heiligenhaus kommen, und natürlich auch zu weiteren. "Viele von ihnen sind ja nicht nur Geschäftspartner, sondern Freunde. In der Hoffnung, dass irgendwann wieder etwas stattfinden kann, haben wir natürlich auch bereits Termine gebucht. Und wenn es nicht klappt, dann müssen wir das eben rückabwickeln", so Weger.
Heiligenhauser vermissen die Veranstaltungen und den Kontakt
Ob denn die Heiligenhauser das kulturelle Leben vermissen? "Total. Wir werden oft angerufen, was denn stattfinden kann und die Leute wollen auch Tickets kaufen", so Weger. Darüber hinaus fehle vielen der persönliche Kontakt, ergänzt Kautz: "Wir waren ja hier im Kulturbüro bekannt als Ansprechpartner vor Ort für alles mögliche. Jetzt Distanz zu wahren ist für uns nicht einfach, aber das hat auch persönliche Verantwortung."
Keine Kulturveranstaltungen heiße derzeit aber eben nicht, nichts zu tun. Gepflegt werde der Kontakt dann aber nun telefonisch - übrigens auch zu den Partnerstädten. "Früher war alles selbstverständlich, man hat sich regelmäßig gesehen - jetzt vermisst man sich einfach auch." Doch Kautz und Weger machen in den Gesprächen stets Mut: "Wir sagen immer, wir müssen weiter aufpassen und dann geht es auch irgendwann alles vorbei. Jetzt müssen wir da zusammen durch und irgendwann sehen wir uns im Museum oder in der Aula wieder."
Club stellt Programm auf
Oder eben im Club, denn hier legt man ebenfalls nicht die Hände in den Schoß, berichtet Leiterin Edelgard Eichberg. "Das Programm steht und wir sind zuversichtlich, dass auch einige Veranstaltungen stattfinden können. Wir werden nicht den Kopf in den Sand stecken, denn Trübsal blasen ist jetzt keine Option." So konnte auch hier einiges bereits stattfinden, das Team hat einen virtuellen Adventskalender auf die Beine gestellt und bis kurz vor dem Lockdown noch Veranstaltungen durchgeführt. "Anka Zink kam super an, die Leute waren froh, endlich mal wieder rauszukommen und lachen zu können", berichtet sie vom letzten Kabarett in 2020.
Fußball-Europameisterschaft soll gezeigt werden
Davon soll es nach Wunsch Eichbergs 2021 wieder mehr geben, und zwar einmal im Monat, soweit es dann möglich sein wird: "Wir haben uns mit den Hygieneverordnungen intensiv auseinander gesetzt, im Lockdown ist natürlich weiter nichts möglich, aber sobald es Lockerungen gibt, können wir starten." Auf dem Programm stehen einige Konzerte, wie Chris Hopkins, BT Light, The LineWalkers, Berlin 21 oder Florian Franke. "Worauf ich mich besonders in diesem Jahr freue, ist die geplante Lesung mit Bone und Thiele", so Eichberg. Die soll am 17. Mai stattfinden.
Geplant sind zwei RockMe-Veranstaltungen und die Fußball-EM (Start am 11. Juni) soll auf Großleinwand gezeigt werden. "Im September werden wir draußen einen großen Kinderflohmarkt anbieten, das wird toll." Auch das Kursprogramm wird weiter angeboten, "in sehr abgespeckter Form", zeigt Eichberg den Flyer - sonst gibt es pro Halbjahr ein dickes Kursbuch.
Völlig ungewohnte Leere im Club
Generell sei es sehr seltsam, den Club so leer zu erleben. "Hier ist ja immer viel los, das war schon total seltsam. Auch hat sich unser Arbeitsrhythmus verändert, durch die Veranstaltungen war ich oft erst nach Mitternacht zuhause, jetzt schlafe ich zu der Zeit. Das macht was mit einem." Auch sei alles etwas überschaubarer, zum Beispiel beim Schülercafé. "Da sich alle registrieren müssen, ist es nicht mehr so ein Kommen und Gehen und man hat mehr Zeit für den Einzelnen", stellt Eichberg fest.
Genutzt werde die Zeit nun aber auch für Renovierungen. "Es ist nicht so, dass wir uns derzeit langweilen, aber wir kommen jetzt mal zu Dingen, zu denen man sonst eben nicht gekommen ist." Doch sie vermisst den Trouble und die Menschen - und ab und zu auch die beliebten Mozzarella-Sticks, die bei Veranstaltungen immer der Renner sind. Jetzt hofft sie, diese bald wieder anbieten zu können - denn das würde bedeuten, dass endlich wieder Veranstaltungen stattfinden. "Bis dahin müssen wir alle aufpassen und auf uns achten, dann können wir das auch bald wieder genießen."
Kabarett im Club: Das Programm
Nicht stattfinden wird Ingo Oschmann am 26. Januar. Die Tickets behalten weiterhin ihre Gültigkeit. Die weiteren Termine im Überblick: Fritz Eckenga (5. März); Butzko (14. April); Kai Magnus Sting (28. April); Dave Davis (28. Mai); Frank Goosen (9. Juni); Katie Freudenschuss (10. September); Onkel Fisch (29. Oktober); Helene Bockhorst (12. November); Jan Philipp Zymny (3. Dezember).