Die Corona-Pandemie hat Heiligenhaus hart getroffen. Bürgermeister hofft aber, die Krise gut zu meistern – warnt jedoch aus aktuellem Anlass.

Zwar ist in den vergangenen Wochen immer mehr Normalität wieder in Heiligenhaus eingekehrt – dennoch steht die Stadt nach wie vor im Zeichen der Corona-Krise. Im WAZ-Gespräch erläutert Bürgermeister Micheal Beck die aktuelle Situation und gibt zudem eine Einschätzung dazu, wie sich die Pandemie auf die wirtschaftliche und finanzielle Lage der Stadt auswirkt.

Herr Bürgermeister, wie gestaltet sich derzeit aus Ihrer Sicht die Corona-Lage in Heiligenhaus?

Am 13. Juli soll das Rathaus wieder komplett für den Publikumsverkehr geöffnet werden.
Am 13. Juli soll das Rathaus wieder komplett für den Publikumsverkehr geöffnet werden. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Michael Beck: Im Moment ist die Lage ganz gut, auch wenn wir nach längerer Zeit ohne Infektionen in der Stadt nun wieder bedauerlicherweise einen Fall im Familienzentrum Löwenzahn in der Unterilp haben. Mein Eindruck ist aber, dass die Bevölkerung in Heiligenhaus sich allgemein diszipliniert verhält. Wir werden ab Montag, 13. Juli, das Rathaus auch wieder komplett für den Publikumsverkehr öffnen – die Bürger können also ohne Termin kommen, es gelten aber selbstverständlich alle Hygiene- und Abstandsregeln. Dennoch mögen bitte alle prüfen, ob ihr Termin wirklich zwingend notwendig ist und zudem möglichst doch telefonisch einen Termin vereinbaren. Denn nach wie vor ist die Corona-Situation gefährlich, wie wir nun auch wieder in Heiligenhaus sehen, und kann immer umschlagen. Deswegen ist Vorsicht geboten.

Wie betrachten Sie die Corona-Lockerungen?

Durch die Corona-Infektionen ist das öffentliche Leben lange fast zum Stillstand gekommen. Über Monate hinweg mussten Veranstaltungen abgesagt werden, der prominenteste Fall war unser Stadtfest. Nun ist es gut, dass wir, bei aller Wachsamkeit, wieder zu mehr Normalität zurückkehren. Beispiele dafür sind etwa die Wendehammerkonzerte in der Sommerzeit, die Wiedereröffnung des Heljensbades, die Einweihung des Wasserspielplatzes oder die Rückkehr in die Schulen – die diesjährigen Abiturienten hatten trotz Corona eine sehr würdige Feier, die Eltern waren auch per Live-Stream dazu geschaltet. Auch die Kinder-Stadtranderholung mit kaum weniger Teilnehmern als sonst sowie das Waldcamp werden durchgeführt. Daran zeigt sich, dass in Krisenzeiten viele positive und kreative Seiten zum Vorschein kommen. So konnten wir hier vor Ort mit vielen Akteuren die Möglichkeiten für eine unbeschwerte, aber wachsame Sommerzeit schaffen.

Apropos Sommerzeit – das ist auch die Reisezeit. Wir sehr befürchten Sie, dass es nach den Ferien zu einer zweiten Corona-Welle kommen könnte?

Neuer Infektionsfall in der Stadt

Seit dem 23. Juni hatte es keine Corona-Infektion in Heiligenhaus gegeben. Nun ist aber eine Mitarbeiterin des städt. Familienzentrums Löwenzahn in der Unterilp positiv getestet worden. Das teilte die Stadt am Freitag mit. Die Gruppe, in der die Mitarbeiterin eingesetzt war, müsse geschlossen werden. Betroffen seien 21 Kinder, die sich nun in Quarantäne begeben müssten.

Aufgrund des Hygienekonzeptes, das in der Einrichtung umgesetzt werde, könnten aber nach Einschätzung des Kreisgesundheitsamtes die anderen Gruppen mit insgesamt 76 Kindern geöffnet bleiben. Das Gesundheitsamt überprüfe aber weiterhin „engmaschig die Entwicklung des Infektionsgeschehens“ und werde gegebenenfalls zusätzliche Maßnahmen veranlassen.

Die Gefahr ist natürlich gegeben. Die Reisen in Gebiete, die ein höheres Corona-Risiko haben, können das erneute Überspringen des Virus natürlich begünstigen. Deswegen ist hier Vorsicht vonnöten. Aber auch in Heiligenhaus selbst darf niemand nachlässig werden. Die Strukturen bleiben hochgefahren und ich hoffe, dass wir von einer zweiten Welle verschont bleiben. Andernfalls müssen gegebenenfalls konsequente Maßnahmen wieder eingeführt werden.

Mitte April hatten Sie gesagt, dass die wirtschaftlichen und finanziellen Folgen der Corona-Krise noch gar nicht für die Stadt vorherzusagen seien. Gibt es nun etwas mehr Klarheit?

Gut im Plan liegt laut Bürgermeister Michael Beck der Bau des Heiligenhauser Nahversorgungszentrums – trotz Corona.
Gut im Plan liegt laut Bürgermeister Michael Beck der Bau des Heiligenhauser Nahversorgungszentrums – trotz Corona. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Tatsächlich bin ich nun zuversichtlicher, dass wir die Krise wirtschaftlich und finanziell werden meistern können. Zum einen sind die Instrumente wie das Kommunalschutz-Paket, das Konjunkturprogramm des Bundes oder die neuen Bilanzierungsmöglichkeiten besser geeignet, die Krise zu mildern als bei der Krise 2008 – da haben wir aus Fehlern gelernt. Zum anderen gibt es aber auch Hoffnungszeichen: So wird sich schon bald ein großes, bundesweit tätiges Unternehmen auf der Mittelinsel vor dem Real-Markt an der Velberter Straße ansiedeln. Näheres werden wir in Kürze bekannt geben. Zudem hoffe ich, dass eine wirtschaftliche Erholung recht rasch einsetzen wird und sich der Arbeitsplatzabbau in Heiligenhaus nicht als so gravierend wie zunächst befürchtet gestalten wird. Wie es bei den Steuereinnahmen beziehungsweise Einbußen bei der Gewerbesteuer in diesem Jahr aussieht, werden wir allerdings noch sehen. Aber wie gesagt: Ich bin optimistisch, dass wir mit allen zur Verfügung stehenden Instrumenten schneller die Krise werden bewältigen können.

Zu Jahresbeginn haben Sie erklärt, dass auch das Jahr 2020 – so wie schon 2019 – ein Jahr der Kräne werde. Hat die Corona-Krise etwas an der Bautätigkeit in Heiligenhaus geändert?

Das würde ich nicht sagen. Sowohl der Bau des Nahversorgungszentrums in der Innenstadt als auch die Entwicklung des Innovationsparks schreiten auch in der Corona-Krise gut voran – ebenso der Umbau der Polizeiwache. Nur in dem einen oder anderen Projekt hat es gewisse Verzögerungen gegeben – beispielsweise beim Wohnungsbau auf dem früheren Kini-Gelände zwischen Südring, Herzogstraße, Jahnstraße und Wülfrather Straße. Da wird sich der Baubeginn etwas verzögern. Aber ansonsten liegen wir ganz gut im Plan – trotz Corona.