Heiligenhaus. Melanie Vößing-Setzer ist ausgebildete Friedshofsgärtnermeisterin. Die 41-jährige betreut nun Heiligenhauser Friedhöfe und sprüht vor Ideen.
Melanie Vößing-Setzer steht in der Blüte ihres Lebens: Mit 41 Jahren ist sie glücklich verheiratet, leitet Friedhofsgärtnereien in Wülfrath und – seit dem 1. Januar diesen Jahres – auch in Heiligenhaus. Und nicht nur das: Bereits mehrfach wurde sie im Bereich Grabgestaltung ausgezeichnet, erst vor kurzem erhielt sie dafür Gold auf der Bundesgartenschau in Heilbronn. Auf dem Erfolg aber ruht sie sich nur ungern aus. In ihr reifen und sprießen nach wie vor die Ideen.
„Der Friedhof sollte kein ausschließlicher Ort der Trauer sein“, sagt Melanie Vößing-Setzer mit klarer Stimme, „er ist doch auch ein wunderbarer Platz, an dem man gerne verweilen sollte, die Ruhe genießen kann, Tiere beobachten. Es ist wichtig, dass auch Kinder möglichst früh die Angst vor diesem Ort verlieren.“ Und genau deshalb hat die gebürtige Heiligenhauserin auch viel vor.
Gestalterische Veränderungen, die der Würde eines Friedhofes gerecht werden
In ihrer neuen Funktion als Friedhofsgärtnerin auf den Friedhöfen an der Kettwiger Straße und an der Rheinlandstraße möchte sie künftig vor allem mehr Farbe, mehr Blüte auf die Gräber und Grünflächen bringen, keinesfalls übertrieben, sondern stets harmonisch integriert in die Umgebung. „Ich merke, dass die Menschen zunehmend gar nicht mehr die Standardgrabgestaltung wollen – in der Mitte ein Kreis mit Schale, links Rhododendron, recht Buxbaum. Sie sprechen mich oft an und wünschen sich sich mehr Individualität, mehr Gestaltung, die dem Verstorbenen und seinen Vorlieben angepasst ist.“ Keinesfalls möchte die Expertin dem Friedhof seine Würde nehmen, ihm pietätlos begegnen, den Besuchern auf die Füße treten. „Alles soll natürlich bleiben, aber ich kann mir gut ein großes Staudenfeld als Blickfang vorstellen, wir wollen mehr Sitzmöglichkeiten, mehr Licht schaffen.“
Melanie Vößing-Setzer hat bereits viele Jahre in Heiligenhaus gearbeitet
Ganz unbekannt ist Melanie Vößing-Setzer, die mittlerweile mit ihrem Mann in Tönisheide lebt, vielen Heiligenhausern in ihrer Funktion als Gärtnerin nicht: Zwölf Jahre hatte sie bereits bei ihren Vorgängern, Dagmar und Hans Fernau, als Gärtnereigehilfin gearbeitet, dann ihre Ausbildungs zur Friedhofsgärtnerin als Klassenbeste abgeschlossen und als Selbstständige vor und während ihrer Meisterausbildung Grabpflege in Heiligenhaus übernommen. „Von den rund 2000 Grabstätteninsgesamt auf den beiden evangelischen Friedhöfen werden 150 im Auftrag der Kirche betreut, etwa 750 von anderen Gärtnern oder Dienstleistern, um die Restlichen etwa 1000 Gräber kümmern sich die Angehörigen selbst“, erklärt die engagierte Blumenfreundin.
Blumenladen am Friedhof Kettwiger Straße eröffnet am Valentinstag
Am 14. Februar wird auch der Blumenladen am Friedhof Kettwiger Straße wiedereröffnet, darauf freut sich Melanie Vößing-Setzer ganz besonders. „Ich liebe den Umgang mit Menschen, der oftmals ja über eine Plauderei hinausgeht“, schwärmt die Gärtnerin, „wenn es beispielsweise um die Vorbereitung einer Beisetzung geht, sind wir ganz nah an den Trauernden dran und wir bleiben das ja auch weit über die ersten Wochen hinaus, gerade wenn wir die Grabpflege übernommen haben. Wir setzen uns dann zusammen und überlegen gemeinsam, was dem Verstorbenen gefallen hätte, welche Farben und Blumen wir wählen können.“
Gold auf der Bundesgartenschau in Heilbronn
Beim Wettbewerb „Grabgestaltung und Denkmal“ auf der Bundesgartenschau 2019 in Heilbronn hat Melanie Vößing-Setzer gemeinsam mit ihrem Kollegen Uwe Schemberg Gold gewonnen. Auf dem für die Gartenschau gestalteten Urnengrab stellten die beiden Gärtner mit dem „Kleeblättrigen Schaumkraut“ eine Pflanze vor, die bei solchen Wettbewerben bislang noch nicht verwendet worden war.
Melanie Vößing-Setzer wird bei ihrer Arbeit von ihrem Ehemann und zehn Mitarbeitern unterstützt.
www.gaertnerei-voessing.de
Denn: Im Mittelpunkt steht für die Unternehmerin immer der individuelle Mensch. „Ich versuche mit meinem Team Wünsche zu verwirklichen, ohne anderen dabei zu nahe zu treten. Wenn etwa ein leidenschaftlicher Harley Davidson-Fahrer stirbt, muss man nicht gleich sein komplettes Motorrad aufs Grab stellen, aber vielleicht lässt sich ja die Vorderlampe schön in die Grabgestaltung integrieren. Wir achten natürlich immer darauf, dass alles, was wir tun, satzungskonform bleibt.“
Die Ruhr auf einem Mülheimer Friedhof nachgebildet
Seit zwei Jahren leitet Melanie Vößing-Setzer bereits eine Friedhofsgärtnerei in Wülfrath, dort ist sie mit der Umsetzung ihres großen Ziels – nämlich das Image der Friedhöfe zum Positiven zu verändern – bereits ein ganzes Stück weiter. „Wir haben dort zum Beispiel eine Ostereiersuche mit Kindern veranstaltet und eine Aktion, bei der wir viele Nistkästen an den Bäumen angebracht haben.“
Dass die gestalterische Kreativität der zugewandten Friedhofsgärtnerin keine Grenzen kennen, zeigt übrigens die Umgestaltung eines Friedhofbereiches in Mülheim an der Ruhr. „Wir haben dort einen kleinen Fluss, genau nach dem Verkauf der Ruhr, auf einer Gemeinschaftsgrabanlage nachgebildet“, erzählt Melanie Vößing-Setzer, „und ich finde das ist ziemlich schön geworden.“https://www.waz.de/staedte/velbert/article227940649.ece