Heiligenhaus. Seit Jahren erfüllt das Projekt von Frauen Union und Sparkasse Wünsche bedürftiger Bürger. Schenker und Beschenkte sind gleichermaßen glücklich.

Martina Pries zeigt ein wenig unbeholfen auf den großen, rot geschmückten Weihnachtsbaum mit den vielen Wunschkärtchen. Die geistig behinderte Frau will damit signalisieren: Auch sie hat - als Bewohnerin der Heiligenhauser Lebenshilfe - einen großen Wunsch beigesteuert, der nun auf einer der Karten bei der Kreissparkasse steht. Und hoffentlich erfüllt wird.

Lebenshilfe-Bewohnerin Martina wünscht sich eine Barbiepuppe zum Ankleiden

„Eine Puppe“, stammelt Martina, ihr Gesicht strahlt, auf Nachfrage stellt sich heraus: es soll eine Barbiepuppe sein, eine zum An- und Ausziehen, mit einem Wechselkleid. „Die Bewohner werden ja schon seit Jahren im Rahmen der Wunschbaumaktion beschenkt“, erklärt Betreuer Christian Hitzbleck, „man kann sich gar nicht vorstellen, was das für eine Freude immer ist. Erst wird gemeinsam mit den Damen von der Frauen Union gesungen und musiziert und anschließend gibt es dann die Bescherung.“

Neun Organisationen sammeln die Wünsche und leiten sie an die Frauen Union weiter

Die Lebenshilfe ist eine von insgesamt neun Heiligenhauser Organisationen, die Jahr für Jahr von Ursula Klützke, Vorsitzender der Frauen Union, angeschrieben werden, mit der Bitte, die großen, kleinen Wünsche bedürftiger Menschen zu erfragen und zu übermitteln. Darunter sind Altenheime, kirchliche Institutionen, Brennpunktkindergärten. Insgesamt 148 Wünsche sind in diesem Jahr zusammengekommen, jeder einzelne wurde von Dieta Unteregge (Beisitzerin) in Schönschrift auf die roten Weihnachtskärtchen übertragen.

Holzpuzzle, Volksmusik-CD oder einfach nur Süßigkeiten – die Wünsche sind bescheiden

Der Wunschbaum ist geschmückt: Miklós Nuszer, Pastor in der katholischen Gemeinde St. Suitbertus, studiert intensiv die Wunschkarten.
Der Wunschbaum ist geschmückt: Miklós Nuszer, Pastor in der katholischen Gemeinde St. Suitbertus, studiert intensiv die Wunschkarten. © Alexandra Roth

„Ein Holzpuzzle für einen zweijährigen Jungen“, steht auf der einen, „ein Haarreifen für eine älter Dame“ auf der anderen, recht weit oben in der hoch und gerade gewachsenen Tanne hängt ein Kärtchen mit „CD mit Volksmusik und Schokolade“, ein älterer Herr – so kann man lesen – hätte gerne einfach nur Süßigkeiten und vielleicht ein Rasierwasser. „Die Wünsche sind häufig wirklich bescheiden“, weiß Uschi Klützke, „wir geben immer einen Rahmen vor, also dass die Wunscherfüllung nicht teurer als zwanzig Euro wird und die Geschenke neu sind. Viele aber wünschen sich wirklich nur eine Schokolade, was bedeutet, dass eigentlich jeder, der Freude schenken möchte, sich beteiligen kann, unabhängig von seinem eigenen zur Verfügung stehenden Geld.“

Bereits am ersten Tag sichern sich viele Bürger „ihre“ Wunschkarte(n)

Und tatsächlich: fast immer gehen die Wünsche weg „wie warme Semmeln“, auch heute, am ersten Tag der Aktion, ist die Sparkassenschalterhalle voll mit Menschen, die konzentriert die einzelnen Wunschkarten studieren, viele davon nehmen direkt ein oder auch zwei an sich. „Ich habe mir diesen Wunsch gesichert“, erzählt Christel Grunwald und zeigt auf die Karte in ihren Händen, „hier möchte ein Volker, 41 Jahre, gerne eine Baywatch-DVD und eine Star-Wars-Kappe haben. Na, da werde ich mal sehen, wo ich die Sache herbekomme, das ist schon eine Herausforderung, aber eine sehr schöne.“

Geschenke können bis zum 13. Dezember in der Löwen-Apotheke abgegeben werden

Bis zum 13. Dezember können die schön verpackten Geschenkspenden noch abgegeben werden, nicht wie in den Jahren zuvor, im Schuhhaus Dornemann, sondern in der Löwen-Apotheke, Hauptsraße 168. Am 17. Dezember werden die Geschenke dann verteilt. Martina Pries, die Bewohnerin der Lebenshilfe, kann den Tag kaum erwarten. Aufgeregt bewegt sie ihre Arme, so als wolle sie ein Baby schaukeln. „Sie möchte mit der Puppe auch kuscheln“, übersetzt es der Betreuer. „Wir wissen, wie unfassbar sich Bedürftige generell über diese Art der Zuwendung freuen, deshalb liegt es uns wirklich am Herzen, dass alle Wünsche erfüllt werden. Manchmal vergisst schon mal jemand, der sich eine Wunschkarte genommen hat, das Geschenk zu besorgen, sicher dem vorweihnachtlichen Stress geschuldet. Aber wir bitten wirklich jeden ganz inständig, das dies nicht untergeht.“