Heiligenhaus. Vertreter der japanischen IHK zu Düsseldorf sind zu einer Standortexkursion nach Heiligenhaus gekommen. Davon verspricht sich die Stadt viel.

Nein, vermutlich wird der japanische Technologiekonzern Toshiba seine Zentrale jetzt nicht nach Heiligenhaus verlegen, meinte Takeshi Iwamoto mit einem leichten Augenzwinkern. Doch der Vize-Präsident von Toshiba Electronics Europa ist voll des Lobes über die Stadt, die er nun bei der Standortexkursion einer rund 20-köpfigen Delegation der japanischen IHK zu Düsseldorf kennenlernte: „Ich bin beeindruckt davon, wie Industrie und Wissenschaft hier eng zusammenarbeiten“, sagte er am Heiligenhauser Campus der Hochschule Bochum, wo er einige Vorträge zu Technologien verfolgte, die dort entwickelt werden. Die Aussage Iwamotos hört die Stadtspitze auch gerne, denn von dem Besuch der Japaner erhofft sie sich einiges.

Japanische Firmen sollen nach Heiligenhaus kommen

Michael Krahl, Tiefbauamtsleiter der Stadt, und Eva Lupprian von der SBEG erklären der japanischen Delegation, wie der Innovationspark aussehen soll.
Michael Krahl, Tiefbauamtsleiter der Stadt, und Eva Lupprian von der SBEG erklären der japanischen Delegation, wie der Innovationspark aussehen soll. © SBEG/Claudia Posern

Dabei geht es natürlich stark um wirtschaftliche Interessen: So würde der Heiligenhauser Kämmerer Björn Kerkmann die Ansiedlung von japanischen Unternehmen im Innovationspark und die damit verbundenen Steuereinnahmen im hohen Maße begrüßen: „Das würde die Finanzkraft der Stadt stärken.“

Anstoß für die Visite war der Besuch des stellvertretenden japanischen Generalkonsuls, Shinsuke Toda, in Heiligenhaus im August 2018. Zustande gekommen war das Treffen damals auf Vermittlung von Björn Kerkmann, der Toda noch aus seiner Zeit bei der Stadt Meerbusch kennt, die eine Partnerschaft mit der japanischen Stadt Shijonawate pflegt. Bei dem Gespräch wurde vereinbart, die gegenseitigen Beziehungen zu stärken.

Delegation verfolgte aufmerksam Präsentationen am Campus

Das war dann auch das Ziel des Treffens in der vergangenen Woche: Zunächst stand ein Empfang der Stadt auf dem Campus-Gelände auf dem Programm. Die Delegation lauschte dort anschließend aufmerksam verschiedenen Präsentationen beispielsweise zur Robotertechnik, die vor Ort entwickelt wird.

Keine einmalige Veranstaltung

Die Standortexkursion der japanischen IHK zu Düsseldorf soll keine einmalige Sache bleiben. Nach Angaben von Eva Lupprian von der Stadt- und Bodenentwicklungsgesellschaft ist es geplant, eine solche Veranstaltung möglichst im jährlichen Rhythmus zu wiederholen. Das würde auch Peter Parnow, Leiter der städtischen Wirtschaftsförderung, begrüßen. „Das ist eine exzellente Möglichkeit, Standortmarketing zu betreiben“, meinte er.

Auch Professor Marco Schmidt vom Campus Heiligenhaus der Hochschule Bochum sieht einen großen Nutzen durch Kooperationen mit japanischen Unternehmen und auch Universitäten: „Wir entwickeln am Campus Hochtechnologien und hatten gerade zwei Studenten in Tokio. Japanische Firmen brauchen auch Fachkräfte und ich glaube, dass wir sehr voneinander profitieren können.“

Davon war auch der Hauptgeschäftsführer der japanischen IHK, Hiroyuki Mori, sehr angetan: „Bisher hat sich kein japanisches Unternehmen in Heiligenhaus angesiedelt. Aber ich sehe gute Möglichkeiten, dass Firmen aus unserem Land an diesem Standort Interesse haben könnten.“

„Japaner sind sehr an Robotertechnik interessiert“

Als Gründe dafür nannte Mori die räumliche Nähe zu Düsseldorf, wo sehr viele seiner Landsleute leben, den Campus mit seinem technologischen Potenzial sowie den Innovationspark, der geeignete Flächen für Firmenansiedlungen biete.

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Zum Innovationspark ging es – nach einer vorherigen Stippvisite beim Unternehmen IMS – dann auch am Nachmittag. Dort konnten sich die Japaner ein anschauliches Bild von den Möglichkeiten dort machen.

Der Tross der japanischen IHK kam zunächst am Campus Heiligenhaus der Hochschule Bochum an und wurde dort von der Stadtspitze besucht.
Der Tross der japanischen IHK kam zunächst am Campus Heiligenhaus der Hochschule Bochum an und wurde dort von der Stadtspitze besucht. © Ulrich Bangert

Dabei zeigte sich der Heiligenhauser Bürgermeister Michael Beck zuversichtlich, dass die Stadt bei der Delegation punkten konnte. „Wir haben einiges hier zu bieten“, sagte er. Ein großes Plus sei auch, dass die Japaner unter anderem am Campus Fachkräfte finden könnten. Und: „Sie sind auch sehr an Robotertechnik und Automatisierung interessiert.“

Nur noch ein knappes Flächenangebot in Düsseldorf und Umgebung

Dem schloss sich Eva Lupprian von der Stadt- und Bodenentwicklungsgesellschaft (SBEG) an: „Wir haben mit den Japanern eine gemeinsame Interessenslage“, erklärte sie und ergänzte: „In Düsseldorf und Umgebung gibt es nur noch ein knappes Flächenangebot. Wir hoffen, hier techniknahe Unternehmen oder Dienstleister anzusiedeln.“

Und wer weiß: Vielleicht entscheidet sich dann auch noch der japanische Technikriese Toshiba, sich doch noch – vielleicht mit einer kleineren Einheit – in Heiligenhaus niederzulassen.