Heiligenhaus. Die Erfindung könnte verändern, wie Menschen mit Robotern umgehen: Marco Schmidt vom Campus Heiligenhaus steuert mobile Roboter mit Armbewegungen
Die Idee ist geradezu einfach, und genau deshalb gilt an der Hochschule Bochum die Erfindung von Professor Dr. Marco Schmidt als vielversprechend. Der Roboterforscher hat am Heiligenhauser Campus eine neue Methode entwickelt, durch die man mit Armbewegungen einen mobilen Roboter steuern kann. Das Patent ist angemeldet, und die Erfindung könnte weltweit verändern, wie Menschen künftig mit diesen Maschinen umgehen.
„Einem Roboter mit Sprache zu beschreiben, wie er sich bewegen soll, ist sehr schwierig“, erläutert Schmidt. „Es ist viel einfacher, es ihm zu zeigen.“ Nach diesem Prinzip funktioniert auch seine neue Steuerungsmethode. „Sie ist intuitiv, auch ein vierjähriges Kind kann sie benutzen“, sagt der Professor. Denn autonome Roboter würden immer mehr in den Alltag integriert, ob als selbstfahrender Staubsauger oder Rasenmäher. Bisher sei man hilflos, wenn ein Staubsaugerroboter sich in Ecken festgefahren habe. Dies könnte bald der Vergangenheit angehören: Mit einer Armbewegung lasse sich ein Staubsaugerroboter aus einer Ecke befreien.
Viele mögliche Anwendungen – vom Spielzeughund bis zu Transportsystemen
Ebenfalls müsse man nicht mehr seine Rosen mit Draht vor autonomen Rasenmähern schützen, führt der Forscher weiter aus. Eine Bewegung reiche, um den Roboter zu korrigieren, wenn er hinfährt, wo er nicht hin soll. Zudem erlaubt die Methode, vorab Gefahren- oder Tabubereiche einzuspeichern und zu markieren, so dass keine Treppen, keine Rosen oder schwierige Ecken angefahren werden. Und das möglichst simpel. „Mein kleines Kind oder meine Oma soll mit dem Roboter problemlos interagieren können.“
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Die Möglichkeiten seien aber umfangreicher, weiß Schmidt – vom Spielzeughund bis zu Transportsystemen in Lagerhallen. Außerdem könnten auch Transportwagen im Krankenhaus davon profitieren. Zwar gebe es bereits gute Steuerungen, betont der Professor, ob per Smartphone oder per Ganzkörperanzug mit Sensoren. All diese sei aber nicht intuitiv. „Durch meine Idee weiß ein Roboter, wo ich ihn hinschicken will, ohne dass er weiß, wo ich bin. Das kann vielleicht wirklich unser Miteinander mit den Robotern verändern.“
So simpel diese Idee auch ist, sie umzusetzen war alles andere als einfach: Zunächst hat Schmidt gut drei Monate einen Prototypen programmiert und diesen nun seit knapp einem Jahr verbessert. Neben dem richtigen Programm ist auch eine Kamera wichtig. Die Kamera kann auf der Maschine selbst montiert werden, aber auch an jedem beliebigen Ort. So steht derzeit in einem Labor eine an einen Computer angeschlossene Kamera, die genauso funktioniert wie die einer Spielekonsole, und sie steuert den Prototyp wahlweise in anderen Räumen. Schmidt sieht darin eine mögliche Anwendung für Logistikfirmen.
Erste Industrieunternehmen zeigen bereits Interesse
„Das Patent ist angemeldet und damit ist die Idee erstmal gesichert“, sagt Gertrud Hötten, Patentscout an der Hochschule Bochum. Derzeit versucht die Hochschule, Interessenten zu finden, die die neue Steuermethode unter Lizenz verwenden möchten. Danach entscheide sich, ob sie später ein deutsches Patent auf weitere Länder ausweite. „Es kann noch Jahre dauern, bis das Patent erteilt wird“, so Hötten weiter, doch erste Industrieunternehmen seien bereits interessiert. „Es gibt ganz, ganz viele Anwendungen“, ist sie überzeugt und hofft auf zahlreiche Weiterentwicklungen in der Zukunft.
Hochschule Bochum meldet bis zu zwei Patente pro Jahr an
Die Erfindung von Prof. Dr. Marco Schmidt, die die Hochschule Bochum zum Patent angemeldet hat, heißt offiziell Interaktive Trajektoriensteuerung für mobile Roboter (kurz: ITraRo).
Laut Patentscout Gertrud Hötten meldet die Hochschule Bochum ein oder zwei Patente pro Jahr an. Aber längst nicht immer werde das Patent auch erteilt oder finde Lizenznehmer. Und manch gute Idee werde zwar nicht als Patent angemeldet, stoße aber ein Forschungsprojekt an.
Auch der Erfinder selbst freut sich über den Zuspruch für seine Idee. „Jeder Forscher ist stolz, wenn er als Erfinder auf einer Patentanmeldung genannt ist.“ Marco Schmidt ebenso: „Das ist eine schöne Wertschätzung für meine Arbeit.“ Doch er sieht darin nicht nur einen persönlichen Erfolg: „Es ist toll, dass eine Stadt wie Heiligenhaus mit Velbert einen Campus baut und dadurch zum Innovationsmotor wird.“ Viel tue sich gerade in der Robotik – und seine Erfindung könne im Idealfall ein großer Beitrag dazu sein.