Heiligenhaus/Hösel. . Jäger wollen Rehe von Wiesen fernhalten, wenn Bauern dort mähen wollen. Dafür nutzt der Hegering erstmals die Warntöne sogenannter Kitzretter.

Derzeit bringen viele Rehe ihren Nachwuchs zur Welt. In dieser sogenannten Setzzeit haben gerade Jäger viel zu tun. Denn sie wollen sicherstellen, dass möglichst viele Rehkitze überleben. Die größte Gefahr für die Tiere ist der Mensch, denn Bauern mähen jetzt mit großen Maschinen ihre Wiesen und fahren ihr Heu ein. „Die Kitze sterben einen elendigen Mähtod, das wollen wir natürlich verhindern“, sagt Nicole Lenné, Vorsitzende des Hegerings Heiligenhaus-Hösel. Dafür haben die Jäger technisch zwar aufgerüstet, sind aber auf die Zusammenarbeit mit den Landwirten angewiesen. Außerdem sieht Lenné auch die Hundehalter in der Pflicht.

Zehn Sekunden piept der Kitzretter, bevor er wieder eine zehnminütige Pause macht. In diesen Ruhephasen sollen Ricken zum Nachwuchs zurückkehren und ihn fortbringen können.
Zehn Sekunden piept der Kitzretter, bevor er wieder eine zehnminütige Pause macht. In diesen Ruhephasen sollen Ricken zum Nachwuchs zurückkehren und ihn fortbringen können. © Alexandra Roth

„Die Ricken setzen ihre Kitze in den Wiesen ab, weil sie dort geschützt sind – leider nur vermeintlich“, so Nicole Lenné. Das Muttertier lässt ihren Nachwuchs nämlich zurück, um etwa Futter zu suchen. „Das Kitz hat noch keinen Fluchtinstinkt und bleibt dort im Gras liegen. Selbst wenn es Angst hat.“ Damit eine Wiese, von der die Jäger erfahren, dass am nächsten Tag die Mähmaschine drüberfahren wird, für Tiere erst gar nicht sicher erscheint, wird der Hegering künftig abends Geräte, sogenannte Kitzretter, als Warnung in den Wiesen aufstellen.

Piepstöne nicht als Alarm missverstehen

„Der Kitzretter gibt alle zehn Minuten zehn Sekunden lang einen nervigen Ton ab“, erläutert Naturschutzobfrau Julia Walter die neuen Geräte des Hegerings, „die Ricke erkennt ihn als Gefahr.“ Bisher sind die Jäger die Wiesen vor dem Mähtermin mit Hunden abgegangen. Jetzt kommen erstmals die Geräte zum Einsatz. Walter möchte über sie und ihren Zweck aufklären, damit niemand die Pieptöne als Alarm missversteht und Feuerwehr oder Polizei ruft.

Bauern suchen teils mit Drohnen nach den Rehen

Die Jäger sind auf die Mithilfe der Bauern angewiesen, die mitteilen sollen, wann sie mähen. Am Vortrag platzieren die Jäger dann die Geräte. „Ich finde das sehr gut, das zu unterstützen, ist ein Muss“, sagt Johannes Paas, der Vorsitzende der Ortsbauernschaft Ratingen/Heiligenhaus. Zumal auch die Bauern Maßnahmen ergreifen, um Rehe oder Hasen zu schützen.

So sei an vielen Mähmaschinen ein Fiepgerät montiert, und man mähe inzwischen von innen nach außen eines Feldes, damit Tiere eine Chance zur Flucht hätten. Teils suchen sogar Drohnen mit Wärmebildkamera die Flächen ab. „Jeder Landwirt sollte mit den örtlichen Jägern sprechen oder selber mit dem Hund durchs Feld gehen“, rät Paas.

Hundehalter sollen ihre Tiere an Wiesen anleinen

Eine weitere Gefahr für Rehe seien aber auch nicht angeleinte Hunde, mahnt Jägerin Nicole Lenné und appelliert an die Halter, die Tiere nicht frei auf eine Wiese zu lassen, sofern sie nicht aufs Wort hören. „Selbst der gutmutigste Pudel ist in der Lage, ein Kitz zu beißen“, zumal es bei Angst „herzzerreißend fiept – wie ein Quietschspielzeug“. Riecht ein Kitz erst einmal nach Hund (oder Mensch) verstoße die Ricke es zudem, woraufhin es verhungert. Daher bittet Lenné eindringlich darum, Hunde während der Setzzeit bis Anfang August anzuleinen.

>> BAUERN SOLLEN SICH BEIM HEGERING MELDEN

  • Der Hegering Heiligenhaus-Hösel hat circa 180 Mitglieder, von denen etwa 50 dabei helfen, die anderthalb Meter hohen Kitzretter aufzustellen. Wie viele Geräte jeweils gebraucht werden, wird von Fall zu Fall entschieden.
  • Örtliche Landwirte, die vor dem Mähen mit dem Hegering Kontakt aufnehmen wollen, können sich an Nicole Lenné (0172) 9 24 67 82 oder Julia Walter (0174) 9 48 90 27 wenden.