Heiligenhaus. . Der Hegering Heiligenhaus-Hösel hat auf dem Friedhof Werkerwald 60 Nistkästen kontrolliert. Für die Jäger ist diese Aktion aktiver Naturschutz.

Zu einem ganz besonderen Frühjahrsputz haben sich die Jäger des Hegerings Heiligenhaus-Hösel jetzt getroffen. Mit alten Klamotten, Arbeitsschuhen und Einweg-Overalls versammeln sich die Teilnehmer am Samstag am Friedhof Werkerwald und teilen sich in drei Gruppen auf. Jede bekommt einen Akkuschrauber, eine Leiter und einen Gasbrenner von der neuen Naturschutzobfrau Julia Walter. Die 24-Jährige leitet erstmals die Nistkästen-Aktion in Heiligenhaus. Ein gutes Dutzend Helfer ist diesmal gekommen, das verspricht ein zügiges Arbeiten.

„Wir kümmern uns als Jäger um alle Tiere, die es in der Natur gibt. Dazu gehören auch die Vögelchen“, sagt Walter und verteilt Lagepläne an die einzelnen Gruppen. Sie zeigen gut 60 Nistkästen, die der Hegering an den Bäumen des Friedhofs angebracht hat und schon seit Jahren betreut.

Lektionen gelernt aus dem Kontrollgang im Herbst

Sie sollen nun Vögeln im Frühjahr eine Brutstätte bieten, und daher kontrollieren die Jäger, ob sie alle unbeschädigt sind und ob sich ungebetene Untermieter eingenistet haben, etwa Ohrenkneifer und andere Insekten. Sind bereits einige dieser Holzkästen im Oktober, nach der vorigen Brutzeit, mit Schäden aufgefallen, wurden diese repariert und werden nun ausgetauscht.

So tauschen die Jäger etwa einige Blenden an den Holzkästen aus, die drei bis vier Meter über der Erde an Baumstämmen befestigt sind. „Im Herbst haben wir festgestellt, dass die Löcher für die Meisen zu klein waren“, sagt Walter. Daher waren sie ungeeignet, und die heimischen Singvögel konnten ihren Nachwuchs dort nicht ausbrüten.

Julia Walter hat den Überblick: Sie weist Knut Papenhoff (links) und Christoph Klein den Weg zu den nächsten Nistkästen, die ihre Gruppe kontrollieren will.
Julia Walter hat den Überblick: Sie weist Knut Papenhoff (links) und Christoph Klein den Weg zu den nächsten Nistkästen, die ihre Gruppe kontrollieren will. © Uwe Möller

Zudem sei das Holz an einigen Eingängen gesplittert. Damit sich das nicht wiederholt, wählten die Naturschützer nun eine andere Holzart. „Zu groß dürfen die Löcher aber auch nicht sein“, ergänzt Daniel Erbslöh, der stellvertretende Hegeringleiter, „denn Eichhörnchen gehen sonst hinein und plündern die Nester.“ Der Schutz der Nachkommen sei auch der Grund, so Julia Walter, warum die Nistkästen bewusst keine Stangen haben. „Krähen oder Elstern setzen sich sonst darauf, stecken ihren Kopf hinein und holen sich die Eier raus.“

Schon der Nachwuchs unterstützt die Aktion tatkräftig

Da hören der fünfjährige Maximilian und Alexander (3) ganz aufmerksam zu, denn schon in ihrem jungen Alter interessieren sie sich für die ehrenamtlichen Aktionen des Hegerings, zu denen sie ihr Vater Daniel Erbslöh gerne mitnimmt. „Ich will später Jäger werden“, ist sich Maximilian sicher, „und Tierarzt!“

Und der Fünfjährige will jetzt natürlich die Aktion tatkräftig unterstützen, hilft etwa beim Leitertragen mit und freut sich riesig, als seine Gruppe zum Kasten 53 kommt. Den hat er im Oktober mit aufgehängt, und dieser ist in einem super Zustand.

Ohne die Jagd leiden Wald und Tiere

Das Kinder mit dabei sind, freut Julia Walter sehr. Zumal man mit Naturschutz nicht früh genug beginnen könne. Dabei hat die Höselerin auch erst vor gut zwei Jahren ihren Jagdschein gemacht. „Das ist das grüne Abitur. Man lernt nicht nur das Schießen und mit Waffen umzugehen, sondern unheimlich viel über Tiere, Pflanzen und Natur.“

Ihr Vorhaben, sich nur zu engagieren, wenn sie kein Tier töten müsse, hat sie allerdings nicht durchgehalten. „In Hösel müssen wir den Rehbestand so halten, dass der Wald sich natürlich verjüngen kann.“ Gebe es zu viele Rehe, fressen sie zu viele Eicheln, und das schade dem Wald. „Doch auch die Rehe leiden“, denn wenn zu viele Tiere in einem Revier gebe, stünden sie ständig unter Stress, es gegeneinander zu verteidigen.

Erste Vögel wollen auf dem Friedhof brüten

Dagegen hofft Julia Winter, die Obfrau für Naturschutz, dass möglichst viele Vögel die Nistkästen des Hegerings annehmen. Und tatsächlich: „Ein paar Häuschen wurden schon von Meisen angeflogen.“ Erste Blätter, Zweigchen sowie Moos und Hundefell sind schon platziert. Dort entstehen Nester, in denen bald Eier ausgebrütet werden sollen.

>> Hegering will seine Aktion ausweiten

    • Der Hegering Heiligenhaus-Hösel will seine Naturschutzaktion gerne ausweiten und überlegt, auch an Grundschulen Nistkästen aufzuhängen.
    • Julia Walter bemerkt zudem, dass das Interesse an Naturschutz und an der Jagd wächst. So seien die Jagdkurse inzwischen immer voller – und gerade Frauen seien dabei, die ihre Hunde zur Jagd einsetzen wollen.
    • Wer den Hegering Heiligenhaus-Hösel kennenlernen will, kann an jedem ersten Donnerstag im Monat zum Treffen nach Hösel kommen. Los geht es im Haus Boltenburg an der Eggerscheidter Straße 12 immer um 19.30 Uhr.