Johannes Paas ist Vorsitzender der Ortsbauerschaft Ratingen/Heiligenhaus. Getreide ist sein Hauptverdienst, hier ist das richtige Timing wichtig.

Der Feuchtigkeitswert muss bei der Ernte stimmen. Davon hängt die Qualität und somit der Preis ab.
Der Feuchtigkeitswert muss bei der Ernte stimmen. Davon hängt die Qualität und somit der Preis ab. © Alexandra Roth | WAZ FotoPool

Mit prüfendem Blick lässt Johannes Paas das Getreide durch seine Finger rinnen. „Noch zu nass“, sagt er kurz darauf – 17,7 Grad Feuchtigkeit zeigt das Messgerät beim Weizen an, der in einer Lagerhalle des Ratinger Bauern zum Trocknen liegt. Johannes Paas (36) führt seit rund einem Jahr den elterlichen Schimmershof in Tiefenbroich.




In den vergangenen Wochen haben Paas und seine vier Mitarbeiter auf dem Großteil der Felder die Getreideernte eingeholt. Auf rund 370 Hektar Ackerland (größtenteils gepachtet) baut der Landwirt in Homberg, Breitscheid und im Duisburger Süden verschiedene Getreidesorten – Weizen, Gerste, Roggen – sowie Raps und Zuckerrüben an. „Bei den Rüben wird es wohl ein gutes Jahr, beim Getreide eher nicht so“, sagt der Landwirt, der zugleich Vorsitzender der Ortsbauernschaft Ratingen und Heiligenhaus ist.

Häufig muss man auch nachts Schichten fahren

Staubig kann es schon mal auf dem Mähdrescher werden.
  
Staubig kann es schon mal auf dem Mähdrescher werden.   © Paas | Unbekannt






Im Mai und Juni war es sehr trocken mit wechselnden Temperaturen.“ Das sei für das Wachstum nicht förderlich gewesen. In den vergangenen Wochen war es dann sehr nass, weshalb man oft nicht habe ernten können. Paas: „Inzwischen ist das Getreide aber zu 90 Prozent eingefahren.“ Auch in Nachtschichten – wofür er sich auch bei Anwohnern für deren Rücksichtnahme bedankt.

Wenn mal keine Nachtschicht ansteht, beginnt der Tag für Johannes Paas in der Regel um 8 Uhr und endet gegen 19 Uhr. Am liebsten sitzt er selbst in einer seiner Maschinen und ist auf dem Feld unterwegs. „Ich mag das selbstständige Arbeiten. Und wenn im Frühjahr alles wächst und ich mich nach der Aussaat um die Pflege der Pflanzen auf dem Feld kümmern kann. Da sieht man direkt das Ergebnis seiner Arbeit.“

Die Maschinen müssen regelmäßig gewartet werden

Johannes Paas und Vater Hanno kümmern sich um die Maschinen.
Johannes Paas und Vater Hanno kümmern sich um die Maschinen. © Alexandra Roth | WAZ FotoPool

Wenn nicht gesät oder geerntet wird, gibt es auf dem Hof auch noch viele andere Dinge zu tun. So werden im Winter (oder bei Bedarf) beispielsweise Maschinen gewartet. Doch als Chef sitzt Paas (gelernter Landwirt und Diplom-Ingenieur Agrarwissenschaften) notgedrungen auch viel im Büro. „Es gibt schon viel zu organisieren und dokumentieren. Rund 1600 Verordnungen muss ich beachten. Die Bürokratie hat durch die EU deutlich zugenommen“, sagt Paas mit einem Grinsen.




Über die Region hinaus blicken muss Johannes Paas auch beim Verkauf seiner Ernte, die Preise für das Getreide richten sich nach dem Weltmarkt „Wir schauen täglich auf die großen Börsen in Paris und Chicago“, berichtet der Landwirt. Das Getreide geht dann zu großen Mühlen in der Region und wird bei Bedarf zwischengelagert, bis der Preis passt.

Landwirt setzt hochmoderne Technik ein

Um die Erträge zu steigern, setzt der Landwirt seit einiger Zeit auch auf modernste Technik. „Wir sind einer von drei Testbetrieben in Deutschland, die mit Hilfe von Satellitenkarten arbeiten“, erklärt Paas. Darauf sei beispielsweise die Biomasse auf dem Feld zu erkennen. „An den Stellen, wo die Pflanzen nicht so dicht wachsen, wird dann automatisch weniger gedüngt. Das erkennt die Düngemaschine von selbst. So wird auch die Nitratbelastung im Boden verringert“, freut sich Paas. Bald könnte diese Technik für alle verfügbar sein, rechnet Paas mit deren Durchbruch.






Rund um den Schimmershof bewirtschaftet Johannes Paas keine Flächen. Die wurden schon in den 80er Jahren aufgegeben. Der Hof liegt kurioserweise mitten in einem Gewerbegebiet. „Hier gibt es noch eine Werkstatt für unsere Maschinen und Wohnungen für Mitarbeiter“, erzählt der Landwirt. Zudem seien weitere Teile des Hofes vermietet, beispielsweise an eine Autoaufbereitung. „Als Landwirt muss man schauen, dass man mehrere Standbeine hat, um auch Jahre zu überstehen, die von der Ernte her schwierig sind.“

Weitere Standbeine sind für Landwirte wichtig

Weiteres Standbein ist Gut Lohof, ein Reiterhof im Ratinger Süden. Für die Einstaller wird eine Komplettbetreuung – Misten, Füttern, auf die Weide stellen – angeboten. In der eigenen Reithalle wird es auch Unterricht gegeben. Kilometerlange Reitwege bieten Möglichkeiten für Ausritte in die Umgebung. „Zudem werden wir auch noch weitere neue Paddocks bauen“ hat Johannes Paas schon das nächste Vorhaben im Blick. Als Landwirt hat er an allen Ecken immer was zu tun.