Heiligenhaus. . Derzeit sind gut 15 Stellen bei der Stadt Heiligenhaus unbesetzt. Das führt zu Überstunden und Mehrarbeit. Wie die Stadt nun um Fachkräfte wirbt.

Im Wettbewerb um die besten Mitarbeiter konkurriert die Stadt Heiligenhaus nicht nur mit anderen Kommunen, sondern auch mit der freien Wirtschaft. Derzeit sind in der Verwaltung rund 15 Stellen unbesetzt. Als problematischen Personalmangel sieht Personaldezernent Björn Kerkmann die Situation zwar nicht, „aber momentan ist die Grenze erreicht, die Vakanzen dürfen nicht mehr werden.“

Dennoch ist er zuversichtlich, dass viele dieser Stellen nicht lange offen bleiben. Denn ein Job in der Verwaltung habe viele Vorzüge. „Bei uns ist es nicht so anonym wie in einer Riesenverwaltung.“ Zwar würden größere Nachbarn wie Velbert, Ratingen und Mettmann besser bezahlen. Aber die hiesigen Mitarbeiter würden sich fast alle kennen und die Arbeitsatmosphäre sei angenehm. „Wir sind eine kleine Kommune, daher hat man bei uns eine breite Aufgabenvielfalt, das ist sehr reizvoll.“

Stellenabbau schließt der Personaldezernent aus

„Wir sind eine kleine Kommune, daher hat man bei uns eine breite Aufgabenvielfalt, das ist sehr reizvoll“, wirbt Personaldezernent Björn Kerkmann für einen Job in der Heiligenhauser Verwaltung.
„Wir sind eine kleine Kommune, daher hat man bei uns eine breite Aufgabenvielfalt, das ist sehr reizvoll“, wirbt Personaldezernent Björn Kerkmann für einen Job in der Heiligenhauser Verwaltung. © Alexandra Roth

Unbesetzte Leitungsfunktionen wiegen jedoch besonders schwer. So wird bisher die Bauaufsicht nur kommissarisch geleitet, und durch die zahlreichen Aufgaben dieser Abteilung sei nun ein kritischer Punkt erreicht. „Die Stelle muss endlich wiederbesetzt werden“, sagt Kerkmann. Auch fehle dem Fachbereich Jugend der Chef.

Aber nicht nur dort sind die Vakanzen zu spüren. „Die Verwaltung arbeitet in den meisten Bereichen an der Belastungsgrenze.“ Deshalb sei ein Stellenabbau ausgeschlossen.

Mehrarbeit, Überstunden, höhere Belastungen

Jeder fehlende Mitarbeiter führe aber zu Mehrarbeit, Überstunden und höheren Belastungen. Aufgaben, die dadurch extern vergeben werden, seien teuer und müssten ausgeschrieben werden. Die zeitintensiven Vorarbeiten dafür gingen zulasten anderer Projekte.

Ein Großteil der offenen Stellen sei aber bereits ausgeschrieben und die Stadt finde „eigentlich immer gutes Personal“. So hebt Kerkmann heraus, dass ein Technischer Beigeordneter gewählt worden ist. Vor zwei Jahren scheiterte dies noch an ungeeigneten Bewerbern, und auch die Suche nach dem Ersten Beigeordneten gelang nicht auf Anhieb.

Zahl der Stellenausschreibungen nimmt zu

Die Herausforderung, gute Mitarbeiter zu finden, werde wachsen, so Kerkmann. Einerseits sei der Arbeitsmarkt in manchen Bereichen beinahe leergefegt, etwa bei Sozialpädagogen oder Ingenieuren. Andererseits würden in den nächsten Jahren viele Mitarbeiter aus Altersgründen ausscheiden. „Ich würde mir natürlich eine Vollbeschäftigung wünschen, aber in absehbarer Zeit ist das nicht umsetzbar.“ Zu groß sei dafür die Fluktuation im Rathaus. So hat es 2018 mehr als 40 Ausschreibungsverfahren gegeben, gut doppelt so viele wie 2016. Und in diesem Jahr werde sich die Zahl erneut erhöhen.

Die Stadt werbe auf Jobmessen, bilde selbst aus und gebe sogar Übernahmegarantien bis zum Ruhestand. Doch teilweise erfüllten Bewerber nicht die Voraussetzungen.

Mitarbeiter sollen auf Dauer gehalten werden

Als wichtige Aufgabe betrachtet Kerkmann jedoch nicht nur die Suche nach guten Leuten, „wir müssen sie auch auf Dauer halten“. Von der Ausschreibung bis zum Dienstantritt könnten sechs Monate vergehen – „und da kann auch noch immer viel passieren“. Ebenso in der Probezeit, dadurch fehlt nun Personal im Club. Damit sich Mitarbeiter wohlfühlen, gibt es etwa ein Gesundheitsmanagement mit Yoga-Kursen.

Personell sei die Stadtverwaltung auf einem guten Weg, bilanziert Björn Kerkmann, doch es bleibe eine wichtige Aufgabe, „die Vakanzen minimal zu halten“.

>> Neues Bewerberportal soll die besten Fachkräfte locken

Beim Wettbewerb um die besten Mitarbeiter hat sich die Stadt mit einem Bewerberportal aufgestellt. Interessierte können sich jetzt auf jobs.heiligenhaus.de papierlos auf Stellenangebote bewerben. „Das Portal ist auch für die Verwaltung eine Arbeitserleichterung“, sagt Andreas Perzynski von der EDV, der das Portal entwickelt hat. So hätten zuvor die Daten aus allen Bewerbungsmappen von Hand abgetippt werden müssen.

Einfach haben es zudem Interessierte mit der digitalen Bewerbung: Sie geben ihre Daten ein und laden Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnisse als PDF-Dateien hoch. Sicher sei diese Methode ebenfalls, so Perzynski: „Wir sind immer der Herr der Daten und geben sie nie aus der Hand.“ So blieben sie auf internen Servern und würden die Verwaltung nie verlassen.

Und das Portal komme gut an: So seien nach nur wenigen Tagen bereits 20 Bewerbungen eingegangen. „Es werden jetzt mehr Bewerber zu uns kommen als vorher“, ist Perzynski sicher, zumal neben den Stellenausschreibungen auch Initiativbewerbungen beworben werden. Dazu fordert Dezernent Björn Kerkmann auf, denn „es tut sich bei uns immer mal wieder was“.

>> PLÄDOYER FÜR DEN ÖFFENTLICHEN DIENST

  • Die Verwaltung hat 282 Angestellte in Voll- und Teilzeit und 54 Beamte.
  • In der freien Wirtschaft könne man teils mehr verdienen als im öffentlichen Dienst, doch Björn Kerkmann kennt viele Vorzüge für einen Job im Rathaus, und gerade für junge Leute seien sie attraktiv: „Wer eine Familie plant, für den ist ein sicherer Arbeitsplatz bei uns ein großer Vorteil.“ Elternzeit sei kein Problem und die Arbeitszeiten seien familienfreundlich. Zudem zahle die Stadt nach Tarifvertrag und nicht nur die Gehälter seien transparent, sondern auch die Karrierechancen.
  • Der Personaletat der Stadt Heiligenhaus beträgt derzeit 17,6 Millionen Euro.
  • Die Verwaltung bildet selbst aus, Bachelors of Law für den gehobenen Dienst, Verwaltungsfachangestellte für den mittleren Dienst sowie Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste (Bücherei).
  • Um Erzieher zu gewinnen, bietet die Stadt inzwischen das „PIA“-Modell (Praxisintegrierte Ausbildung) an, bei dem die Mitarbeiter drei Jahre in Kitas und offenen Ganztagsschulen ausgebildet werden. Parallel kommen angehende Erzieher auch für ihr Anerkennungsjahr zur Stadt.