Heiligenhaus. . Im Insolvenzverfahren findet sich kein neuer Investor und das Ende der Produktion droht. Mitarbeiter demonstrieren vor dem Rathaus.

Der insolvente Automobilzulieferer Küpper Metallverarbeitung Heiligenhaus GmbH steht endgültig vor dem Aus. Auch der letzte potenzielle Investor habe sein Interesse zurückgezogen, berichtet Insolvenzverwalter Dr. Jens Schmidt aus Wuppertal. Ein Erhalt des Unternehmens und die langfristige Fortführung des Geschäftsbetriebs seien nicht mehr möglich. Diese Nachricht wurde am Montag im Vorfeld einer Kundgebung von rund 150 Mitarbeitern bekannt, die am Nachmittag vor dem Rathaus demonstrierten.

Zuvor hatten auch andere Investoren abgesagt. Nur mit deutlich mehr Aufträgen sei die Gießerei, die für Automobilzulieferer Abgaskrümmer und Turboladermodule produziert, zu retten, so Jens Schmidt: „Solche Auftragssteigerungen sind jedoch in einem extrem schwierigen Markt bei der Diskussion über die Dieselabgase nicht realistisch.“ Hinzu komme, dass viele Auftraggeber selbst Probleme hätten. Andere Auftraggeber, etwa das Schwesterunternehmen Küpper Metallverarbeitung Velbert, mussten selbst Insolvenz anmelden. Der Insolvenzverwalter sei nun gezwungen, den Geschäftsbetrieb bei Küpper Heiligenhaus einzustellen und die Betriebsstilllegung zum 30. Juni einzuleiten.

Mitarbeiter machen ihrem Ärger Luft

Ihrem Unmut über die zweite Insolvenz ein halbes Jahr nach Abschluss des ersten Verfahrens wollten die Beschäftigten am Montag vor dem Rathaus Luft machen. Mit Trommeln und Trillerpfeifen machten sie lautstark auf ihre Situation aufmerksam. „Wir haben das erwartet, aber es ist natürlich bitter. Viele von uns werden in ihrem Alter keine Arbeit mehr finden“, so der Betriebsratsvorsitzende Erdal Yasar. „Die Großkunden haben uns damals den Investor aufgedrängt und nun lassen sie uns im Stich. Die sollten sich schämen“, ruft ein Kollege.

Die Beschäftigten fordern von den Großkunden eine Abfindung.
Die Beschäftigten fordern von den Großkunden eine Abfindung. © Uwe Möller

An die Großkunden, allen voran Borg Warner, aber auch Bosch Mahle und VW, stelle die Arbeitnehmerseite deshalb auch konkrete Forderungen, so Daniel Ullsperger von der IG Metall. „Wir wollen eine Abfindung für die verbliebenen Beschäftigten, von denen viele schon Mitte 50 sind.“ Sie hätten 20 bis 30 Jahre lang im Unternehmen geschuftet und dadurch auch gesundheitliche Probleme.

Standort Heiligenhaus hätte bis 2023 gesichert sein sollen

Die Großkunden müssten nun ihrer sozialen Verpflichtung nachkommen. Borg Warner beispielsweise habe als größter Küpper-Kunde entscheidend Einfluss auf die Auswahl der Investoren im ersten Insolvenzverfahren genommen. „Da wurden Verträge schlecht ausgehandelt, der Investor ist abgesprungen und alles wurde auf Null gestellt“, ärgert sich Ullsperger. Eigentlich habe damals der Standort Heiligenhaus bis 2023 gesichert werden sollen.

Dem Standort der Firma Küpper an der Grubenstraße droht Ende Juni die Schließung.
Dem Standort der Firma Küpper an der Grubenstraße droht Ende Juni die Schließung. © Alexandra Roth

Insolvenzverwalter Schmidt hingegen lässt verlauten: „Der größte Kunde von Küpper (Borg Warner, Anm. der Redaktion) hatte sich in der Vergangenheit stets zu dem Unternehmen bekannt und ihm die Treue gehalten.“ Die Auftragsvolumina hätten aber nicht gereicht, um die monatlichen Verluste von rund einer Dreiviertelmillion Euro zu kompensieren. „Ohne das Engagement dieses Großkunden hätte Küpper vermutlich auch die erste Insolvenz in 2017 nicht überlebt“, so Schmidt in einer Presseerklärung. Borg Warner verweist nach Anfrage der WAZ auf das laufende Verfahren, zu dem man sich derzeit nicht äußern wolle.

IG Metall plant weitere Aktionen

Insolvenzverwalter Schmidt lobt aber auch ausdrücklich die Mitarbeiter von Küpper: „Sie haben in einer außerordentlich schwierigen Phase über viele Monate Großes geleistet und dafür möchte ich mich ausdrücklich bedanken.“ Derzeit fänden Gespräche zwischen dem Insolvenzverwalter und dem Betriebsrat über einen Interessenausgleich und einen Sozialplan statt.

Die Mitarbeiter der Gießerei hätten stets vollen Einsatz gezeigt, so der Insolvenzverwalter.
Die Mitarbeiter der Gießerei hätten stets vollen Einsatz gezeigt, so der Insolvenzverwalter. © Heinz-Werner Rieck

Die IG Metall, so Ullsperger, plane in den kommenden Wochen weitere Aktionen mit der Belegschaft. Arbeitsniederlegungen seien erstmal kein Thema.

>> KÜPPER BESCHÄFTIGT RUND 200 MITARBEITER

  • Für den 1921 gegründeten Automobilzulieferer Küpper Metallverarbeitung Heiligenhaus GmbH, ehemals August Küpper, arbeiten rund 200 Mitarbeiter.
  • Der indische Investor Amtek hatte die Küpper-Gruppe, zu dem sowohl die Heiligenhauser Gießerei als auch H.J. Küpper aus Velbert gehörten, 2014 übernommen.
  • Im Mai 2017 meldete Amtek Küpper Insolvenz an. Im Dezember 2017 übernahm PCS Machine Group Holding PCL (PCSG) die Velberter Firma Küpper Metallverarbeitung Velbert GmbH, die nun im Februar einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt hat. Im Dezember 2018 meldete Küpper in Heiligenhaus zum zweiten Mal Insolvenz an.