Heiligenhaus. . Die Verwaltung hat im Verkehrausschuss eine Liste potenzieller Erneuerungsmaßnahmen vorgestellt. Über die Finanzierung wurde eifrig diskutiert.

Die Stadt Heiligenhaus will auch in den nächsten Jahren mehrere Straßen von Grund auf im Vollausbau sanieren. Die Notwendigkeit für diese Maßnahmen sei groß, erläuterte Tiefbauamtsleiter Michael Krahl, der im jüngsten Verkehrsausschuss über das Heiligenhauser Straßennetz (80 Kilometer Länge plus 40 Kilometer Wirtschaftswege) referierte: „Die meisten Straßen sind aus den 60er und 70er Jahren und von ihrem Aufbau her für die heutigen Verkehrsmengen gar nicht ausgelegt.“

Für Tiefbauamtsleiter Michael Krahl und sein Team stehen auch in den nächsten Jahren wieder Maßnahmen an.
Für Tiefbauamtsleiter Michael Krahl und sein Team stehen auch in den nächsten Jahren wieder Maßnahmen an. © Alexandra Roth

Während die Straßen über 35 Jahre abgeschrieben werden, müssten viele in der Realität über 50 Jahre halten. Jährlich rund 700 Straßenmeter pro Jahr habe das Tiefbauamt im Durchschnitt der letzten 5 Jahre saniert, es müssten aber laut Rechnung mehr als zwei Kilometer sein, verdeutlichte Krahl im Ausschuss den Sanierungsstau, der mit der Zeit sicher nicht kleiner werde. Neben grundlegenden Straßenerneuerungen (an denen sich Grundstückseigentümer finanziell beteiligen müssen) würden an vielen Stellen in der Stadt aber auch Schlaglöcher geflickt oder mittelgroße Schäden im laufenden Geschäft behoben.

Böschung an der Frankfurter Straße sackt ab

Die Verwaltung stellte den Fraktionen im Ausschuss eine Liste von Straßen im Stadtgebiet vor, die aus ihrer Sicht in den kommenden Jahren von Grund auf erneuert werden müssen.

Eine dieser Maßnahmen ist die Frankfurter Straße. „Hier hat sich die Feuerwehr mit einem Hilferuf an uns gewandt, weil sie Angst um die Einsatzkräfte hat.“ An drei Stellen der Straße seien die Fahrbahn und die Böschung abgesackt.

An der Frankfurter Straße sackt die Böschung an einigen Stellen der Fahrbahn ab.
An der Frankfurter Straße sackt die Böschung an einigen Stellen der Fahrbahn ab. © Alexandra Roth

850.000 Euro würde die Maßnahme im Vollausbau kosten. Ob das notwendig ist, stehe aber noch nicht fest, so Krahl. „Eventuell kriegen wir es auch mit kleinen Maßnahmen hin. Wir müssen das Bodengutachten abwarten.“ Auch ein Ortstermin mit der Feuerwehr sei noch geplant. Mit einem Ausbau sei aber frühestens zum Jahresende zu rechnen, so Krahl.

Mehrere Maßnahmen auf der Agenda

Ab 2020 soll irgendwann auch die Kettwiger Straße zwischen Rheinlandstraße und Panoramaradweg erneuert werden (geschätzte Kosten rund 600.000 Euro). „Mit dem Campus, dem Thormählen-Park und der Campusallee in der Nachbarschaft ist das eine wichtige Adresse“, verdeutlicht Krahl die Bedeutung der Kettwiger Straße. Einen Ausbau werde man aber nicht anstreben, bevor geklärt sei, was beispielsweise noch auf dem übrigen Kiekert-Areal entstehen könnte.

Perspektivisch geplant sind auch die Erneuerung der Bayernstraße (ab 2021, grob eingeplante Kosten 450.000 Euro) von der Hauptstraße bis zum Südring sowie der Kronenweg (ab 2022, Kosten ca. 400.000 Euro) von der Dantestraße bis zur Herderstraße. Die Dantestraße von Hausnummer 22 bis zum Kronenweg (Kosten ca. 450.000 Euro) steht ab 2023 auf dem Plan. Ab 2022 soll die Gebrüder-Grimm-Straße zudem verkehrlich erstmals erschlossen werden.

Politik kann die Liste verändern

Als weitere potenzielle Straßen für die Zeit danach hat die Verwaltung die Mittelstraße (Hauptstraße bis Südring) die Wülfrather Straße zwischen Hauptstraße und Kreisverkehr Erich-Ollenhauer Straße, die Rheinlandstraße zwischen Gohrstraße und Talburgstraße, die Karlstraße, die Bergische Straße und die Linderfeldstraße im Blick.

Diese Liste, betont Krahl, sei aber nicht in Stein gemeißelt. „Die Politik wird sicherlich aufgrund der Daten Vorschläge machen und die Reihenfolge festlegen, entscheiden muss am Ende der Verkehrausschuss und nicht die Verwaltung.“ Aber Krahl verdeutlicht auch: „Jede Straße muss irgendwann erneuert werden.“

Landesweite Diskussion um finanzielle Belastung der Anlieger

Im Verkehrsausschuss wurde auch über die Finanzierung von Straßenbaumaßnahmen im Vollausbau diskutiert. Seit einiger Zeit ist bekannt, dass Maßnahmen generell wegen der guten Baukonjunktur deutlich teurer werden als geplant. Das betrifft nicht nur den städtischen Haushalt, sondern auch die Bürger. In NRW müssen sich Grundstückseigentümer nach dem Kommunalabgabengesetz (KAG) an den Kosten einer Straßenerneuerung beteiligen (Heiligenhaus liegt bei der Belastung der Anlieger im Mittelfeld).

Seit Monaten regt sich landesweit allerdings Widerstand gegen die Beteiligung von Grundstückseigentümern mit zum Teil fünfstelligen Beträgen. Auch in Heiligenhaus wurden schon Unterschriften gesammelt.

Stadt soll Bürger früher und stärker beteiligen

Mit Blick auf die Diskussion um die Straßenausbaubeiträge auf Landesebene wollte Friedrich-Ernst Martin (SPD) im Ausschuss von der Verwaltung wissen, wie sie die nächsten Straßenbaumaßnahmen angehen wolle. „Man muss sich fragen, ob es Sinn macht, diese Maßnahmen zu stoppen, bis das Thema KAG geklärt ist.“ Mit einer Entscheidung im Landtag wird derzeit bis Mitte des Jahres gerechnet. Sollte das Thema bis dahin entschieden sein, sieht Michael Krahl kein Problem, da die nächsten geplanten Baumaßnahmen in Heiligenhaus frühestens Ende dieses Jahres beginnen würden.

An der Talburgstraße laufen die Arbeiten noch. Ende Februar soll die Baustelle weiter wandern.
An der Talburgstraße laufen die Arbeiten noch. Ende Februar soll die Baustelle weiter wandern. © Alexandra Roth

Generell regte WAHL-Chef Stefan Okon an, Bürger rechtzeitig auf drohende finanzielle Belastungen hinzuweisen. „Auf der städtischen Homepage könnte man die geplanten Maßnahmen der Folgejahre einstellen.“ Krahl sagte, dass man dies in der Verwaltung besprechen werde. Friedrich-Ernst Martin forderte zudem, Bürger nicht nur zu informieren, sondern aktiv zu beteiligen. Das habe beispielsweise beim Hauptstraßenumbau nicht funktioniert, monierte WAHL-Chef Stefan Okon: „Da wurden 100 Vorschläge auf die Pinnwand gepackt und am Ende hat die Verwaltung ihren Plan durchgesetzt.“

>> AKTUELL GIBT ES DREI BAUSTELLEN

  • Aktuell werden die Stettiner Straße, Talburgstraße und Kettwiger Straße saniert. An der Stettiner Straße soll Ende Februar der Asphalt eingebaut werden, im Mai soll die Maßnahme fertig sein.
  • An der Talburgstraße soll Ende Februar der erste Bauabschnitt (Rheinlandstraße bis Schopshofer Weg) asphaltiert werden. Dann wandert die Baustelle bis zur Brücke. Im Juni will man fertig sein.
  • An der Kettwiger Straße (zwischen Rossdeller Straße und An der Butterwelle) verlegen die Stadtwerke derzeit noch die Hauptleitung. Anfang März soll der Tiefbau im unteren Bereich beginnen. Die Maßnahme soll Ende des Jahres fertig werden.