Heiligenhaus. . 37 Bäume wurden für die Sanierung der Kettwiger Straße gefällt. Die Stadt betont, diese Variante sei von Politik und Anwohnern gewünscht.
Als Jochen Horstmann aus dem Urlaub zurückkehrt, traut er seinen Augen kaum: An der Kettwiger Straße sind zahlreiche Bäume abgeholzt worden. „Das war eine richtige Hau-Ruck-Aktion“, ärgert sich der Anwohner. Zur Vorbereitung der Straßensanierung haben viele stattliche, alte Bäume weichen müssen – „ein Teil der grünen Lunge von Heiligenhaus“, wie Horstmann betont. Besonders der untere Bereich der Kettwiger Straße Richtung Rossdelle sei betroffen. Der Anwohner, der in der benachbarten Straße Zum Wilden-stein wohnt, bezweifelt, dass dieser „Kahlschlag“ wirklich nötig war.
Einige Bäume waren krank
Diese Variante sei vom Verkehrsausschuss mehrheitlich (bei drei Enthaltungen) so beschlossen worden, entgegnet Mario Rieder vom städtischen Tiefbauamt. „Auch die Anwohner wurden über die Planung vorab informiert und haben sich mehrheitlich für die Variante mit mehr Parkplätzen und gleichzeitig weniger Bäumen ausgesprochen.“
Doch nicht nur für Straßenumbau und -sanierung selbst habe man Bäume entfernen müssen – etwa, weil diese im Gehweg standen. Einiges Gehölz sei auch krank gewesen, das habe sich bei einer Begehung gemeinsam mit dem Stadtförster Hannes Johannsen herausgestellt. Hinzu komme, dass die alten Bäume mit ihren tiefen Wurzeln die neue Straße nach der Sanierung wieder beschädigen könnten, gibt Rieder zu bedenken. Im Verlauf der Straßensanierung könne sich außerdem herausstellen, dass bei Problemen, etwa mit dem Wurzelwerk, noch weitere Baumfällungen nötig werden.
Neue Bäume werden Jahre zum Wachsen brauchen
Jochen Horstmann wundert sich, dass in der Politik dieser Planung nicht stärker widersprochen wurde. „Warum brauchen wir an der Kettwiger Straße mehr Stellflächen? Probleme mit dem Parken gibt es doch kaum“, findet er. Und die Bäume hätten eine wichtige ökologische Funktion für den ganzen Stadtteil, daher hätte man nicht allein die Meinung der Anwohner der Kettwiger Straße hören, sondern das große Ganze betrachten sollen, argumentiert er.
Zumindest soll ein Ausgleich für die 37 gefällten Bäume geschaffen werden: 15 Bäume (ein Teil davon wahrscheinlich große Büsche) sollen nach dem Straßenumbau neu gepflanzt werden, kündigt Mario Rieder an. Deren Wurzeln sollen in den neuen Baumscheiben genug Platz finden, ohne dass die neue Straße beschädigt wird oder Gehwege – wie bislang – nicht nutzbar sind.
Für Jochen Horstmann sind die Neupflanzungen ein schwacher Trost: „Das dauert ja Jahre, bis die Bäume hochgewachsen sind.“
>>> SANIERUNG AUF DAS FRÜHJAHR VERSCHOBEN
- Die Sanierung der Straße wird erst im Frühjahr starten, nachdem die Versorgungsleitungen durch die Stadtwerke umgelegt sind. Diese Arbeiten sind jetzt – nach Entfernung der Bäume aus der künftigen Leitungs-Trasse – möglich. Eigentlich war ein Beginn der Straßenbauarbeiten für diesen Herbst geplant. Die Unterlagen aus der Bürgerbeteiligung gibt es auf heiligenhaus.de.
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Zunächst laufen nun die Kanalarbeiten (zwischen Hausnummer 82 und 86 ist die Straße für drei Wochen gesperrt), dann werden Versorgungsleitungen gelegt.
- Nach Kommunalabgabengesetz müssen Hauseigentümer die Kosten von rund einer Million Euro mittragen (Fahrbahn und Bepflanzung 45, Parkstreifen und Gehwege 65 Prozent).