Heiligenhaus. . Die Diskussion zur Zukunft der Schwimmbads wird zu einer politischen Posse. Streit zwischen den Parteien scheint nicht zielführend. Eine Analyse.
Es gibt politisch heikle Themen, die in jeder Stadt heiß diskutiert werden. In Heiligenhaus ist das Heljensbad seit zwei Jahren Thema Nummer 1. Doch anstatt einer Lösung näher zu kommen, verschwimmt eine klare Linie derzeit anscheinend immer mehr. Eine Analyse zum Stand der Dinge von den WAZ-Redakteuren Katrin Schmidt und Christoph Husemeyer.
Eine Meinung, die haben sie alle. Die Stadtwerke als Betreiber, der Bürgermeister als Chef der Verwaltung, die Politik, die eine Entscheidung treffen muss – eine Meinung haben aber auch die die Bürger und die Nutzer des Bades. Doch wie weit die Positionen derzeit auseinander gehen, zeigen die Diskussionen der letzten Wochen, auch in den sozialen Netzwerken.
Schwimmbad ist immer ein Zuschussgeschäft
Nachdem lange die Pläne nur in dem extra eingerichteten Arbeitskreis diskutiert wurden, obwohl einige Fraktionen schon längst öffentlich über die Zukunft des Bads sprechen wollten, ging die CDU überraschend in die Offensive. Und dieser Schritt hat bereits jetzt spürbare Folgen, denn andere Fraktionen fühlen sich teils übergangen und „vorgeführt“.
Ein kurzer Blick zurück. Ein dickes Minus, das gab es bei jeder Jahresbilanz des Heljensbads. Mit 12 Euro pro Eintritt musste die Stadt den Badbesuch zuletzt bezuschussen. Bäder seien nie ein finanzieller Gewinn, sondern immer ein Zuschussgeschäft, das man sich leisten wollen müsse, hieß es da – doch durch das Alter und den Sanierungsbedarf wuchs der Fehlbetrag immer mehr.
Bad-Team gehört Respekt gezollt
Sogar eine Schließung wurde politisch überlegt. Der damalige Kämmerer Michael Beck sollte Lösungen finden. Anfang 2017 gab es dann eine klare Ansage vom damaligen Bürgermeister Dr. Jan Heinisch: „Es wird dieses Jahr eine Entscheidung geben, das Thema wird heiß diskutiert. Ich kann sagen: Wir haben lange über eine Komplettschließung diskutiert, aber die ist nun endgültig vom Tisch.“
Diskussion ist nun in der Öffentlichkeit
Anderthalb Jahre sind seitdem vergangen – und wirklich weiter gekommen ist man in der Diskussion nicht. Die Lösung sollte ein Arbeitskreis sein, in dem Vertreter der relevanten Badnutzergruppen über ein neues Heljensbad sprechen. Im Gremium wurden vier Varianten eines Architekturbüros vorgestellt und diskutiert, die viele Arbeitskreismitglieder als „zu kleine Lösung ohne Freibad“ kritisiert haben.
Noch bevor der Arbeitskreis zu Ende getagt hat (zuletzt holte man sich Anregungen im Neanderbad in Erkrath), ging die CDU in die Offensive, um die Öffentlichkeit zu informieren. Das nur, um die Informationshoheit behalten zu wollen, warfen Fraktionen wie die Grünen den Christdemokraten vor.
Aufeinander zugehen muss es jetzt heißen
Die Grünen führten auch selbst eine Informationsveranstaltung durch, nachdem sie ihre Sicht der Dinge – auf Betreiben der CDU – nicht in den politischen Ausschüssen hatten äußern können. Von der SPD kam häufig die Forderung: „Unser Freibad soll so bleiben, wie es ist“. Ein Wunsch, den so mancher teilt. Aber dann muss man auch begründen, warum und wie man das Freibad so wie jetzt erhalten kann.
Anstatt gemeinsam zielführend zu einem Ergebnis zu kommen, ist das Ergebnis derzeit: Fünf Fraktionen, fünf mehr oder weniger verschiedene Vorstellungen – und aufgrund von politischen Streitigkeiten teilweise kaum die Bereitschaft, aufeinander zuzugehen und eine Lösung zu finden.
Handeln statt Kindergarten im Ratssaal
Deutlich wurde der Zustand der derzeitigen politischen Kultur in der letzten Ratssitzung, in der die Beteiligten keine gute Figur machten. Gegenseitige Anschuldigungen, gemeinsame Absprachen vor der Tür, Mitglieder, die vor Wut kurz die Sitzung verließen und ein Bürgermeister, der vergeblich versuchte, die Sitzungskontrolle wiederzuerlangen. Was fehlt, ist derzeit jemand, der auf den Tisch haut und alle an den selben zusammensetzt. Um nach einer Lösung zu suchen, die nicht für eine Fraktion das Beste ist, sondern für die Bürger der Stadt Heiligenhaus – und die aus der Umgebung.
Ja, eine Nutzeranalyse ist sinnvoll, aber das Heljensbad ist auch ein Aushängeschild. Warum sollte man nicht auch diejenigen berücksichtigen, die von außerhalb kommen und Geld bezahlen, um das Bad zu nutzen? Denn alleine von Heiligenhauser Nutzern wird das Bad nicht existieren können. Fakt ist: Das Bad ist in keinem guten Zustand. Fakt ist: Es muss dringend eine Lösung gefunden werden, damit Heiligenhaus nicht irgendwann (vorübergehend) ohne Bad dasteht. Fakt ist: Es ist eine schwere Entscheidung, die für keinen Beteiligten einfach ist.
Bitte am Ende keinen Schiffbruch erleiden
Nur jetzt müssen schnell alle denkbaren und realistischen Optionen für ein neues Heljensbad auf den Tisch. So wie es schon zu Beginn des Arbeitskreises der Fall hätte sein müssen. Was umsetzbar und finanzierbar ist, sollen Experten beurteilen. Die Politik – oder auch die Heiligenhauser selbst in einem Bürgerentscheid – sollten auf dieser fundierten Grundlage entscheiden, welches Bad sie (sich leisten) wollen. Auf einen Kompromiss wird es ohnehin hinauslaufen, aber bitte auf einen, mit dem möglichst viele leben können.
An Karneval galt das Rathaus noch als „Beck Pearl“, die es zu stürmen galt. Bleibt zu hoffen, dass sich an Deck nun alle Beteiligten zusammenraufen und über das Motto irgendwann lachen können – und das Bad und die Verantwortlichen nicht im Laufe der langen Diskussion Schiffbruch erleiden.
>>> CDU HATTE ZU EINER VERANSTALTUNG GELADEN Zu einer Infoveranstaltung hatte die CDU am Dienstagabend eingeladen. Foto: Uwe Möller
- Am Dienstag hatte der CDU-Ortsverband zu einer öffentlichen Veranstaltung zur Zukunft des Heljensbads eingeladen. Neben einigen Interessierten waren auch Vertreter anderer Fraktionen dabei.
- CDU-Fraktionschef Ralf Herre berichtete hier über die im Arbeitskreis erarbeiteten Pläne. Auf einem Flyer informiert die CDU ausführlich die Situation rund um das Heljensbad sowie die Vorstellung der Christdemokraten, wie es nun ihrer Meinung nach weitergehen sollte. Die nächste Ratssitzung findet am Mittwoch, 11. Juli, um 17 Uhr statt.