Hattingen. . Die Gemüsescheune in Hattingen muss auf ihre Außengastronomie verzichten. Die Stadt sagt, die Sitzplätze widersprechen dem Konzept des „sanften Tourismus“. Bei den Mitarbeitern sorgt das für einen bitteren Beigeschmack. Denn wenn die Sitzplätze draußen wegfallen, sind auch Spielplatz und Streichelzoo weniger attraktiv.
Als sie die Gemüsescheune in der Elfringhauser Schweiz im Dezember 2012 übernahm, fand Ina Stock-Tonscheid im Außenbereich Stühle, Tische und Bänke vor. „Man hatte mir damals gesagt, ich könnte alles so weiterführen, wie ich es vorgefunden habe.“ Als sie jetzt bei einer Kontrolle erfuhr, dass sie mitnichten eine Außengastronomie anbieten darf, fiel sie aus allen Wolken.
Auch bei einem persönlichen Gespräch mit Vertretern der Stadt Hattingen stellte sich heraus, dass sie keine Stühle nach draußen stellen darf. „Wir haben ihr mitgeteilt, dass die Sitzplätze nicht genehmigungsfähig sind. Eine Genehmigung ist planungsrechtlich nicht möglich“, so Stadtsprecherin Susanne Wegemann. Es handele sich um einen „landschaftlich sensiblen Bereich“, Ziel sei der „sanfte Tourismus“.
Spielplatz und Streichelzoo weniger attraktiv
„Die Stadt hat sich sehr bemüht, kann aber eben nichts machen“, sagt Ina Stock-Tonscheid. Und auch in ihrer eigenen Brust schlagen zwei Herzen: „Ich verstehe die Stadt. Auch, dass sie sagt, nur weil beispielsweise der Berger Hof Außengastronomie hat, muss das nicht automatisch auch für andere erlaubt sein. Dennoch bleibt auch bei den Mitarbeitern ein bitterer Beigeschmack, es ist unbefriedigend, wir hatten damit kalkuliert“, sagt sie und bedauert, dass sie vom Verpächter nie eine Vollmacht für die Einsicht in die Akten erhalten hat. Denn immerhin hat der Landschaftsverband Westfalen-Lippe auch den Außenspielplatz gefördert. Die Sitzmöbel haben Menschen mit Behinderung selbst gefertigt. Fallen die Sitzplätze weg, verliert der Spielplatz deutlich an Attraktivität. Ebenso der Streichelzoo.
Keine Massengastronomie möchte Ina Stock-Tonscheid. „Oft haben auch einfach Wanderer die Bänke genutzt, Mitgebrachtes verzehrt“, sagt sie. Was für sie auch in Ordnung war.
Streit vor neun Jahren
Die Diskussion ist alt: Schon 2005 titelte die WAZ „Gemüsescheune wird zum Zankapfel“. Damals wurde berichtet, dass die Stadtverwaltung 40 Plätzen zugestimmt habe, aber 150 geschaffen worden seien. Anwohner beschwerten sich über starken Verkehr, Gastronomen darüber, dass sie schließlich auch nicht Gemüse vor den Gaststätten verkaufen würden. Einen Vorhaben- und Erschließungsplan gab der Rat damals in Auftrag. Um viele Sitzplätze geht es Ina Stock-Tonscheid nicht. 40 würden ihr genügen.