Hattingen. Noch vor einem Jahr hatte Jupp Schücking große Pläne. Viel Geld wollte er investieren in einen großzügigen Hofladen. Nun hat er für die Gemüsescheune Insolvenz beantragt. Doch die Sprockhöveler Familie Stock will den Betrieb wieder nach vorne bringen. Darum läuft der Verkauf weiter.
Ziemlich genau zwei Jahre ist es her, dass Jupp Schücking Gurken und Tomaten in die Kamera hielt und große Pläne für die Gemüsescheune verkündete. Weg mit dem Käse, her mit dem Speck – nicht nur eine kulinarische Neuausrichtung verordnete der neue Besitzer dem Traditionshof im Hügelland, indem er die Verbannung der Käsetheke und die Einrichtung einer „Speckeria“ mit Dutzenden Sorten von Speck, dazu Stockbrot und Rotwein, ankündigte.
Mehr noch – viel Geld wollte der gebürtige Westfale und Wahl-Holländer in die Hand nehmen. Den Hofladen großzügig ausbauen. Das Angebot beträchtlich erweitern. Saisonale Märkte etablieren. 180 zusätzliche Parkplätze anlegen. Einen Streichelzoo für Kinder einrichten. Den Spielplatz erweitern. Insgesamt kündigte er Investitionen in Höhe von einer Million Euro an.
Amtsgericht Nordhorn eröffnet Insolvenzverfahren
Jetzt geht Jupp Schücking, wie er im September 2010 kam – mit einer Pleite. Am Montag vergangener Woche eröffnete das Amtsgericht Nordhorn das Insolvenzantragsverfahren über das Vermögen der Sepa Gemüsescheune Hattingen GmbH. Insolvenzverwalter ist Hubertus Bange von der Kanzlei Lauscher und Schürmann in Greven.
Wieder steht die Gemüsescheune also am Scheideweg. Und wieder hat der Neuanfang bereits begonnen, ehe die alte Pleite abgewickelt ist. Wir erinnern uns: Als bekannt wurde, dass Landwirt Thomas Liethmann mit seinem Familienbetrieb Schulden in Höhe von 8,2 Millionen Euro angehäuft hatte, übernahm Investor Schücking 2008 zunächst die Biogasanlage (die er auch weiter betreiben will), 2010 dann für 550 000 Euro die Gemüsescheune.
Waren der Familie Stock stehen schon in den Regalen
Jetzt, da der Großunternehmer mit Firmensitz in Enschede seine Scheunenzeit in Hattingen beendet, steht Ina Stock-Tonscheid in den Startlöchern. Zusammen mit ihrem Mann betreibt die 34-Jährige in Sprockhövel bereits den Hof Stock. Und ist in der Gemüsescheune schon seit Monaten aktiv. Fest verabredet hatte sie mit Jupp Schücking, die Gemüsescheune zunächst pachten und kaufen zu können. Die Verträge waren bereits aufgesetzt.
Längst stehen Waren der Familie Stock in den Scheunen-Regalen. Sie sind von dem nun startenden Insolvenzverfahren nicht betroffen. Der Verkauf geht weiter. Und Ina Stock-Tonscheid hofft, dass sie möglichst schnell den Zuschlag als neue Besitzerin bekommt.
Zehn der zwölf Angestellten, die zuletzt im Laden arbeiteten, wollen weitermachen. Und sollen das auch, sagt Stock-Tonscheid. Schücking hatte allen gekündigt. Und das offenbar nicht fristgerecht.