Hattingen. . Auf einem Hattinger Friedhof sind Beerdigungen nach muslimischen Ritualen bereits seit 2002 möglich, doch darf dort nicht im traditionellen Leichentuch bestattet werden. Deshalb lassen viele Hattinger Muslime ihre Angehörigen in ihrem Heimatland beerdigen. In zwölf Jahren gab es nur sechs muslimische Bestattungen.

Das Friedhofs- und Bestattungsgesetz des Landes NRW soll ergänzt werden. Der Gesetzesentwurf sieht unter anderem vor, dass gemeinnützige Religionsgemeinschaften und religiöse Vereine selbstständig Friedhöfe betreiben können. Auch in Hattingen sind muslimische Bestattungen schon lange ein Thema, das bald neuen Schwung bekommen könnte. Was bereits feststeht: Auf Hattingens Friedhöfen wird es künftig mehr Kolumbarien geben.

Schon seit 2002 sind Bestattungen nach muslimischen Ritualen auf dem städtischen Friedhof in Welper möglich. Allerdings – so sieht es die Friedhofssatzung der Stadt vor – darf auch auf dem nach Mekka ausgerichteten Feld nur im Sarg bestattet werden, nicht im traditionellen Leinentuch. „Auch aus diesem Grund lassen viele Hattinger Muslime ihre Angehörigen in ihrem Heimatland beerdigen“, erklärt Erkan Cöloglu, Vorsitzender der Integrationsrates. Nur sechs muslimische Bestattungen zählte die Stadt in zwölf Jahren in Welper.

Bestattungsgesetz NRW enthält keinen Sargzwang

Bereits im Jahr 2012 wurde eine Änderung der Friedhofssatzung diskutiert und an den Integrationsrat weitergereicht. „Wir warten noch auf den Beschluss aus Düsseldorf“, erklärt Erkan Cöloglu. Im zuständigen Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter hofft man darauf, dass der Gesetzesentwurf zum Betrieb muslimischer Friedhöfe das Parlament noch vor der Sommerpause passiert.

Einige Städte, wie jetzt Witten, preschen vor und ermöglichen die Bestattung im Tuch. Verboten ist die nicht: „Das Bestattungsgesetz NRW enthält keine Regelung, die einen Sargzwang bestimmt. Der jeweilige Friedhofsträger kann daher in seiner Satzung regeln, dass Tuchbestattungen möglich sind“, heißt es in einer Erklärung des Ministeriums. In Hattingen signalisierte der Erste Beigeordnete Dr. Frank Burbulla schon im Jahr 2012, dass eine Änderung möglich sei.

Islamische Gemeinde Hattingen strebt eigenen Friedhof nicht an

Einen eigenen Friedhof strebt die islamische Gemeinde in Hattingen derzeit nicht an. Dafür sei die Nachfrage zu gering. „Das könnte ich mir eher auf Kreisebene vorstellen“, überlegt Cöloglu.

Neues gibt es auf dem Friedhof in Welper auch in Sachen Kolumbarien: Zu den 48 städtischen Urnenfächern in zwei Wänden könnten noch in diesem Jahr zusätzliche geschaffen werden. Einen Ortstermin für eine Erweiterung gab es bereits. Auf dem evangelischen Friedhof an der Bredenscheider Straße steht ein Ausbau schon fest. Im April wird ein neues Feld angelegt, auf dem neue Kolumbarien-Stelen gebaut werden. Denn die Nachfrage ist groß: Von den bestehenden 330 Kammern auf dem Friedhof sind bereits mehr als 300 belegt.

Auf den katholischen Friedhöfen Hattingens gibt es bisher keine Kolumbarien. Derzeit wird daran gearbeitet, die Friedhofssatzungen der fünf katholischen Friedhöfe anzugleichen. Bereits heute gibt es multikonfessionelle Friedhöfe, auf denen auch muslimische Bestattungen möglich sind. Mit der Gesetzesnovelle im Land will man die Möglichkeit für alle öffnen.