Hattingen. Claudia Roth besuchte die Türkisch-Islamische Gemeinde in Hattingen. Im Gespräch mit Gemeindemitgliedern diskutierte die Bundesvorsitzende der Grünen auch die Frage, wieso Predigten und Gebete in Moscheen nicht ins Deutsche übersetzt würden.

„Nicht die Herkunft oder der Nachname sollte über die Zukunft eines Menschen entscheiden“, gibt Claudia Roth zu bedenken, „sondern seine Fähigkeiten.“ Aus diesem Grund besucht die Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen an diesem Vormittag die Türkisch-Islamische Gemeinde an der Martin-Luther-Straße in Hattingen. Hier besichtigt Roth nicht nur die Innenräume der Moschee, sondern sucht ebenfalls gezielt das Gespräch mit den Gemeindemitgliedern und befragt ihre Gastgeber nach ihren individuellen Erfahrungen als Muslime in Deutschland.

Information über islamische Traditionen

Das Thema Integration bildet den Kern der Veranstaltung. Vorurteile müssten endlich überwunden werden, so die Politikerin, denn: „Die deutsche Gesellschaft ist bunt und vielfältig.“ Eine der größten Integrationsleistungen in unserem Land sei der Fußball, erklärt Roth – und lacht. Im Gespräch mit dem Vorsitzenden des Moscheevereins Ismail Tek sowie dem Vorsitzender des Integrationsrates der Stadt Erkan Cöloglu informiert sich Roth über islamische Traditionen ebenso wie über die Geschlechterrollen innerhalb der Religionsgemeinschaft.

Doch auch politische Themen kommen nicht zu kurz: „Warum nehmen Menschen, die in Deutschland aufgewachsen sind und hier leben, trotzdem die türkische Staatsbürgerschaft an“, möchte ein Gast wissen. Ismail Tek erklärt diesen Umstand mit den „Wurzeln in der alten Heimat“. Gerade für Menschen mit Migrationshintergrund sei eine Mehrstaatsbürgerschaft positiv, glaubt Claudia Roth. Kritisch sieht die Grünen-Bundesvorsitzende jedoch die Tatsache, dass auch in der Hattinger Gemeinde lediglich Imame aus der Türkei eingesetzt werden – die Vorbeter kommen jeweils für fünf Jahre mit ihren Familien aus der Heimat nach Deutschland um in den lokalen Moscheen zu beten.

Roth fordert deutsche Predigten in Moscheen

„Das ist ein Teufelskreis“, wirft Roth ein und richtet das Wort an Cöloglu: „Solange in Deutschland keine Imame ausgebildet werden, müssen Vorbeter aus der Türkei geholt werden, die oft nicht Deutsch sprechen.“ Die Ausbildung islamischer Theologen in Deutschland sei daher wichtig. Roths Frage, warum Predigten und Gebete in der Moschee nicht ins Deutsche übersetzt würden, trifft dagegen nicht bei allen Anwesenden auf Verständnis. „Wir leben doch in Deutschland und sprechen diese Sprache“, begründet Roth ihre Frage, die Zuschauer nicken zustimmend.

Ob in Zukunft denn ein Neubau der Moschee geplant sei, fragt die Politikerin. „Die Stadt hat positiv auf die Pläne eines Minarettbaus reagiert“, so Cöloglu. Widerstand erwarte die Gemeinde jedoch von der rechtsextremen Bewegung Pro NRW. „Muslime sollten in unserem Land nicht in Angst leben“, verurteilt Roth die Hetzkampagnen der Bürgerbewegung. „Nach der rechtsextremen Mordserie müssen diese Menschen das Vertrauen in die Sicherheit in unserem Land zurückerlangen.“

Roth besucht Moschee

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