Hattingen. Für einen Hattinger Hauptschullehrer hatte die Nachricht vom Tod der kranken Greta aus Bochum eine besondere Bedeutung: Bernd Schwanitz hat selbst gerade Stammzellen gespendet, weil sie möglicherweise das Leben eines Unbekannten retten können.

Morgens hat Bernd Schwanitz in der Zeitung gelesen, dass die Dreijährige aus Bochum gestorben ist, für die in einer Aktion „Gemeinsam für Greta“ Stammzellenspender gesucht worden waren. Das Thema geht dem 36-Jährigen besonders an die Nieren. Der Hattinger ist nicht nur selbst in der Spenderdatei enthalten. Seine Stammzellen sind geeignet, möglicherweise einem Menschen das Leben zu retten – und ihm soeben in Ratingen entnommen worden.

Stammzellenspende ist weniger präsent als Blut spenden

Am liebsten würde der Hauptschullehrer davon gar kein großes Aufheben machen. Er will sich nicht in den Vordergrund drängen. Erwartet, wenn es klappt, keine Dankbarkeit von dem Menschen, der seine Stammzellen bekommen hat. Seine Erfahrung mit dem Thema in seinem Umfeld drängt ihn jedoch dazu, es in der Öffentlichkeit bekannter zu machen. „Keiner weiß, wie’s geht“, ist sein Eindruck. Er hat gute Freunde, die regelmäßig Blut spenden, einen Organspenderausweis haben. Aber keine Ahnung von Stammzellenspende.

Sie wurde ihm nicht aus dem Knochenmark entnommen. Fünfeinhalb Stunden saß er mit einer Kanüle im Arm, „ich durfte mich nicht bewegen“. Die Ausbeute am Ende: „eine halbe Tasse Stammzellen, Klasse statt Masse“. Dass die Spende in den Ferien stattfand, war reiner Zufall. Für eine Voruntersuchung hatte Schwanitz frei bekommen.

Vor neun Jahren typisieren lassen

Vor neun Jahren hat ein Initiativkreis einen Spender für die junge Hattingerin Melanie Götz gesucht. Damals hat sich Schwanitz wie viele andere Blut abnehmen lassen, um der dreifachen Mutter zu helfen. Die Frau starb. Eine Chance zu überleben hat dagegen der Mensch, „dem am Donnerstag meine Stammzellen gespritzt wurden“, freut sich der Familienvater. Seine Tochter Emma ist zweieinhalb, der Sohn wird in drei Monaten erwartet. Die Aussicht ein Leben zu retten, gewinnt dadurch noch einmal eine ganz andere Bedeutung.

Vor zwei Jahren bekam Schwanitz schon einmal Post von der Westdeutschen Spender-Zentrale. Hat „acht Röhrchen Blut beim Hausarzt abgegeben“. Doch „es passte nicht“. Vor kurzem wiederholte sich die Prozedur – „und diesmal passt es“. Was das für ein Gefühl ist? „Das ist schon ergreifend, die letzte Rettung für jemanden zu sein.“

In drei Monaten Info über Gesundheitszustand des Empfängers

Wer seine Spende bekommen hat weiß der Lehrer für Mathe, Englisch und Technik bisher nicht. „Es kann eine Frau, ein Kind sein, die Spende kann in die ganze Welt ­gehen.“ Was er weiß: In drei Monaten kann er sich erkundigen nach dem Gesundheitszustand des Empfängers – was er auf jeden Fall tun will. Und in zwei Jahren könnten sich Spender und Empfänger kennen lernen. Hätte der Empfänger den Wunsch, würde Schwanitz auf jeden Fall Kontakt aufnehmen und „zunächst einen Brief schreiben, wenn von der anderen Seite die Nachfrage kommt“.

Beim Gespräch am Donnerstag – einen Tag nach der Spende – fühlt er sich gut. Vier Tage lang hat er sich vorher Medikamente gespritzt, die die Stammzellen im Blut erhöhen und vom Knochenmark ins Blut übertreten lassen. Wer das nicht kann, könne sich auch spritzen lassen.

Dass er sich hat typisieren lassen und damit als potenzieller Stammzellenspender registriert ist, war Bernd ­Schwanitz schon „ganz aus dem Sinn, nachdem es zweimal nicht passte“.

Jetzt ist er ganz ergriffen davon, dass man „mit so wenig Aufwand jemandem helfen kann“ und würde es immer wieder tun.