Hattingen. Die Stromtrasse zwischen Hattingen & Wuppertal wird runderneuert. Jetzt beginnen die Arbeiten – was gemacht wird und welche Auswirkungen es hat.

Der Umbau der Stromtrasse zwischen Hattingen und Wuppertal wird nun vorbereitet: Aktuell beginnen die Begehungen der Strecke, die Netzbetreiber Amprion aufrüsten will.

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Rund 18 Kilometer Trasse zwischen den Umspannwerken an der Isenbergstraße in Hattingen sowie Linde bei Wuppertal sollen von 220- auf 380-Kilovolt-Leitungen aufgestockt werden. Betroffen sind die Bereiche Wodantal, Eggendahl, Raffenberg, Am Geitling, Elfringhauser Straße, In der Porbecke/Porbecker Hof und Oberstüterstraße.

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Anschließend erreicht die Leitung Sprockhöveler Stadtgebiet: Hier sind die Ortsteile Gennebreck, Haßlinghausen und Obersprockhövel betroffen. Die Trasse reicht schließlich bis zum Umspannwerk Linde in Wuppertal-Ronsdorf.

Das ist der Plan: So wird die Stromtrasse in Hattingen verändert

Was passiert: Die Zahl der Leitungsseile wird verdoppelt. Statt zwei gehören künftig vier zu den tonnenschweren Leitungsbündeln. Drei davon werden sowohl in die eine Richtung und ebenfalls drei in Gegenrichtung installiert. Amprion geht bei der Planung davon aus, dass es neue Masten geben wird – bis zu 90 auf der gesamten Strecke. Zudem sollen auch die Seile ausgetauscht werden.

Masten werden bis zu 80 Meter hoch

Die Pläne des Netzbetreibers Amprion für die Stromtrasse zwischen Hattingen und Wuppertal sind gesetzlich im Bundesbedarfsplangesetz verankert. Die bestehenden Strommasten müssten für die geplante Höchstspannungsleitung knapp doppelt so hoch und auch wesentlich breiter gebaut werden. Bis zu 80 Meter hohe Masten sollen 24 Leiterseile tragen.

Die Protestler aus Schwelm sehen ein Erdkabel als Alternative zur oberirdischen Hochspannungsleitung und verweisen auf Regelungen im Landesentwicklungsplan NRW. Das Ziel sei es, Amprion dazu zu bewegen, sowohl die Möglichkeit für Erdkabel zu prüfen, als auch eine im Netzentwicklungsplan 2021 ausgewiesene bereits vorhandene Alternativroute zu nutzen, sagt Stefan Wähler, stellvertretender Vorsitzender des Vereins.

Warum hat sich Amprion zu dem Projekt entschlossen? Die Trasse von Hattingen nach Wuppertal-Linde gehört zu mehr als 100 Hochspannungstrassen, deren Kapazitäten erweitert werden. Die Begründung für alle Vorhaben lautet gleich: Windparks an der Nordsee sollen demnächst einen großen Teil des Stroms in Deutschland erzeugen. Für den Transport vom Norden in den Süden Deutschlands reichen die vorhandenen Leitungen dann nicht mehr aus.

Der Zeitplan hinkt bereits. Denn dass Biologen Flora und Fauna untersuchen, war bereits für August 2022 geplant – jetzt ist der Zeitraum von diesem April bis zum März 2025 vorgesehen. Es werden Register zu den Tier- und Pflanzenarten angelegt, auch der Vogelbestand wird unter die Lupe genommen. Diese Angaben braucht Amprion, wenn Baustellen angelegt werden. Anhand der Daten wird auch entschieden, ob Vorkehrungen zum Vogelschutz getroffen werden müssen, indem man beispielsweise Warnkugeln montiert.

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Hierfür werden öffentlich zugängliche Wege zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem Auto aufgesucht. Für die Kartierung sei auch das Betreten von Wäldern und Flächen abseits der Wege erforderlich, heißt es. Auch Horst- und Höhlenbäume werden dabei erfasst. Die Sichtkontrolle und Besatzüberprüfung der Horste an einzelnen Bäumen erfolgt durch Begehungen in der laubfreien Zeit. Dabei werden auch Bäume mit Spechthöhlen oder Fledermäusen untersucht.

Amprion will bis zum Jahr 2028 die rechtlichen Grundlagen schaffen

Wenn alle Untersuchungen und technischen Planungen zum Abschluss gebracht sind, folgt das Planfeststellungsverfahren. Amprion geht davon aus, dass bis 2028 die rechtlichen Grundlagen geschaffen sind, um mit dem Bau beginnen zu können. Wenn alles glatt läuft, soll die Trasse 2033 ans Netz gehen. Sollten bei den Arbeiten Flurschäden entstehen, können Entschädigungen bei Amprion geltend gemacht werden.

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In Schwelm formiert sich aktuell indes Widerstand gegen die Pläne: Unter dem rechtlichen Dach eines Vereins laufen Bürgerinnen und Bürger Sturm, haben sich als Ziel gesetzt, die Hochspannungsleitung, die Amprion quer durch Wohngebiete ziehen will, zu stoppen – weil sie etwa einen massiven Wertverfall der Immobilien in den Wohngebieten befürchten. Mehr als 50 Mitglieder hat der Verein bereits.

In Hattingen und Sprockhövel ist es indes noch ruhig. Hier führt die Trasse vor allem durch das dünner besiedelte Hügelland.