Hattingen. Ja, die Bahnstrecke von Hattingen über Witten nach Hagen soll wiederbelebt werden – die Pläne sind konkret. So ist der aktuelle Stand der Dinge.
Klimawandel, Energiekrise, Verkehrswende – auch für Hattingen stehen diese Punkte im Fokus. Gerade auch, was den Schienennahverkehr betrifft. Das ist der Stand der Dinge:
Soll die S-Bahnstrecke von Hattingen über Witten und Wengern bis nach Hagen wiederbelebt werden? Die Stadt sagt: Ja! Der Kreis sagt: Ja! Die Gutachter sagen: Ja! Was jetzt noch fehlt – und was an Haltepunkten am Alten Bahnhof, in Welper und an der Kemnade in Blankenstein verändert werden muss.
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Die Ruhrtalbahnstrecke verläuft weitestgehend am Fluss vorbei, ohne Verkehrsstress sicher eine attraktive Alternative für Berufspendler etwa. „Der Ausbau des ÖPNV-Netzes ist unabdingbar, um die Mobilitätswende zu erreichen und damit Klimaschutzziele umzusetzen“, erklärt Susanne Wegemann für die Stadt Hattingen. „Wir würden eine Reaktivierung der Strecke sehr begrüßen. Gerade in Städten, die ländlich geprägt sind, fehlt es an Angeboten, um vom Pkw auf umweltfreundlichere Transportmittel umzusteigen, und jedes neue Angebot ist ein wesentlicher Bestandteil zum Klimaschutz.“
17 Kilometer lange Strecke von Hattingen nach Wengern
Auf der rund 17 Kilometer langen Hauptstrecke zwischen Hattingen und Wengern-Ost fahren heute nur Güterzüge und die Museumsbahn, das aber regelmäßig. Dieser Abschnitt verläuft weitgehend eingleisig und ist nicht elektrifiziert.
Zukünftig soll es eine S-Bahn-Linie 22 geben, die von Essen über Hattingen bis nach Hagen fährt – im Jahr 2032 soll es soweit sein.
„Gemeinsam mit dem VRR will die Kreisverwaltung klären, ob es Möglichkeiten für eine Reaktivierung bis 2032 (mit Batteriefahrzeugen) geben könnte und ob ab 2040 eine Elektrifizierung der Strecke machbar ist“, so Kreissprecher Ingo Niemann auf WAZ-Anfrage. „Um gefördert zu werden, müssten beide Stufen in den ÖPNV-Bedarfsplan des Landes aufgenommen werden.“
Grundlage ist zum Beispiel eine genaue technische Planung und eine standardisierte Bewertung der Maßnahmen (Kosten-Nutzen-Rechnung). „Für diese Untersuchungen sind Planungsmittel notwendig – hier ist Landesförderung möglich. Allerdings ist der Topf gerade leer, die Suche nach Fördermöglichkeiten läuft.“
Das müsste an Hattingens Haltestellen gemacht werden
Was fest steht: An Hattingens Haltestellen müsste zum Teil einiges verändert werden – in Welper soll ein neuer Bahnhof entstehen!
„Da im Ortsteil noch keine Bahnhofs-Infrastruktur vorhanden ist, müssen dort am neuen zweigleisigen Begegnungsabschnitt zwei neue Außenbahnsteige inklusive der entsprechenden Zugangsanlagen vorgesehen werden“, wird im Gutachten erklärt. Dieser Bahnsteig würde aus Richtung Hattingen kommend vor dem Blankensteiner Tunnel im Bereich der Straße An der Kost entstehen. Es soll hierbei auch einen Gleisanschluss für die Firma Heroh geben.
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Zum Haltepunkt an Haus Kemnade in Blankenstein heißt es: „Der bestehende Steig östlich des Bahnüberganges bleibt unverändert, ein neuer Bahnsteig ist westlich des Bahnübergangs vorgesehen.“
Am Alten Bahnhof in der Innenstadt wird gegenüber des heutigen Bahnsteigs für die S 3 der alte Bahnsteig gegenüber reaktiviert, an dem Züge aus und nach Essen bis in die 1980er-Jahre angehalten haben. Hier ist heute der Güterverkehr und eben die Museumsbahn unterwegs.
Bahn-Reaktivierung Hattingen-Wuppertal
Die Reaktivierung alter Bahnstrecken wird im Zuge der angestrebten Verkehrswende für Klima- und Ressourcenschutz bundesweit vorangetrieben. Bereits im Frühjahr 2019 hatte der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) gemeinsam mit dem Bündnis „Allianz pro Schiene“ die Reaktivierung der etwa 27 Kilometer langen Strecke zwischen Hattingen und Wuppertal-Oberbarmen (heutige Glückauf-Rad- und Wandertrasse nach Sprockhövel) ins Spiel gebracht.
Seit mehr als 40 Jahren fahren hier aber keine Personenzüge mehr, vor mehr als 30 Jahren wurden die Gleise entfernt und der beliebte Rad- und Wanderweg auf- und ausgebaut. Deshalb ist eine Reaktivierung hier mehr als unwahrscheinlich – zumal die Stadt Hattingen jetzt die Asphaltierung der Trasse in Angriff nimmt und auf die Förder-Freigabe durch den Regionalverband Ruhr (RVR) wartet.
Der öffentliche Personenverkehr auf der Ruhrtalbahn-Strecke zwischen Hattingen-Mitte und Wengern-Ost wurde im Jahr 1971 eingestellt. Eigentümer des Streckenabschnitts ist heute der Regionalverband Ruhr. Die Schätzung der Investitionskosten für diese Strecke liegt bei 55 Millionen Euro (Basis sind Preise von 2022). Um Preissteigerungen und andere Unsicherheiten zu berücksichtigen, wurden noch mal 30 Prozent oben draufgeschlagen – damit liegen die Kosten bei 77 Millionen Euro.
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Die Gutachter erwarten rund 200 Fahrgäste pro Stunde zu Spitzenzeiten auf der neuen Strecke. Ihre abschließende Bewertung: „Insgesamt bleibt festzuhalten, dass es sich bei dem Vorhaben, unter den Bedingungen der Machbarkeitsstudie, um ein volkswirtschaftlich rentables Projekt handelt.