Hattingen. Von der ältesten Medizin kann jeder profitieren. Neurologie und Komplementärmedizin am EvK Hattingen helfen bei Parkinson und Multipler Sklerose.
Saure Früchte in Joghurt, Fleisch in Sahnesauce: Das tut dem Körper nicht gut, so eine Erkenntnis der ayurvedischen Ernährungstheorie. Wie Ayurveda zum Gesundbleiben beitragen oder bei Parkinson und Multipler Sklerose helfen kann, weiß das Team der Abteilung für Neurologie und Komplementärmedizin der Klinik für Neurologie am Evangelischen Krankenhaus (EvK) Hattingen. „Wie wir arbeiten, ist weltweit einzigartig“, sagt die leitende Ärztin Dr. Sandra Szymanski.
Sie ist schulmedizinisch ausgebildet und arbeitet - das ist ihr wichtig - mit in Indien ausgebildeten Ayurveda-Ärzten zusammen. Auf Augenhöhe, im Team. Ohne Vorbehalte. Denn sie sieht, wie das Zusammenspiel beider Medizinrichtungen dem Wohl der Patienten dient. Deshalb will das Team auch den wissenschaftlichen Beweis der Wirksamkeit von Ayurveda führen. „Wir haben bereits die ersten Ergebnisse publiziert.“ Es gibt wissenschaftliche Kooperationsvereinbarungen.
Ayurveda und Schulmedizin: EvK Hattingen bietet einzigartiges Konzept
„Ayurveda heißt Wissen vom Leben und ist die älteste Medizinrichtung“, sagt Sandra Szymanski von der Klinik für Neurologie der Augusta Kliniken Bochum, zu denen das EvK in Hattingen zählt. Die Ernährung ist ein wichtiger Baustein bei Ayurveda.
15 Jahre Neurologie und Komplementärmedizin
Seit 15 Jahren gibt es die Abteilung für Neurologie und Komplementärmedizin am Evangelischen Krankenhaus Hattingen. Sie wurde 2009 von Prof. Dr. Dr. Horst Przuntek gegründet und mit Unterstützung von Dr. Sandra Szymanski sowie den Ayurveda-Ärzten Dr. Sunil Kumar und Dr. Sandeep Nair aufgebaut. Zur Geburtstagsfeier kam der Botschafter der indischen Regierung in Deutschland aus Berlin nach Hattingen.
Die Klinik hat nach eigener Auskunft Erfolge in der kombinierten und ganzheitlichen Therapie der beiden medizinischen Systeme Schulmedizin und Ayurveda. Das innovative Behandlungskonzept ist zertifiziert. Anfang 2023 stellte Sandra Szymanski es auf dem G20-Gipfel vor.
Ayurveda geht von einer Einheit von Körper, Geist und Seele aus, ist also ein ganzheitlicher Ansatz. Danach gibt es drei Bioenergien, Doshas genannt. Ist ihr Gleichgewicht gestört, verursachen sie Krankheiten. Die Behandlung setzt auf gesunde Ernährung, Yoga, Atemübungen, Kräuter, Gewürze und physikalische Therapien. „Für uns ist Ayurveda nicht alternativ, sondern komplementär“, betont die EvK-Ärztin.
Komplexbehandlung mit schulmedizinischen und Ayurveda-Behandlungen
Das heißt beispielsweise bei Parkinson-Patienten: Sie erhalten eine Komplexbehandlung, bekommen Logo-, Ergo-, Physiotherapie, aber eben auch beispielsweise auf sie individuell abgestimmt ayurvedische Massagen, Yoga, Güsse und Co. sowie eine individuelle ayurvedische Ernährung.
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Viel Aufklärungsarbeit leisten die Ärzte, leiten auch an zum Achtsam-Sein. „Die Ernährung ist eine wichtige Säule des Erfolgs. Die Nahrung muss leicht verdaulich sein“, erklärt Sandra Szymanski. Warme Nahrung sei darum besser als kalte, gekochtes Gemüse besser als rohes. Eine 180-Grad-Wende müssen die Betroffenen dabei gar nicht machen. „Oft reicht es, auch Tipps zu beachten.“
Ayurveda-Tipps können jedem Menschen helfen
Dazu zählt, nicht mit vollem Magen ins Bett zu gehen, lieber zwei, drei Stunden vorher zu essen, drei warme Mahlzeiten am Tag einzunehmen. Ein Riesen-Salat-Teller am Abend ist gut gemeint, aber schwer verdaulich. Kühlschrank-kalte Getränke stören das „Verdauungsfeuer“ - ein Tee mit frischem Ingwer am Morgen regt den Appetit und die Verdauung an. „Meistens merken wir ja auch, was uns bekommt und was nicht.“
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Ziel ist es, dass Nahrung möglichst optimal verdaut wird - und nicht „Stoffwechselschlamm“ im Magen-Darm-Trakt bleibt. „Es spricht nichts gegen auch mal ein Stück Torte, gegen ein Bier oder ein Glas Wein. Aber die Basis muss stimmen.“ Und: Die Ayurveda-Küche ist „regional adaptiv“, ist regional-saisonal frisch.
Sandra Szymanski: „Wir bieten eine sehr persönliche Medizin“
„Wir bieten eine sehr persönliche Medizin“, sagt Sandra Szymanski. Das Ziel: Die Symptome chronischer Krankheiten zu lindern oder zu beseitigen. Entsprechend lang ist inzwischen die Wartezeit: Drei bis vier Monate müssen Patienten, die aus ganz Deutschland kommen, warten, um sich hier behandeln zu lassen. Die Patienten bekommen einen Impuls, den sie dann daheim im Alltag umsetzen.
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